Jugendliche in den USA gucken stundenlang Fernsehen, sitzen bei McDonald's herum oder hängen in Shopping Malls ab - so weit die Vorurteile. Aber was machen die jungen Amerikaner nun tatsächlich, wenn nach der Schule der Tag noch einmal neu beginnt? Zum Beispiel geben sie eine Zeitung heraus, spielen in Bands, entwerfen Roboter - und versuchen, die Welt ein wenig zu verändern.
Der EinmischerJake, wie bringst du deine Meinung unters Volk?
Ich arbeite für eine alternative Schulzeitung an unserer High School. Wir sind ein freies Forum für alle und drucken fast alles, was wir geschickt bekommen. Die Zeitung wird in der Schule verteilt und ist sehr beliebt, deshalb steigt die Auflage.
Schreibst du auch selbst?
Ja, zum Beispiel, wie sich politische Konzepte zu dem verhalten, was bei uns in der Schule vorgeht. Einmal habe ich in der Schulbücherei einfach die Menge der religiösen Bücher gezählt. Es gab mehr als 60 Bibeln, aber keine Ausgabe des Koran oder ein hinduistisches oder buddhistisches Buch. Da habe ich dann über das Thema Religion in unserer Schule geschrieben.
Wie war bisher die Reaktion deiner Freunde und von Fremden?
Die meisten meiner Freunde finden das ziemlich cool. Es ist komisch, wie viele Leute auf mich zukommen und mit mir reden, auch wenn ich sie nie vorher gesehen habe. Das liegt daran, dass die Zeitung viel weitergereicht wird, auch an Eltern.
Gegen oder für was bist du so aktiv?
Es gibt viele Dinge, an die ich glaube. Ich engagiere mich stark gegen die Globalisierung. Aber ich hänge nicht nur an einer Sache, es gibt eine Menge, die mich beschäftigt. Wir haben auch ein Grundrecht für Schüler veröffentlicht.
Wie sieht das aus?
Wir verlangen grundlegende Rechte - viele stehen bereits im kalifornischen Erziehungsgesetzbuch. Zum Beispiel haben wir das Recht auf freie Meinungsäußerung, aber manchmal denkt die Schulverwaltung da anders.
Meinst du, dass deine Leser bei solchen Sachen noch mitkommen?
Meistens verstehen die Leute schon, was ich sagen will. Nicht jeder in der Schule vielleicht, aber immerhin halten sie mich nicht für verrückt.
Jeff Chorney
Die TierfreundinMeghan, was kannst du dir aus deinem Leben nicht mehr wegdenken?
Tiere! Ich wollte auch schon immer Tierärztin werden, seit ich denken kann.
Und welche Tiere würdest du gern verarzten?
Da bin ich mir noch nicht so sicher. Im Moment interessieren mich Großkatzen am meisten. Am liebsten würde ich in einem Ort in Australien arbeiten, der Tiger Island heißt, dort gibt es nichts als Tiger.
Was für Tiere hast du selbst zu Hause?
Ich habe zwei Hunde und vier Pferde. Und bald noch ein Fohlen, denn unsere Stute ist gerade trächtig. Meine ganze Familie reitet und hilft mit, aber ich mache die meiste Arbeit.
Warum gerade du?
Ich finde, dass ich auch für ein Tier sorgen muss, wenn ich mir schon eins zulege.
Kümmerst du dich nur um deine eigenen Vierbeiner?
Seit ich fünfzehn bin, arbeite ich noch freiwillig in einer Hilfsstation für Wildtiere, wie zum Beispiel Eulen, Falken, Eichhörnchen, Biber und Hirsche. Dort miste ich aus, füttere die Tiere und mache manchmal auch richtig appetitliche Sachen wie Würmer entfernen und so. Aber durch die Arbeit wird mir auch klar, wie sehr ich später Tierärztin werden will.
Susanna Ray
Die LeseratteJessica, was ist für dich der Reiz beim Lesen?
Es entspannt, außerdem ist es die beste Unterhaltung, die es gibt. Und in der Schule hilft es mir auch, da ich mittlerweile recht schnell lesen kann.
Was liest du gerade?
Den vierten Band einer Serie über die amerikanischen Unabhängigkeitskriege: »Prelude To Glory« von Ron Carter.
Und was ist dein Lieblingsbuch?
»Where The Red Fern Grows« von Wilson Rawls. Das habe ich zwar schon vor Jahren gelesen, als ich noch in der vierten Klasse war, aber es ist immer noch mein Favorit. Es geht um einen Jungen namens Billy, seine zwei Hunde und ihre Abenteuer. Am Schluss sterben die Hunde bei einem Kampf gegen einen Berglöwen.
Warum gefällt dir ausgerechnet dieses Buch so gut?
Es hat einen sehr überraschenden Schluss, und ich mag es, wie der Autor mit Emotionen umgeht, nicht nur mit Überraschung und Traurigkeit, sondern mit ganz unterschiedlichen Gefühlen. Das bringt einen zum Nachdenken.
Wie viele Bücher liest du im Durchschnitt?
Seit ich auf der High School bin, leider nur noch zwei bis drei Bücher im Monat, hauptsächlich historische Romane. Ich liebe Geschichte, das ist auch mein Lieblingsfach in der Schule, besonders die jüngere Geschichte der letzten 200 Jahre. Insgesamt habe ich wohl so zwischen 150 bis 200 Bücher gelesen.
Wo bekommst du die Bücher her?
Ich hole mir viele aus der Leihbücherei, aber meine Mutter kauft mir auch oft Bücher.
Dinah Pulver
Die LatinaAbigail, du beschäftigst dich mit lateinamerikanischen Fragen. Warum?
Meine Eltern sind aus Mexiko in die USA gekommen. Ich spreche Spanisch und Englisch und bin Präsidentin des »Latino Club« meiner High School.
Kannst du den Begriff »Latino« erklären?
Latinos sind Leute, die aus Mittel- und Südamerika kommen, zum Beispiel aus Mexiko, Brasilien oder El Salvador. Wir glauben, dass wir eine große gemeinsame Kultur haben. Sprache und geografische Lage bringen uns zusammen.
Was macht der Latino Club?
Wir treffen uns und organisieren Aktionen, bei denen wir für Schüler lateinamerikanischer Herkunft sammeln. Wichtig ist der »La raza«-Tag, an dem lateinamerikanische Kultur und Geschichte gefeiert wird.
Warum sind solche Aktionen wichtig?
Es ist wichtig, dass wir übereinander Bescheid wissen. Das hilft uns, weniger ignorant zu sein, wenn uns jemand begegnet, der anders ist als wir.
Wieso braucht es dafür einen Klub?
Ich glaube, dass wir die großartigste Kultur haben, die es zu feiern gibt. Und wenn wir das nicht machen, dann tut es keiner für uns.
Jeff Chorney
Der MusikerWelche Instrumente spielt du, Conrad?
Hauptsächlich Tuba, nebenbei Akkordeon, Klavier, Harmonika, Blockflöte, Posaune, Bass- und Akustikgitarre.
Dafür geht wohl viel Zeit drauf?
Ich übe jeden Tag zwei Stunden auf der Tuba. Aber ich spiele noch in drei Bands: in einer 15-köpfigen, die bei Basketballspielen einheizt und die ich manchmal dirigiere, in einer Konzert-Band mit 40 Musikern, mit der wir viermal pro Jahr in der Schule auftreten. Und in einer symphonischen Bläsergruppe mit 32 Mitgliedern. Mit der gehe ich jeden Frühling auf Tournee. Manchmal helfe ich auch in der Rockband eines Freundes aus.
Spielst du da auch Tuba?
Nein, ich kümmere mich mehr um die musiktheoretische Seite. Da habe ich im letzten Schuljahr viel gelernt.
Wie bist du zur Musik gekommen?
Ich bin da hineingewachsen. Mit drei gab es einmal pro Woche Klavierunterricht, und die anderen Instrumente sind erst in letzter Zeit dazu gekommen.
Was halten deine Eltern von deinen musikalischen Aktivitäten?
Sie interessieren sich nicht sehr für Musik, finden aber gut, was ich mache. Meine Mutter hat während der Schulzeit Klarinette gespielt, jetzt hat sie's aufgeben. Mein Vater hat als Schüler Posaune gelernt, er erzählt heute noch, wie er mit Freunden Weihnachtslieder gespielt hat. Ich habe vier Geschwister, und bis auf meinen ältesten Bruder können wir alle auf irgendwas Musik machen.
Susanna Ray
Der SchauspielerWomit verbringst du deine Zeit nach der Schule, Steven?
Ich habe fast jeden Tag von drei bis halb neun Uhr abends Theaterproben. Im Moment spiele ich in zwei Stücken mit. Eins ist ein Musical, und das andere ist eine Komödie.
Wie viel Erfolg hast du bisher mit der Schauspielerei gehabt?
Unsere High School hat einen Wettbewerb des Staates Virginia für Schülertheater gewonnen. Das Stück heißt »Addict«, es geht um Drogenabhängigkeit. Jetzt versuchen wir, Geld aufzutreiben, um auch bei einem nationalen Festival in Alabama mitmachen zu können.
Welche Theaterstücke magst du am liebsten?
Normalerweise mag ich ernste Stücke mit tragischen Rollen wie die von Shakespeare, aber seit dem 11. September gefallen mir auch Komödien immer besser.
Willst du auch in Zukunft Theater spielen?
Na klar, ich weiß zwar nicht, wie weit ich mit dieser Leidenschaft kommen werde, aber auf jeden Fall lerne ich eine Menge dabei.
James Pindell
Die BastlerinAnn, du baust und bestreitest Wettkämpfe mit Battle Bots. Was sind Battle Bots denn eigentlich?
Das sind kleine ferngesteuerte Roboter, die gegeneinander antreten.
Wieso begeisterst du dich gerade dafür?
Ich habe mir die Kämpfe im Fernsehen angeschaut und dann begonnen, mit meinem Vater einen Roboter zu bauen. Ich kümmere mich um die handwerklichen Feinheiten, an der Drehbank und mit dem Bohrer. Außerdem steuere ich die Roboter.
Welche Wettkämpfe hast du schon mitgemacht?
Ich war zweimal bei »Battle Bots« in Kalifornien mit unserem Roboter »Center Punch«. Im Januar bin ich sogar nach London geflogen für eine Fernsehaufzeichnung von »Robot Wars«, da habe ich »Spin Doctor« mitgenommen.
Wie konntest du dir so eine weite Reise leisten?
Der Sender wollte Jugendliche dabeihaben, also haben meine Geschwister und ich den Flug und die Unterkunft bezahlt bekommen. Wir haben uns für den Auftritt verkleidet: Das ganze Team trug Operationskittel, weil unser Roboter ja »Spin Doctor« hieß.
Was hat dir am meisten Spaß gemacht?
Das Tollste war, vom Fernsehen interviewt zu werden. Und es war interessant, hinter die Kulissen von so einer Show zu schauen.
Was glaubst du, bringt dir dein Hobby für die Zukunft?
Ich habe viel über Stromkreisläufe gelernt und wie Batterien und Magneten funktionieren. Das ist auch für das tägliche Leben nützlich. Ich möchte gern Ingenieurin werden. Vielleicht gehe ich aber auch auf die Luftwaffenakademie.
Dinah Pulver
Die KünstlerinKara, was beschäftigt dich zur Zeit am meisten?
Ich arbeite gerade an einem Skulpturen-Ensemble aus zwanzig Einzelstücken mit dem Namen »Göttinnen«. Darin geht es um die Beziehung zwischen Mutter und Kind.
Woher bekommst du deine Ideen?
Das Thema für mein jüngstes Projekt habe ich ausgesucht, weil ich mich sehr für griechische Mythologie interessiere, außerdem stehe ich auf Girl Power. Ansonsten träume ich so in den Tag hinein, da kommen die Ideen von selbst.
Wer hat dich denn ermuntert, dich mit Kunst zu beschäftigen?
Meine Eltern haben mich schon früh bestärkt und mir gesagt, dass ich Talent hätte. Auch meine Schwester inspiriert mich sehr, sie ist älter als ich und studiert Kunst. Das möchte ich später auch einmal, und in einem Museum arbeiten.
Wer ist dein Lieblingskünstler?
Vincent van Gogh. Ich liebe es, wie er Farben einsetzt, um seine Gefühle auszudrücken. Er nahm Blau, wenn er deprimiert war, oder leuchtende Farben, wenn er sich frisch verliebt hatte. Auch sein Pinselstrich verrät seine Emotionen. Und Gefühle auszudrücken, ist für mich das Wichtigste in der Kunst.
James Pindell