Keine Waffen, keine Messer, keine Telefonate mit dem Handy, keine Fotos und keine AfD-Mitglieder: Das Berliner Restaurant Nobelhart & Schmutzig hat seine Sammlung von Verbotsschildern an seiner Eingangstür um ein politisches Statement ergänzt. Sympathisanten der Alternative für Deutschland will Billy Wagner, der Besitzer des Szene-Ladens, nicht verköstigen. Als er vor drei Wochen ein Foto seines neuen Aufklebers bei Facebook postete, bekam der Sommelier viel Feedback – von allen Seiten.
Während die einen ihn für die Idee feierten, kam Kritik nicht nur aus den rechten Lagern. Es entbrannte eine Debatte darüber, ob es sinnvoll ist, Intoleranz mit Intoleranz zu bekämpfen und ob ein solches Schild der AfD nicht dabei helfe, ihr Image als die Partei der Unterdrückten und Ausgestoßenen zu pflegen.
"Die Demokratie muss das aushalten. Ich nicht"
Restaurantchef Billy Wagner äußerte sich nun im Interview mit der "Zeit" zu den Vorwürfen. Die Idee für das Verbotsschild sei ihm gemeinsam mit Freunden nach den Berliner Wahlen zum Abgeordnetenhaus gekommen, bei denen die AfD 14 Prozent der Stimmen bekommen hatte. "Damals beschloss ich: Nein, ich werde nicht meinen Mund halten. Ich werde meine Meinung sagen", sagt er im Gespräch mit der "Zeit". Er sei christlich erzogen worden, und die AfD widerspreche seinen Werten.
Darauf angesprochen, dass auch sein Verhalten alles andere als tolerant sei, entgegnet Wagner, er sei Egoist. "Die Menschen sitzen gewissermaßen an meinem privaten Küchentisch, um die Küche herum, sie sehen den Koch bei der Arbeit, es ist, als wären sie bei mir zu Hause. Deswegen darf ich entscheiden, wer kommen kann und wer nicht. Und ich möchte keine AfD-Leute bedienen. Die Demokratie muss solche Meinungen aushalten. Ich in meinem Restaurant nicht."
Er hofft darauf, dass die Drohungen und der Hass, der ihm entgegenschlug, unentschlossene Wähler davon abhalten könnte, sich für die AfD zu entscheiden. Dass ihnen bewusst werde, was für eine Partei das wirklich ist.