Wenn Sie bei Google "olympisches Dorf" eingeben, stoßen Sie momentan automatisch auf den Begriff "Sex Games" und können viele hämische Berichte darüber lesen, dass in Rio gerade rekordverdächtige 450.000 Gratis-Kondome an die offenbar "dauergeilen Nymphioniken" verteilt wurden.
Wäre ja auch nichts Neues. Schon häufig haben Sportler bereitwillig schlüpfrige Details über ihre Erfahrungen im olympischen Dorf ausgeplaudert. So schätzte der US-Schwimmer Ryan Lochte die Sex-Rate bei Olympioniken einst auf "70 bis 75 Prozent". Der ehemalige Sportschütze Josh Lakatos behauptete gar: "Ich betrieb ein Bordell im olympischen Dorf. In meinem ganzen Leben habe ich noch nie so viele Ausschweifungen gesehen!" Und US-Skiläuferin Carrie Sheinberg verriet mal: "Entweder man gewinnt eine Medaille, oder man schläft mit einem heißen Typen."

Henriette Hell: Love from Hell
Henriette Hell wurde 1985 geboren und arbeitet als Journalistin/Autorin in Hamburg und unterwegs auf ihren Reisen rund um den Globus. Ihr Buch "Achtung, ich komme! In 80 Orgasmen um die Welt" ist 2015 erschienen und wurde prompt zum Bestseller. 2017 folgte "Erst kommen, dann gehen – Die Sexbibel fürs 21. Jahrhundert". Henriette schreibt gerne, ehrlich und lässig über Sex, weil sie findet, dass das viel zu wenig Leute tun.
Von wegen Sodom und Gomorra
Warum sich nun ausgerechnet Olympioniken ständig dazu hinreißen lassen, intime Details aus ihrem Arbeitsumfeld zum Besten zu geben, ist mir schleierhaft. Schlimm finde ich es allerdings nicht. Was mich nervt, ist viel eher die Tatsache, dass augenblicklich alle so tun, als wäre das olympische Dorf so etwas wie das Sodom und Gomorra des Sports. Verlogen und albern ist das! Denn sind wir doch mal ehrlich, Leute: gevögelt wird immer und ausnahmslos überall. Auf Betriebsausflügen. In Flugzeugtoiletten. In der Sauna. Auf Geschäftsreisen. In Möbelhäusern. Auf Kur. Und wahrscheinlich sogar im All. Diese Woche wurde sogar ein Pärchen beim öffentlichen Liebesspiel in der Neuköllner Hasenheide erwischt – und hat einfach weitergemacht.
Und wenn Sie jetzt mal an Ihre letzte betriebliche Weihnachtsfeier zurückdenken – fällt ihnen da nicht auch die ein oder andere schlüpfrige Geschichte ein? Naaa? Die Sache mit Herrn Müller und der Praktikantin im Aufzug zum Beispiel? Tja, wen wundert's, denn sexuelles Verlangen ist nun mal keine Frage der Branche – sondern der Gelegenheiten. Und, hey, was würden Sie tun, wenn Sie bei den Wettkämpfen früh ausscheiden und dann beim Abendessen so eine knackige Beachvolleyballerin oder einen durchtrainierter Schwimmer kennenlernen würden? Na, eben.
Und nun zum Sex
Also widmen wir uns doch lieber weitaus wichtigeren Fragen: Sind sportliche Menschen eigentlich generell besser im Bett? Stichwort: Ausdauer. Da fällt mir ein Mann ein, den ich mal in meinem Boxkurs kennengelernt habe. Er war groß, muskulös, ein echtes Kraftpaket. Beim Sex konnte er mich mit Leichtigkeit in alle möglichen und unmöglichen Positionen (u. a. die "Zange") heben und bugsieren. Ich musste eigentlich kaum noch etwas machen, was zur Abwechslung mal ziemlich praktisch war. Manchmal hatte ich allerdings auch das Gefühl, dass er den Sex mit mir eher als eine Art zusätzliche Trainingseinheit begriff ("Los, ich trag' dich noch mal rüber in die Dusche! Komm, eine Runde schaffen wir noch – nur nicht schlapp machen!") als die intime Verschmelzung zweier Liebenden. Von einem guten Gläschen Wein ("Alkohol ist Gift für meinen Körper!") oder netten Restaurantbesuch ("Mir genügt mein Eiweißshake ...") durfte ich außerdem gar nicht erst anfangen. Auf Dauer war es mit ihm deshalb ganz schön anstrengend und wenig sinnlich. Ins Ziel geschafft haben wir beide es übrigens trotz akrobatischer Verrenkungen so gut wie nie. Er fand nämlich, ganz der Sportler: "Dabei sein ist alles!"
Spätestens da wurde mir klar, dass auch Spitzensportler im Bett nur mit Wasser kochen.