Fliegen, das bedeutet einst Luxus. Und die Gäste, die wurden hofiert. Flugreisen waren mehr als pure Beförderung, sie waren ein Erlebnis – auch kulinarisch. Im goldenen Zeitalter der Flugreisen wurden Speisen aufgetischt, wie man sie aus Spitzenrestaurants kennt. Die Rede ist von Kaviar, Gänseleber, Filet Mignon. Zigarren wurden gereicht, Kognac serviert. Inzwischen ist das Fliegen zur Allerweltssache geworden und das Essen, das kann schon lange keine kulinarischen Glücksgefühle mehr auslösen. Und das liegt nicht nur an den appetitzügelnden Alu-Verpackungen.
Sicher, auch damals schon gab es Abstufungen. Und wer First Class reiste, konnte eine gewisse Extrawurst für sein Geld erwarten. Doch auch das einfachere Volk an Bord kam auf seine Kosten. "In den 50er und 60er Jahren war der internationale Flugverkehr teuer, und die Speisekarten spiegelten dies mit vielen aufwändigen, auf Französisch beschriebenen Mahlzeiten wider", erzählt David Crotty, Kurator der Qantas Heritage Collection, gegenüber "CNN".

Kulinarische Höhenflüge
Die australische Fluggesellschaft begann 1938 damit, die Reisenden an Bord zu verköstigen. Die ersten Mahlzeiten stammten aus einer Hotelküche, wurden in Flaschen abgefüllt und an Bord aufgewärmt. Später kam Tiefkühlkost dazu. Aber an Festtagen wie Weihnachten legte die Fluggesellschaft noch eine Schippe drauf und ließ es kulinarisch richtig krachen. Dann konnten sich die Reisenden mit Messer und Gabel an gegrillten Lammkoteletts französischer Art mit Saratoga-Kartoffeln austoben oder am pochierten Schnapper mit Sauce Hollandaise. Und das war erst der Anfang.
Wer in den 70ern mit Quantas von London nach Auckland flog, absolvierte eine kleine Weltreise mit etlichen Zwischenstopps in Italien, Indien, Hongkong und Australien. Eine lange Reise, auf der die Passagiere bei Laune gehalten werden mussten. Der Speiseplan strotze nur so vor Dekadenz. Die Rede ist von mehrgängigen Menüs, angefangen bei "Straßburger Gänsestopfleber in Blätterteigkruste mit Entengalantine" bis hin zu "Kalbskotelett mit Ochsenzunge und Mandeln".
Die traurigsten Mahlzeiten, die jemals im Flugzeug serviert wurden

Sterneküche an Bord
Die Australier waren längst nicht die einzigen, die auf Gourmetküche setzten. Auch die US-amerikanische Airline Pan American World Airways, kurz Pan Am, gab sich einst alle Mühe, die Mägen ihrer Passagiere mit Gourmetküche zu füllen. Anne Sweeney war von 1964 bis 1975 Flugbegleiterin, reiste mit Pan Am rund um die Welt. Gegenüber "CNN" schwärmt sie vor allem von dem Angebot, das den Passagieren der First Class angediehen wurde. Dabei handelte es sich mitunter um Gerichte, die in Sternerestaurants gekocht wurden.
"Der Service in der ersten Klasse von Pan Am war zwar hervorragend und wurde von Maxim's of Paris kreiert, aber auch die Mahlzeiten in der Economy Class waren großartig", so Sweeney. "Wir wärmten Gemüse und ein Fleischgericht in den Bordküchen auf – sie kamen gefroren und hatten immer eine Soße. Zu den Vorspeisen, die ich in einer vollen Boeing 707 etwa 120 Mal aufgetischt habe, gehörten Hühnchen Vol-au-vent, Beef Bourguignon, Cornish Henne, Beef Stroganoff und mehr." Das Angebot war vielseitig, darum bemüht, allen Wünschen und Anforderungen der Passagiere Genüge zu leisten. Dazu gehörten vegetarische Alternativen, salzfreie Küche, Mahlzeiten für Diabetiker, koschere Speisen.

"Bankett im Himmel"
Auch Singapore Airlines stand der Konkurrenz in nichts nach. Frische Salate, Käseplatten und aufwändige Desserts gehörten zum Standard-Repertoire. Dazu kam etwas, das den hübschen Namen "Bankett im Himmel" trug. In den Genuss kamen Reisende, die First Class gebucht hatten. Dabei handelte es sich um einen Dinnerservice der Extraklasse mit so klang- und mutmaßlich schmackhaften Hauptgerichten wie Wachteln mit Angostura-Bitter, Flusskrebs-Etouffée oder Beef Wellington mit Madeira und schwarzem Trüffel.
"In den 1970er Jahren wurde die Lage entspannter, da das Fliegen mit der Boeing 747 zunehmend demokratischer wurde", so Crotty. Das Flug-Business wuchs, die Preise sanken. Die Flugreisen wurden zunehmend zu einer Omnibusfahrt in den Lüften, der kulinarische Höhenflug endete. Das Fliegen verlor an Glanz. Mit dem Glamour verschwanden auch die Hummerschwänze aus der Kabine.
Quelle: CNN