Mit der Ehrlichkeit ist es nicht mehr weit her. In Restaurants wie in Hotels ist es fast die Regel, dass die lieben Gäste eine Kleinigkeit mitgehen lassen.
Manchmal ist es mehr als nur ein Andenken. Die "New York Times" berichtete schon 2002 darüber, wie Champagner-Kübel im Wert von 1200 Dollar in Boston verschwanden und dass in Seattle ein Gast die Lampe über dem Tisch demontierte und mit nach Hause nahm. Dass die Fotos einer Ausstellung in einem New Yorker Restaurant komplett verschwanden, ist da schon keine Überraschung.
Robert Bohr, von den Edellokalen Charlie Bird und Pasquale Jones in New York, sagte "Bloomberg" nun: "Du weißt die ganze Zeit, dass die Gäste dich bestehlen. Man muss sich nur entscheiden, wie man damit umgeht."
Das italienische Restaurant Coltivare in der Nähe von New York empfängt seine Besucher in einem riesigen Garten. Obstbäume sorgen für eine aromatische Luft - aber selbst Bäume von fast zwei Metern Höhe sind nicht vor Dieben sicher. Drei Exemplare verschwanden in der Saison, klagte Küchenchef Ryan Pera. "Ich war sehr verletzt, weil so eine Tat geplant wird. Jemand hat das mit Gartengeräten und einem Truck vorbereitet."
Auf Dauer große Werte
Edle, in Leder gebundene Weinkarten werden sowieso gern mitgenommen. Robert Bohr vermisst ständig Teile seines Silberbestecks und seiner Steakmesser. Immerhin kostet eine Silbergabel 85 Dollar und ein Steakmesser 50. "Wir haben Marmorspender für Zahnseide, davon sind 500 verschwunden. Unser Zeichen "Angestellte müssen die Hände waschen" verschwand ebenfalls." Genau wie die edlen Duftkerzen für 75 Dollar aus dem Waschraum. Überflüssig zu sagen, dass die Gäste in den teuren Lokalen es eigentlich nicht nötig haben, Messer zu stehlen.
Ein japanisches Restaurant serviert das Essen auf eigens in Japan gefertigten Tellern - der Stückpreis der handgefertigten Teller beträgt 500 Dollar. Jede Woche verschwinden etwa zwei Stück. 65 Teller in sechs Monaten. Der Verlust liegt bei 32.500 Dollar. Inzwischen sind nur noch 65 der edlen Teller übrig.
20 Kilo Silber
Aber selbst eine Presse für eine Entenkarkasse wird unter dem Arm genommen. Im Batard in Tribeca sollte so ein antikes Stück geklaut werden. Der Wert liegt bei mehreren Tausend Dollar. Das Gewicht der silbernen Presse beträgt etwa 20 Kilo. Einer der Besitzer, John Wintermann, sah den Dieb mit dem Ungetüm fliehen und konnte ihn schnell einholen. Da der Gast aber zuvor im Restaurant sehr viel Wein konsumiert hatte, verständigte Wintermann nicht die Polizei. "Ich sagte 'Ich nehme das jetzt mal wieder mit'. Er antwortete nur 'Ok" und torkelte weiter."
Im Pub "The Spotted Pig" nimmt der Mitbesitzer Ken Friedman den Diebstahl gelassener. "Das Pig ist eine Bar. Die Leute betrinken sich und Betrunkene stecken gern etwas ein." Vor allem die allgegenwärtigen Schweinchen-Dekorationen verschwinden regelmäßig. Nur einmal wurde es den Wirten zuviel und sie starteten eine Suchaktion. Da wurde das Schwein geklaut, das dem Pup dem Namen gab. Es hing vor dem Eingang, war fast einen Meter lang und aus schwerem Porzellan. Wiedergekommen ist es aber nicht.
