
Lisa, 19, trägt ein T-Shirt mit dem Buchstaben "Z" – das Symbol, mit dem die russische Armee in der Ukraine Militärtransporte kennzeichnet und prorussische Ukrainer ihre Haltung signalisieren. Sie stammt aus Swatowo, einer Stadt in der Region Luhansk, studiert Medizin und teilt sich im Wohnheim ein kleines Zimmer mit einer Kommilitonin. Lisa möchte Militärärztin werden. Nach der Schule ließ sie sich als Sanitäterin ausbilden und betreute verwundete Soldaten im städtischen Krankenhaus. Doch weil sie ihre prorussische Haltung offen zeigte, wurde ihr das Diplom verweigert, denn bis zum Frühjahr 2022 stand Swatowo noch unter ukrainischer Kontrolle. Das änderte sich, als russische Truppen in die Stadt einmarschierten. Lisa ist überzeugt, dass die Regionen Donezk und Luhansk seit je zu Russland gehören und schon immer russische Herrscher in Kiew das Land regiert hätten. Sie klagt, dass ihr die ukrainischen Behörden die Staatsbürgerschaft entzogen haben, weil sie mit dem russischen Militär zusammengearbeitet hat. Sie ist fest entschlossen, einmal als Militärärztin für russische Truppen zu arbeiten.
© Ben Sherman