Dogfights Top Gun trifft Terminator: KI-Kampfjet fliegt erfolgreich erste Testkämpfe gegen menschliche Piloten

Die Vista X-62A ist das Schulflugzeug der US-Airforce. Nun flog sie erstmals ein Kampftraining gegen echte Piloten. Hier ist sie bei ihrem ersten KI-Flug zu sehen – in Rückenlage.
Die Vista X-62A ist das Schulflugzeug der US-Airforce. Nun flog sie erstmals ein Kampftraining gegen echte Piloten. Hier ist sie bei ihrem ersten KI-Flug zu sehen – in Rückenlage.
© US Airforce / PR
Der Luftkampf in Sichtweite – Dogfighting genannt – ist die Königsdisziplin für Kampfjet-Piloten. Die Airforce hat nun erstmals einen KI-gesteuerten Jäger erfolgreiche Testkämpfe absolvieren lassen. Begeistert ist man dort aber, weil sich die KI gerade nicht wie Tom Cruise benimmt.

Spätestens seit "Top Gun" sind die waghalsigen Flugkünste der Kampfjet-Piloten auch im Mainstream bekannt. Dass ein KI-gesteuerter Jet die engen Kontakte und komplizierten Gegenmanöver in Hochgeschwindigkeit absolvieren konnte, ist ein echter Durchbruch für die automatisierte Luftfahrt. Um Dogfights, Luftkämpfe, geht es dabei aber nicht primär.

Das erklärt ein Videoclip, in dem die US Airforce ihren KI-Erfolg dokumentiert und durchaus auch feiert. In dem Test steckte jahrelange Vorbereitung: Die KI wurde im Simulator trainiert, bevor sie erstmals ein echtes Flugzeug steuern durfte. Der Vista X-62A, ein extrem modifiziertes Modell einer F-16, hatte bereits seit Ende 2022 erste Testflüge mit KI-Steuerung absolviert, bis es im September vergangenen Jahres so weit war und die ersten Nahkampf-Tests in der Luft erfolgten.

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US-Airforce: Das Ziel ist (noch) nicht der KI-Luftkampf

In einem Kampfszenario trat der KI-Jet gegen eine von einem Menschen gesteuerte F-16 an. Auch in der Vista saßen zwar zwei menschliche Piloten, sie sollten aber in erster Linie die Flugdaten überwachen, verschiedene KI-Modelle durchprobieren sowie im Notfall eingreifen. Im Testkampf war das nicht nötig: Obwohl die Jets mit fast 2000 km/h durch die Luft krachten, sich dabei weniger als 600 Meter aneinander annäherten, landeten beide Jets am Ende wohlbehalten am Boden. Aus Flugsicht war der KI-Test damit ein voller Erfolg, wie die KI sich im Kampf selbst schlug, verrät die Airforce allerdings nicht.

Wohl auch, weil das eigentlich nicht das Ziel war. "Bei den Programmen geht es nicht primär um Dogfighting", erklärt Lieutenant Colonel Ryan Hefron. Er leitet das ACE genannte KI-Flugprogramm im Auftrag der Forschungsabteilung des Pentagons. "Es geht uns darum, Vertrauen in verantwortlich genutzte KI aufzubauen", erläutert er. "Unsere Haupterkenntnis ist, dass wir das sicher und effizient umsetzen können."

KI-Pilot im Kampf

Der Airforce geht es aktuell also noch weniger um Kampffähigkeiten eines KI-Jets, sondern vielmehr um die Sicherheit beim Fliegen. Dabei sind moderne KI-Ansätze eine echte Herausforderung. Während klassische Autopiloten eigentlich nur Regeln abarbeiten und die menschlichen Piloten entlasten, sollen mit Maschinenlernen trainierte KIs die Jets irgendwann komplett selbst steuern können – ohne sich dabei in Gefahr zu bringen.

Das ist schon im normalen Flugbetrieb schwer genug. Die Vista X-62A ist deshalb des perfekte Trainingsvehikel: Das ehemalige Schulflugzeug der Airforce ist kein schnöder Kampfjet, sondern im Prinzip ein Flugsimulator, der wirklich abheben kann. Mit allerlei Modifikationen lassen sich die Flugeigenschaften der Maschine gezielt vom Boden aus ändern. So kann man nicht nur verschiedene Flugzeugtypen simulieren, sondern auch Ausfälle von Systemen oder andere extreme Bedingungen.

Auch KI muss in den Simulator

Auf einen Dogfight würde aber auch das nicht vorbereiten. Während ein klassischer Flug relativ vorhersehbar abläuft, ist beim Nahkampf in der Luft das Gegenteil der Fall: Sie sind selbst dann hochgefährlich, wenn kein einziger Schuss fällt. Die Jets rasen in nächster Nähe aneinander und umeinander durch die Luft, wechseln in riskanten Manövern die Flugrichtung. Entsprechend schnell muss ein Pilot – ob echt oder KI– seine Entscheidungen treffen.

Beim Training der KI kam der Airforce die moderne Simulationstechnik zugute. Die KI lernte wie angehende Piloten zunächst im Simulator, absolvierte dort auch erste Testflüge gegen menschliche Gegner. Und das mit vollem Erfolg: Von fünf Kämpfen konnte die KI jeden für sich entscheiden (hier erfahren Sie mehr). Erst als man sicher war, dass die KI wirklich bereit war, entschied man sich zum ersten Testkampf.

Gefährliche Dogfights

"Dogfighting ist eine wichtige Herausforderung, um die Sicherheit zu testen", bekräftigt James Valpiani, der Kommandant der Airforce-Flugschule, im Video. "Es ist inhärent extrem gefährlich. Und damit eine der schwersten Fähigkeiten, die ein Pilot meistern muss." Wie gefährlich zeigt auch das Pentagon-Video: Zwischen 2000 und 2016 kam es demnach zu 27 Zusammenstößen in der Luft, 23 Flugzeuge wurden beschädigt, 32 zerstört. Die Leben von 12 Piloten fielen den Crashs zum Opfer.

Um zu zeigen, wie sicher die KI-Jets fliegen, will deshalb demnächst sogar der Staatssekretär der Airforce, Frank Kendall, in den KI-Jet einsteigen: Er werde demnächst einen Testflug wagen, erklärte Kendall der "Defense News." "Es wird  ein Pilot mit an Bord sein und gemeinsam mit mir der autonomen Technik beim Fliegen zusehen", erläutert er den nicht näher terminierten Flug bei einer Anhörung des Budget-Ausschusses. Und witzelte: "Hoffentlich müssen weder er noch ich am Ende das Flugzeug steuern."

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