Weihnachten verbringen die meisten Menschen im engsten Familienkreis. Man sitzt an einem großen Tisch beisammen, isst, trinkt und lacht, packt Geschenke aus und schaltet zumindest ein paar Tage einen Gang herunter. Nicht so William Grant. Der Schotte arbeitete das Jahr 1886 unermüdlich mit seinen neun Kindern, sieben Söhnen und zwei Töchtern, am Bau einer eigenen Destillerie nahe Dufftown. Eigenhändig wurde sie von Hand erbaut, Stein für Stein, so will es zumindest die Legende. Die Brennblasen dafür stammten aus der alten Cardhu-Brennerei. Weihnachten 1887 wurde sie schließlich eingeweiht, als der erste Whisky produziert wurde. Damals ahnte wohl niemand, was der alte Grant lostreten würde.
Der Name der Brennerei ist Glenfiddich, das gälische Wort für "Tal der Hirsche". Deren anmutiges Geweih ziert bis heute die ikonischen, dreieckigen Flaschen, die für die drei Grundvoraussetzungen guten Whiskys stehen sollen - Gerste, Wasser und Luft. Bis heute ist die Destillerie in Familienbesitz und zugleich einer der größten Produzenten von schottischem Whisky überhaupt - keine allzu häufige Kombination.
Tradition und Experimentierfreude
Die Glenfiddich-Destillerie befindet sich in der schottischen Region Speyside, eine der wohl schönsten Ecken des Landes. Die hier produzierten Abfüllungen sind - neben den Vertretern der Insel Islay - das Aushängeschild des schottischen Whiskys. Glenfiddich wurde einer der ersten populären Scotch Whiskys weltweit, die 12-jährige Standardabfüllung ist vergleichsweise mild und gilt deshalb als Crowdpleaser und zugänglich für eine breitere Masse. Sie sorgte maßgeblich für den Weltruhm.
In der 130-jährigen Geschichte hat man mit vielen Stilen, Fässern und Verfahren experimentiert - doch noch immer hat man am kleinen Flüsschen Spey Lust auf Neues. Das zeigt die vor Kurzem enthüllte extravagante Grand Series. Dahinter verbergen sich drei exklusive Flaschen - jede mehr als 20 Jahre alt - die für Handwerkskunst und Lust auf Neues stehen. Und dementsprechend kosten.
Die neue Grand Series
Der 23 Jahre alte Grand Cru wurde vor Abfüllung in französischen Cuvée-Fässern veredelt und soll so das "Savoir-vivre" neu interpretieren, was wörtlich so viel bedeutet wie "verstehen, zu leben". Der goldene Whisky schmeckt süßlich-fruchtig mit Noten von Birnen und Trauben. Der Preis von 250 Euro strahlt allerdings auch eine gewisse Weltläufigkeit aus.
Wir haben Barkeeper gebeten, Cocktails neu zu interpretieren - die Ergebnisse sind kreativ

Beginnen wir mit dem Negroni. Das Originalrezept sieht jeweils einen Teil Gin, roten Wermut und Campari vor. Marie Rausch aus der Münsteraner Bar "Rotkehlchen" verleiht dem Klassiker, der mittlerweile mehr als 100 Jahre alt ist, einen spannenden Twist: Der Campari bleibt, der rote Wermut wird jedoch durch Süßwein und frischgepressten Karottensaft ersetzt, statt Gin landet Calvados im Glas. Benannt ist der Drink übrigens nach Davide Camparis Mutter, die in Anlehnung an ihre rote Haarfarbe "Carotolin" übersetzt "kleine Rübe" genannt wurde.
Das Rezept:
3 Teile Campari
3 Teile Calvados
3 Teile Sauternes Süßwein
2 Teile frischer Karottensaft
Alle Zutaten (ohne den Karottensaft) auf viel Eis verrühren, in einem Tumbler auf Eis geben und mit dem frischen Karottensaft floaten.
Die zweite neue Flasche ist der Grand Reserva, hier handelt es sich wohl um das mutigste Experiment. Rum wird traditionell aus Melasse hergestellt und reift in ehemaligen Whisky-Fässern - für den Grand Cru dreht Glenfiddich gewissermaßen den Spieß um, jedenfalls zum Teil. 21 Jahre reift dieser Whisky in amerikanischen Eichenfässern, bevor er in karibischen Rumfässern den Feinschliff bekommt. Diese bringen süße Vanillenoten in die Flasche. Mit 165 Euro ist es die günstigste der drei Edel-Abfüllungen.
Das Meisterstück ist der Grande Couronne - ein 26 Jahre alter Whisky, der in amerikanischen und europäischen Eichenfässern reifte und schließlich bis zu zwei Jahre ein Finish in französischen Cognac-Fässern erhielt. Das verleiht dem runden Whisky einen komplexeren Geschmack mit einer leichten, würzigen Süße. Der Whisky wurde abgefüllt in eine aufwendig verzierte Flasche, welche mit filigranen Verzierungen an ein Renaissance-Gemälde erinnert. Preis: 499 Euro.
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