Das Problem muss bereits solch ein Ausmaß angenommen haben, dass 200 Teilnehmer aus 27 Ländern "das Geschäft mit den Eseln" kurzfristig auf die Tagesordnung der dritten African Animal Welfare Conference setzen ließen. Die Konferenz wurde in der äthiopischen Hauptstadt Addis Abeba abgehalten, darunter hochrangige Vertreter aus Politik und den Vereinten Nationen. Und warum das alles? Weil das Geschäft mit dem massenhaften Schlachten von Eseln für den chinesischen Markt floriert. Das berichtet die "Neue Zürcher Zeitung".
Die Chinesen haben einen großen Hunger auf Eselsfleisch, vor allem gieren sie nach der Eselshaut, aus der Gelatine gewonnen wird. Die wird als Medizin verwendet und soll als Energie-Booster gelten. Längst gibt es in China nicht mehr genug Esel, um die Nachfrage zu decken, also bedient man sich an den Tieren aus afrikanischen Ländern.
Mangel an Esel bedroht Existenzen
Das Geschäft ist lukrativ und zudem noch legal. Für Gelatine, die man aus Eselshaut gewinnen kann, werden Preise von bis zu 1300 Euro aufgerufen. Kein Wunder, dass Kenias Regierung die Nachfrage sehr gern bedient. Die hat im letzten Jahr vier Schlachthäuser für Esel eröffnet, drei davon sind im chinesischen Besitz. Das Problem: Es gibt nicht genug Esel.
Was passiert also? Es kommt immer häufiger zu Diebstählen von Eseln. Zum Teil auch aus den Nachbarländern, die werden dann entweder sofort geschlachtet, oder lebendig über die Grenze nach Kenia gebracht. Das ist fatal. Denn vor allem in strukturschwächeren Regionen Afrikas ist der Esel oft das einzige Lasttier. Die Tiere tragen Wasser und Holz, transportieren Kranke oder Kinder zur Schule. Viele Familien sind wirtschaftlich auf die Tiere angewiesen. Wird ihnen das Tier gestohlen, sind Existenzen bedroht.
Gibt es in Kenia bald keine Esel mehr?
Wie die "NZZ" berichtet, werden in Kenia täglich bis zu 500 Esel geschlachtet und dann wird das Fleisch und die Haut mit allen nötigen Dokumenten exportiert. "Die Schlachtrate der Esel in Kenya beträgt das Fünffache der Fortpflanzungsrate", sagte Tabitha Karanja von der Kenya Agriculture and Livestock Research Organization der "NZZ". "Somit gäbe es bei einem gleichbleibenden Trend nach 2022 keine Esel mehr im Land."
In einigen afrikanischen Ländern gibt es mittlerweile ein Exportverbot von Eseln. Nicht so in Kenia. Der Druck aber wächst auf die Regierung. Die Teilnehmer der Konferenz wollen die kenianische Regierung zum Handeln auffordern und im Idealfall ein vollständiges Verbot des Handels mit Eselshaut erwirken.