Eine Freundschaftsanfrage bei Facebook stellte das Leben von Angela Palmer (44) auf den Kopf. Die Anfrage kam von ihrer Mutter. Der Frau, die Angela kurz nach der Geburt verlassen hatte und die nie wieder Kontakt mit ihrer Tochter haben wollte.
Das was jedenfalls die Geschichte, die Angelas Vater ihr erzählt hatte. Aber nun erfuhr sie die Wahrheit: Angela wurde als Baby von ihrem Vater entführt. Ihr Geburtsort ist Salzkotten in Nordrhein-Westfalen. In Deutschland und Frankreich zog er mit ihr von einem Ort zum anderen. Zwölfmal bevor Angela 18 wurde. Angela glaubte immer, dass die häufigen Wohnungswechsel mit seiner Arbeit zusammenhingen. "Er sagte, er sei Handlungsreisender und müsse immer umziehen, um in neuen Gebieten Kunden zu gewinnen", sagt Angela Palmer im Interview mit dem Sender San Diego 6s. In Wirklichkeit floh der vor der Polizei und der Mutter, die jahrzehntelang verzweifelt versuchte, ihre Tochter aufzuspüren.
Angela Palmer lebt inzwischen in Oceanside, Kalifornien. Die Facebookanfrage erreichte sie während der Arbeit. "Sie war von Helga Simeckie aus Kroatien. Ich dachte mir nichts dabei, ich erhalte immerzu unbekannte Anfragen. Erst als sie mich auf Deutsch nach meinem Geburtsort fragte, wurde ich neugierig."
Emotionaler Schock
Der Kontakt mit ihrer Mutter warf sie völlig aus der Bahn. "Das war völlig verrückt. Du sitzt da. Du versuchst es zu verdauen. Du willst damit klarkommen, aber du hast so viele verschiedene Gefühle. Ich bin wütend, ich bin glücklich - alles auf einmal."
Wegen der Gewaltausbrüche des Vaters erhielt die Mutter bei der Scheidung das Sorgerecht. Damals sei ihr Vater hoch verschuldet gewesen, berichtet Angela. Hätte er das Kind verloren, hätten ihn seine Eltern nicht weiter unterstützt. Also entführte er seine Tochter.
Mit ihrer Mutter hatte sie nur ein einziges Mal Kontakt. Da gelang es ihrer Mutter, Angela ans Telefon zu bekommen. "Sie wollte mir alles erklären. Aber ich war so zornig, weil ich dachte, sie hätte mich als Baby aufgegeben, dass ich sofort auflegte."
Fundraising für die Reise
Auch wenn sie die wahre Geschichte nicht kannte, brach Angela mit 18 Jahren mit ihrem Vater und ging in die USA. Ihre Mutter in Europa suchte immer weiter nach ihr - auch im Internet und in sozialen Netzwerken. So stieß sie auf das Profil ihrer Tochter. Nun wollen sich beide wiedersehen.
"Wir müssen so viel nachholen. Bis vor wenigen Tagen wusste ich nicht einmal, dass ich eine Familie habe, Nun habe ich nicht nur eine Mutter, sondern eine große Familie." Angelas Ziel ist es nun, ihre Mutter zu Weihnachten einzuladen. Um die Reise bezahlen zu können, hat Angela Palmer einen Spendenaufruf gestartet. Und ihre Chancen stehen nicht schlecht: die benötigten 4000 Dollar für die Weihnachtsreise von Mutter und neuem Partner aus Kroatien sind fast beisammen.
