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Qualitätscheck Stiftung Warentest prüft Olivenöle und lässt das von Alnatura gnadenlos durchrasseln

Olivenöl
Bitter, scharf, fruchtig – so soll ein "natives Olivenöl" bestenfalls schmecken. 
© fcafotodigital / Getty Images
Olivenöl hat zurecht einen Spitzenruf. Doch es gibt auch Anbieter, von denen man lieber die Finger lassen sollte. Zwei davon hat Stiftung Warentest ausfindig gemacht.

Olivenöl gehört zu den spannendsten Speiseölen. Es ist gesund und trumpft zudem mit einer vielfältigen Aromatik auf, die unter den Pflanzenölen einmalig ist. Ein gutes "natives Olivenöl" schmeckt bitter, scharf und fruchtig zugleich – und ist ein Must-have in jeder gut sortierten Küche. Einzig: Nicht überall, wo Olivenöl draufsteht, ist auch ein hochwertiges Produkt drin. Stiftung Warentest hat 27 Olivenöle geprüft, zwei Marken-Produkte fielen dabei so negativ auf, dass sie durchfielen.

Im Großen und Ganzen stellen die Tester den Ölen ein gutes Zeugnis aus. "So viele Olivenöle konnten wir lange nicht empfehlen", schreiben sie. Mehr als die Hälfte der getesteten Produkte, 15 von 27, schneiden solide mit "gut" ab. Doch zwei Produkte begeisterten besonders, "überflügeln" demnach vor allem in Sachen Geschmack die Konkurrenz, auch die chemische Qualität sei spitze. Leider aber auch der Preis.

Extra teuer, extra viel Weichmacher

Wer eines der top bewerteten Olivenöle kaufen möchte, muss bereit sein, tief ins Portemonnaie zu greifen. Die beiden Testsieger, beide Note 1,8, lassen sich die Qualität bezahlen. Das spanische Bio-Öl Artgerecht Phenolio schlägt mit 48 Euro pro Liter zu Buche, das italienische Selezione Gustini Antico Frantoio della Fattoria gibt es für schlappe 40 Euro. Noch teurer ist das Oil&Vinegar von Nocellara (52 Euro). Den Kauf können sich Verbraucher aber sparen. Denn das Luxus-Produkt kommt mit einem unappetitlichen Extra: Weichmacher.

Weichmacher sind laut Testergebnis Standard in Olivenölen. Die Tester konnten diese in allen Produkten finden. Meist aber in geringen bis sehr geringen und gesundheitlich unbedenklichen Mengen. Einzig das Öl von Nocellara war laut Warentest "sehr hoch" mit dem Weichmacher DEHP belastet. Eine akute Gefahr gehe davon zwar nicht aus, doch solche Werte seien vermeidbar. Das Öl besteht in den Kategorien chemische Qualität und Schadstoffe nicht. Unterm Strich urteilt Stiftung Warentest: "mangelhaft" und vergibt die zweitschlechteste Note. 

Gutes Marken-Image, aber "ranziger" Geschmack

Nur eines der Öle war demnach noch schlechter. Ausgerechnet das Produkt des Bio-Supermarkts Alnatura fällt krachend durch den Qualitätscheck. Für den günstigen Preis von 7 Euro pro Liter verspricht das Unternehmen Olivenöl "nativ extra", also Öl der höchsten Güteklasse. Ein Schnäppchen eigentlich. Doch leider hält der Anbieter nicht, was er verspricht. Anstelle eines harmonischen Zusammenspiels von Geschmacksnoten schmeckte das Öl laut Testern ranzig. Das passiere, wenn Öl entweder alt sei oder zu lange Licht oder Sauerstoff ausgesetzt gewesen ist. Solche geschmacklichen Fehler sind in dieser Güteklasse nicht erlaubt. Mit der Note 5,0 straft Warentest das Olivenöl als schlechtestes im Vergleich ab.

Andere günstige Anbieter aus dem Supermarkt oder Discounter machen es besser. Diese können zwar nicht ganz mit den Testsiegern mithalten, machen das aber durch den Preis wieder wett. Lidls Primadonna kostet gerade einmal 5,35 pro Liter, gehört damit zu den günstigsten im Check, und ist ein Beispiel dafür, dass Qualität nicht teuer sein muss. Das Olivenöl gehört mit der Note 2,3 zu den besten Ölen und liefert auch das beste Preis-Leistungs-Verhältnis.

Olivenöl: Das bedeuten die Bezeichnungen

So erkennt man gutes Olivenöl

Mit ein bisschen Übung können Laien auch ohne Labor Qualitätsunterschiede im Olivenöl erkennen. Wer testen möchte, ob das Olivenöl im Regal etwas taugt, sollte drei Verkostungsschritte beachten. Dafür zunächst etwas Öl in ein Wein- oder Grappaglas geben. Dieses abdecken und mit den Händen erwärmen. Danach wird, wie es beispielsweise auch bei Weinverkostungen gemacht wird, die Nase eingesetzt.

"Ein gutes Olivenöl sollte möglichst intensiv und harmonisch riechen", schreiben die Tester. Abhängig von der Erntezeit riecht es demnach grün-fruchtig oder auch süßlich-reif. Im dritten Schritt geht es ums Schmecken. Der Geschmack sollte ausgewogen sein, "bittere oder scharfe Eindrücke fruchtige Noten nicht überlagern". Wichtig ist bei dem Geschmackstest, dass Bitterkeit und Schärfe ein Merkmal für Frische sind und nicht etwa ein Makel. Je länger ein Olivenöl gelagert wird, desto mehr verblassen diese Aromen. Die Farbe des Öls ist übrigens kein Qualitätsmerkmal.

Den kompletten Olivenöl-Check können Sie auf test.degegen Gebühr nachlesen.

tpo.

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