Er ist reich. Stinkreich sogar. An schlechten Tagen verliert er 12 Millionen Pfund, an guten Tagen gewinnt er 280 Millionen. Und er weiß zu leben. Lars Seier Christensen fährt einen Bentley, der eine schlappe Viertelmillion wert ist und wohnt natürlich, na klar, in einem Schloss. Im Gespräch mit der "Financial Mail On Sunday" hat der Däne jetzt nicht nur erzählt, wie er es vom armen Schlucker zum Multimillionär geschafft hat, sondern auch von welchem Luxus er nicht lassen kann – gutem Essen.
Seier Christensen ist im wahrsten Sinne des Wortes ein Mann des guten Geschmacks. Mehrmals in der Woche findet man ihn beim Dinieren im Restaurant. Aber nicht etwa in einer x-beliebigen Trattoria um die Ecke, sondern in einem "guten Restaurant". Auf der Rechnung findet sich dann ein Betrag mit vielen Nullen. "Normalerweise gebe ich drei- bis viermal pro Woche 1000 Pfund für einen Restaurantbesuch aus", erzählt er. Unterm Strich also zwischen 3500 und 4700 Euro. Und auch für guten Wein hat der Geschäftsmann etwas übrig. Fusel kommt ihm nicht ins Glas. Das Leben sei zu kurz für schlechten Wein, so Seier Christensen, "also gebe ich alles ab 50 Pfund aufwärts für eine Flasche aus".
Seier Christensen gehört das beste Restaurant der Welt
Bei so viel Liebe zum Genuss wundert es nicht, dass dem Geschäftsmann auch mehrere Restaurants in Kopenhagen gehören. Das namhafteste ist sicher das Geranium. Das mit drei Michelin-Sternen ausgezeichnete Restaurant wurde gerade von "The World's 50 Best Restaurants" auf den ersten Platz gewählt. Ebenfalls zum Portfolio gehört das renommierte Alchemist, das mit zwei Sternen dekoriert ist. Während der Pandemie rief der Däne zudem eine Wohltätigkeitsinitiatve ins Leben, diese kümmert sich darum, dass täglich 400 Mahlzeiten an Obdachlose ausgegeben werden.
Seier Christensen ist keiner, der mit dem goldenen Löffel geboren wurde. Er wuchs in der dänischen Provinz auf, wo die Familie genug hatte, was sie zum Leben brauchte, aber auch nicht mehr. Er lernte sich durchzuschlagen. Mit 19 wanderte er mit einem Freund in den Süden Spaniens aus, eröffnete eine Bar, feierte viel, verdiente wenig. Und wenn sie mal wieder blank waren, dann "konnten wir immer einen Drink in unserer Bar nehmen". Vier Jahre lang lebte er dieses unbeschwerte Lotterleben – dann stürzte er sich in ein neues Abenteuer.
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Vom Bar-Mann zum Broker
Es war die "Financial Times", die Christensen nach London brachte. "Ich fand es ziemlich spannend, über Rohstoffe und Devisen zu lesen. Ich beschloss, mich in diese Branche zu stürzen", erzählt er. Mit 23 heuerte er bei einem Broker an, komplett grün hinter den Ohren, ohne Ausbildung. "Handel ist sowieso nichts, was man an der Universität lernt. Es ist etwas, das man auf die harte Tour lernt, indem man Fehler macht", meint er. Er sei ehrgeizig gewesen, habe durch die Praxis gelernt. Und hatte das richtige Händchen. Er arbeitete sich hoch: "Ich habe mich von einem armen Schlucker zu einem Jahresverdienst von 200.000 bis 250.000 Pfund entwickelt, was 1988 eine Menge Geld war."
Seier Christensens Erfolgskurve ist eine, die nach oben zeigt. Eigentlich immer. Und spätestens seit er 2018 seine Anteile an der von ihm mitgegründeten Saxo-Bank verkaufte, muss er sich um seine Rente keine Sorgen mehr machen. 280 Millionen Pfund verdiente er durch den Verkauf an nur einem einzigen Tag. Investiert hatte er einst 30.000. "Das war ein guter Tag", so der Däne. Aber ein Grund für Euphorie war auch das nicht. "Ich denke, man muss aufpassen, dass man sich nicht von guten und schlechten Ereignissen in seinem Leben aus dem Gleichgewicht bringen lässt", meint er. "Ich weiß nicht mehr, ob wir Champagner getrunken haben – wahrscheinlich habe ich eher eine große Flasche Rotwein geöffnet."

Seier Christensens hat sein Geld mit dem richtigen Händchen für Investitionen gemacht. Doch anstelle irgendwann den Schlussstrich zu ziehen, sich mit dem verdienten Geld einen faulen Lenz zu machen, investiert er immer weiter – nicht in Aktien sondern in Unternehmen. Das Risiko ist dabei immer an seiner Seite. "Die Hälfte meines Geldes bewahre ich gerne auf, damit ich nicht eines Tages mit nichts dastehe. Dann nehme ich die andere Hälfte und investiere sie in riskante Dinge", erklärt er. Oft gehe das schief. Seinen größten finanziellen Fehler beging er vor einigen Jahren, als er in ein Schmuckunternehmen investierte. Das Geschäft kostete ihn 12 Millionen Pfund. Das, erzählt er, habe ihn "schon ein bisschen geärgert".
Quelle: Financial Mail on Sunday, seiercapital.com