"Widerstandsbewegung" Drei russische Offiziere bei Explosion in besetzter Südukraine offenbar getötet

Ein Soldat im Süden der Ukraine läuft mit Gewehr in der Hand
Insbesondere der Süden der Ukraine ist schwer umkämpft, auch die von Russland zum Teil besetzten Gebiete
© Kostyra Liberov / Libkos / Getty Images
Am Wochenende hat Russland die Ukraine an gleich mehreren Orten attackiert – auch in der Hauptstadt Kiew. Die Ukraine vermeldete derweil den Tod von drei russischen Offizieren. Verantwortlich ist wohl eine "Widerstandsbewegung".

Durch eine von der "Widerstandsbewegung" in der von Russland besetzten Südukraine ausgelösten Explosion sind nach Angaben des ukrainischen Militärgeheimdienstes mindestens drei russische Offiziere getötet worden. Die Explosion habe sich im "Hauptquartier der Besatzung" in Melitopol ereignet und sei das Ergebnis einer Aktion der "örtlichen Widerstandsbewegung", teilte der Militärgeheimdienst am Sonntag im Onlinedienst Telegram mit. Die besetzte ukrainische Stadt Melitopol hat für die russische Armee eine wichtige logistische Bedeutung.

Der Angriff auf das Hauptquartier sei während eines Treffens des russischen Geheimdienstes FSB und der russischen Nationalgarde am Samstag verübt worden, teilte das ukrainische Verteidigungsministerium mit. Mindestens drei Offiziere der Russischen Garde seien "eliminiert" worden.

Die russische Armee hat die Ukraine am Wochenende erneut unter heftigen Beschuss genommen – erstmals seit zwei Monaten relativer Ruhe wurde auch die Hauptstadt Kiew wieder angegriffen. Behördenangaben zufolge wurden mindestens sieben Menschen getötet.

Tote und Verletzte in der Ukraine am Wochenende

In der nordostukrainischen Region Sumy wurden nach Angaben der Generalstaatsanwaltschaft zwei Menschen bei einem russischen Angriff unter bisher ungeklärten Umständen getötet. In Torezke in der ostukrainischen Region Donezk wurden demnach zwei ältere Menschen "mutmaßlich durch Artilleriebeschuss" getötet. In der südwestlichen Region Odessa nahm die russische Armee Gouverneur Oleg Kiper zufolge erneut für die Ausfuhr von Gütern aus dem Land wichtige Hafenanlagen ins Visier, mehrere Menschen seien in der Region verletzt worden.

In der südukrainischen Region Cherson starben nach Angaben von Gouverneur Oleksander Prokudin seit Freitagabend infolge russischen Beschusses insgesamt drei Menschen, mehr als zehn weitere wurden nach offiziellen Angaben verletzt. Auch die Großstadt Cherson selbst wurde demnach getroffen, sie steht nach wie vor fast täglich unter russischem Beschuss.

Ukrainische Truppen könnten sich bald vor russischer Militärtechnik unsichtbar machen. Eine neue Militärkleidung, die ukrainische Soldaten vor russischen Wärmebildoptiken und -kameras verbergen soll, sei bereit für die Massenproduktion, so ein ukrainischer Militärtechniker.
Ukrainische Truppen könnten sich bald vor russischer Militärtechnik unsichtbar machen. Eine neue Militärkleidung, die ukrainische Soldaten vor russischen Wärmebildoptiken und -kameras verbergen soll, sei bereit für die Massenproduktion, so ein ukrainischer Militärtechniker.
© Bitprojects
Ukraine entwickelt "Tarnumhang": Soldaten sollen unsichtbar für russische Wärmebildkameras werden

Vor einem Jahr hatte die ukrainische Armee Cherson von den russischen Besatzern zurückerobert, es war der bisher letzte große militärische Erfolg der Ukraine – deren im Frühsommer begonnene Gegenoffensive kaum voranschreitet. Staatschef Wolodymyr Selenskyj lobte am Samstag den "Heldenmut" der Bewohner Chersons, der "Inbegriff der Hoffnung" sei. Der Jahrestag der Befreiung Chersons stärke das "Vertrauen der Ukrainer in ihre Fähigkeiten", sagte Selenskyj in einer Videoansprache.

Raketenalarm in der Hauptstadt

Unterdessen wurde am Samstag die Hauptstadt Kiew erstmals seit Wochen wieder zum direkten Schauplatz des Kriegs. Nach Angaben des Chefs der Militärverwaltung der Hauptstadt, Serhij Popko, wehrte die ukrainische Luftabwehr eine russische Rakete ab, die die Stadt treffen sollte. Journalisten der Nachrichtenagentur AFP hörten am Samstagmorgen zwei starke Explosionen im Zentrum Kiews. Am Himmel sahen sie zudem weiße Rauchlinien, kurz darauf ertönten Luftalarmsirenen. 

Auf die Frage, warum der Alarm erst nach der Explosion ausgelöst wurde, sagte ein Luftwaffensprecher im Fernsehen, dass "ballistische Raketen extrem schnell fliegen und auf dem Radar nicht so sichtbar sind wie Marschflugkörper". Die Luftwaffe prüfte nach eigenen Angaben, ob Kiew von einer ballistischen Iskander-Rakete oder einer S-400-Flugabwehrrakete ins Visier genommen wurde.

Die ukrainische Luftabwehr hatte zuletzt am 21. September eine Rakete über Kiew abgeschossen. Durch die herabfallenden Trümmer waren damals sieben Menschen verletzt worden. Seit Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine im Februar 2022 wird Kiew immer wieder mit russischen Raketen beschossen.

Die Ukraine befürchtet zunehmende russische Angriffe auf die ukrainische Energieinfrastruktur in diesem Winter. Im vergangenen Winter hatte Russland mit zahlreichen Angriffen die Energieinfrastruktur der Ukraine unter Beschuss genommen. Für Millionen Menschen bedeutete das Ausfälle von Wasser, Strom und Heizung bei eisigen Wintertemperaturen.

Unterdessen warf Russland der Ukraine eine Reihe von Angriffen auf die russischen Grenzregionen Brjansk und Belgorod vor. Der Gouverneur von Belgorod, Wjatscheslaw Gladkow, sprach von Drohnen- und Raketenangriffen in mehreren Gebieten der Region, die jedoch größtenteils weder Schäden angerichtet noch Menschen verletzt oder getötet hätten. In der rund 30 Kilometer von der Grenze entfernten Stadt Waluiki seien jedoch fünf Eisenbahnwaggons und drei Häuser beschädigt worden.

AFP
mkb