Destination-Weddings sind hoch im Kurs, statt im heimischen Standesamt wird an einem tollen Ort irgendwo auf der Welt geheiratet. So werden Reise und Hochzeit kombiniert – die Kosten schnellen allerdings in die Höhe. Eine junge Frau aus New York träumt auch von einem rauschenden Fest – am anderen Ende der Welt, in Neuseeland. Allerdings haben offenbar weder sie noch der Bräutigam vor, die Kosten zu tragen. Das junge Paar denkt hier sehr traditionell: Der Vater der Braut soll die Brieftasche öffnen. Eine grobe Schätzung ergab einen Betrag von 200.000 US-Dollar.
Rat in der AITA-Gruppe
Unter dem Pseudonym u/Solid-Pass 8944 suchte der Vater Rat auf Reddit. In der bekannten "Am I The Asshole"-Community. Denn er wollte das Geld nicht zahlen und sofort galt er als A—hole in der Familie. Sein Problem dabei: Das Geld ist vorhanden, dem Vater geht es ums Prinzip. So eine Protzhochzeit halte er für eine schamlose Zurschaustellung von Reichtum, schreibt er. Andererseits hatte er bereits zugesagt, die Kosten der Hochzeit zu übernehmen – nicht ahnend, dass sie buchstäblich am entgegengesetzten Ende der Welt stattfinden sollte.
Und nun war nicht nur seine Tochter enttäuscht, sondern auch seine Gattin – beide sind in den Redestreik getreten. So machen sie ihn mürbe: "Meine Tochter redet nicht mit mir, meine Frau auch nicht. Das bringt mich zum Nachdenken: Soll ich in den sauren Apfel beißen und das Geld verbrennen, um die Traumhochzeit meiner Tochter Wirklichkeit werden zu lassen – oder soll ich meine Familie verärgern?"
Idealistische Expertin
Im Magazin "Newsweek" bewertet Diane Gottsman, eine Expertin für nationale Etikette von der Protocol School of Texas, den Fall. Gottsman wirft dem Vater der Braut nicht Geiz, sondern Bevormundung vor. Er könne nicht bestimmen, wo und wie die jungen Leute heiraten solle. Das sei eine Machtdemonstration. Er solle ihnen die Freiheit der Entscheidung lassen, auch wenn er selbst so eine Hochzeit ablehnen würde. Andererseits sind die jungen Menschen Erwachsene, die für ihre Entscheidungen auch verantwortlich sind. Gottsman glaubt, dass Problem sei zu lösen, in dem der Vater seinen Segen zu der Hochzeit gibt – das Geld aber nicht überweist. Oder eben nur den Teil, den eine Heirat daheim kosten würde.
u/Solid-Pass8944 hat den Beitrag nach einigen Tagen bearbeitet und er hat offenbar vor der weiblichen Machtdemonstration kapituliert: "Wenn meine Frau so einen Wirbel darum macht, ist das ein Kampf, den ich ein anderes Mal ausfechten werde." Doch es bleibt nicht bei dem Kniefall. Der Vater scheint ein ausgeschlafener Geschäftsmann zu, etwas verklausuliert deutet er an, die unmoralischen Hochzeitskosten woanders wieder reinzuholen: "Wenn sie das Spiel spielen wollen, werde ich beiden sagen, dass sie das Geld entweder für die Hochzeit oder für ihr Haus bekommen können." Der Papa-Zuschuss für den Hauskauf soll entsprechend gekürzt werden. Damit bringt er sein verwöhntes Töchterchen in eine schwierige Lage.