Es gibt Typen, die funktionieren nur im Urlaub. Wenn man nach drei Mojitos in der prallen Sonne und "Sunshine Raggae" in der Endlosschleife schon ganz wuschig in der Birne ist, haben sie mit platten Sprüchen und leeren Versprechungen leichtes Spiel. Diese neun Typen sind besonders "gefährlich":
Der Sänger
Hier triffst du ihn: Gili Islands, Sansibar, Bahamas
Erkennungsmerkmale: Dreadlocks, die bis zum Hintern reichen. Breites Grinsen. Rote Augen.
Das fasziniert uns: Er ist der Frontman einer Bob-Marley-Coverband und hat so etwas ... Mitreißendes! Auffällig: In der ersten Reihe seiner Auftritte stehen nur Frauen. Alle wollen ihn. Weil er Leichtigkeit, Lebenslust, und Sex verkörpert. Das Gegenteil jener blassen Computernerds und Anzugaffen, die einem zu Hause (schlimmstenfalls via Tinder) den Hof machen. Du träumst davon, ihn mit einem Tamburin zu begleiten. Abend für Abend.
Der Haken: Du bist eine von vielen. Stell’ dich schonmal hinten an!
Der Animateur
Hier triffst du ihn: Mallorca
Erkennungsmerkmale: Badehose, Megaphone
Was uns fasziniert: Sein sportlicher Körper, den er am Pool zur Schau stellt, während er in sein blödes Megaphone brüllt: "Und jetzt alle: Zieh dich aus kleine Maus, mach dich nackig!"
So kriegt er uns: Mit einer privaten Führung durch das All-inclusive-Hotel, mit Stopps an jeder Bar, wo er dir augenzwinkernd "Sex on the beach" spendiert.
Der Haken: Auch ohne Megaphone redet er viel zu laut, sein Vorname ist Kevin und er kommt eigentlich aus Oberhausen, wo er noch bei Mutti im Keller wohnt. Außerdem lässt er selbst im Bett den Animateur raushängen: "Let's go! Come on! Allright! Und jetzt alle!"
Der Spirituelle
Hier triffst du ihn: Indien, Kambodscha, Ibiza (meditierend)
Erkennungsmerkmale: Turban, bunte Wallawalla-Klamotten, "tiefsinnige" Tattoos ("You only live once"), Federn im Haar usw.
Was dich fasziniert: Die westliche Welt mit ihren kapitalistischen Werten hat er hinter sich gelassen, um in einem Ashram eine Ausbildung zum Yogalehrer zu machen. Nonstop gibt er spirituelle (Möchtegern-)Weisheiten von sich, lädt dich zu grünen Smoothies ein, spricht die Sprache der Einheimischen, isst gegrillte Heuschrecken, präsentiert sich als allwissende, coole Socke.
Der Haken: Seine Unerschrockenheit wirkt wie ein Aphrodisiakum auf brave Westlerinnen mit 40-Stunden-Woche und Bausparvertrag – aber nur, bis sie kapieren, dass auch der "Spirituelle" bloß auf der Flucht vor seinem alten Ich (samt Exfrau, Schuldnern, Kinder etc.) ist.

Henriette Hell: Love from Hell
Henriette Hell wurde 1985 geboren und arbeitet als Journalistin/Autorin in Hamburg und unterwegs auf ihren Reisen rund um den Globus. Ihr Buch "Achtung, ich komme! In 80 Orgasmen um die Welt" ist 2015 erschienen und wurde prompt zum Bestseller. 2017 folgte "Erst kommen, dann gehen – Die Sexbibel fürs 21. Jahrhundert". Henriette schreibt gerne, ehrlich und lässig über Sex, weil sie findet, dass das viel zu wenig Leute tun.
Der Surflehrer
Hier triffst du ihn: Peru, Bali, Jamaika ...
Erkennungsmerkmale: strohblondes, schulterlanges Haar (notfalls gefärbt), Surfbrett unterm Arm, Flipflop
Hier hängt er ab: Am Strand (sein Arbeitsplatz)
Seine Masche: "Hey, Baby, schonmal auf ‘ner Welle geritten?" Später dann: Intensiver Körperkontakt bei den "Trockenübungen" im warmen Sand.
Was uns fasziniert: Er kennt den Ozean wie seine Westentasche, ist ein echter Naturbursche. Im knietiefen Wasser nimmt er unsere Hand und raunt uns zu, dass wir ihm vertrauen können und er auf uns aufpasst – egal, was passiert. Seufz!
Der Haken: Große Versprechungen, kleiner Penis
Der Latin-Lover
Hier triffst du ihn: Argentinien, Mexiko, Brasilien – Südamerika halt
Erkennungsmerkmal: Gitarre, Goldkettchen
Was uns fasziniert: Er sitzt mit zerrissener Jeans und aufgeknöpftem Leinenhemd am Strand, spielt Gitarre, singt dir Liebeslieder und nennt dich "Hermosa"
So kriegt er uns: Er erzählt dir von seiner schweren Kindheit in den Slums und davon, wie einst seine große Liebe in seinen Armen starb, weil sie von einer rivalisierenden Gang erschossen wurde. Jetzt schlägt er sich durch – mit Nebenjobs.
Der Haken: Dates mit ihm ähneln einer Therapiesitzung. Während er sich stundenlang über seine harte Jugend auslässt und dabei immer wieder in Tränen ausbricht, darfst du ihm zur Beruhigung zärtlich die Füße massieren.
Der Masseur
Hier triffst du ihn: Sri Lanca, Malediven, Vietnam
Erkennungsmerkmale: zierlich, sanft, leise
So kriegt er uns: Mit seinen zarten Händen knetet er dich nach einem ätzenden Langstreckenflug oder drei Wochen Backpacking durch den Dschungel von oben bis unten durch. "Uhhhhhhh", entfährt es dir, als er sich den Innenseiten deiner Oberschenkel widmet. "Jetzt bloß nicht aufhören", möchtest du ihm zurufen. Traust dich aber nicht. Fest steht: Der Mann weiß, was dir gut tut. Im Bett bestimmt auch ...
Der Haken: Er ist stockschwul. Seine Zärtlichkeiten sind, logisch, rein geschäftlich. Aber er ist clever und weiß, dass kleine Flirts das Business beleben.

Der Spring-Breaker
Hier triffst du ihn: Kalifornien, Mexiko oder Miami, Ende Februar
Erkennungsmerkmale: Hawaii-Hemd, barfuß, wankend mit einem riesigen Freibier in der Hand
Was uns fasziniert: Er ist Anfang 20, ein durchtrainierter Footballer, willig – und wir glauben, dass wir uns nochmal in unsere Twenties zurückbeamen können, wenn wir mit ihm knutschen.
So kriegt er uns: Er hebt uns ohne Vorwarnung hoch, trägt uns auf die Tanzfläche und bringt uns mit verrückten Moves zum Lachen. Wir verknallen uns in seine süße Zahnlücke.
Der Haken: Seine Clique folgt euch auf Schritt und Tritt – ihr seid praktisch nie ungestört. Macht aber nichts, denn seine fehlenden Sex-Skills (er ist halt erst Anfang 20) hätten dich ohnehin schwer schockiert.
Der Tourguide
Hier triffst du ihn: Kenia, Tansania, Peru
Erkennungsmerkmale: Weiß, wo's langgeht
Was uns fasziniert: An seiner Seite kletterst du hoch bis nach Maccu Picchu oder auf den Kilimandscharo. Er fährt mit dir durch den Serengeti Park, zeigt dir Löwen, Nashörner und dringt mit dir in Welten vor, die du noch nie zuvor gesehen hast. Der Zauber des ersten Mals schwebt über allem, was ihr tut. Ein Zustand, der süchtig macht.
Der Haken: Er ist bloß deshalb Tourguide geworden, weil er so einfacher an die wohlhabenden Mzungus bzw. Gringos herankommt. Neben dir hat er noch zig Nebenfreundinnen in Europa, die ihm alle monatlich Geld überweisen – für seine "kranke Großmutter".
Der Barkeeper
Hier triffst du ihn: Spanien, Italien, Türkei
Erkennungsmerkmale: Cocktailshaker
So lernst du ihn kennen: "Habt ihr 'ne Happy Hour?", fragst du den jungen Mann hinter der Bar, der gerade geschäftig Limonen und Minze zerstampft. "No, but always happy ending", strahlt er zurück. Du überlegst kurz, ehe du bestellst: "Okay, great, one Caipi, please." Spätestens nach dem dritten bist du fällig. "Lust auf einen Spaziergang? Ich hab' jetzt Feierabend und kenn' eine traumhafte einsame Bucht ..."
Darum kriegt er dich: Obwohl dir klar ist, dass er vermutlich Routine im Abschleppen von untervögelten touristas hat, wird dir ganz schwindelig, als er deine Hand nimmt. Du beschließt kurzerhand: "Das hier gönn' ich mir jetzt einfach mal."
Der Haken: Was er besonders romantisch findet? Kein Kondom zu benutzen, um dich noch "intensiver" zu spüren. Der Ar***!