2026 wird in Bayern gewählt Bayerns Kommunalwahl - mehr als ein Lackmustest für den Bund

Vielerorts sind die Straßen schon mit Wahlplakaten gesäumt - auch wenn die Kommunalwahl erst am 8. März 2026 stattfindet. Foto:
Vielerorts sind die Straßen schon mit Wahlplakaten gesäumt - auch wenn die Kommunalwahl erst am 8. März 2026 stattfindet. Foto
© Peter Kneffel/dpa
Am 8. März wird es ernst. Sechs Jahre nach der "Corona-Wahl" dürfen die Bayern wieder über ihre Kommunalpolitik abstimmen. So unterschiedlich die Ausgangslage örtlich auch sein mag - es wird spannend.

Sonntag, der 8. März 2026, ist nicht nur ein wichtiges Datum für Bayerns Städte, Kreise und Gemeinden. Auch für die bis nach Berlin regierende CSU um Parteichef Markus Söder und die anderen Landesparteien hat die Kommunalwahl eine besondere Bedeutung: Knapp 13 Monate nach der Bundestagswahl zeigt die Abstimmung wie ein Lackmustest durchaus auch, wie zufrieden oder unzufrieden die Wähler im Freistaat mit der Arbeit der Bundesregierung sind.

Kommunalwahlen sind keine Bundestagswahlen

Keine Frage - Kommunalwahlen sind keine Bundestagswahlen. Bei wohl keiner anderen Wahl ist das persönliche Profil der Kandidatinnen und Kandidaten so entscheidend bei der Stimmabgabe. Und doch gibt es ein großes "Aber". Denn das Wahlrecht ermöglicht es in Bayern, die Stimmen auch an komplette Listen einer Partei zu geben - unabhängig von den dort genannten Personen. Sofern also eine besondere Zufrieden- oder Unzufriedenheit mit einer Partei besteht, dürfte dies doch gewisse direkte Auswirkungen auf die Stimmabgabe haben.

Seit der bayerischen Kommunalwahl 2020 ist viel passiert: Fand die damalige Abstimmung noch wegen der Corona-Pandemie bevorzugt per Briefwahl statt - die Stichwahl sogar ausschließlich -, dürfte es nun wieder deutlich mehr Stimmberechtigte in die Wahllokale ziehen.

AfD will Mandate vervielfachen

Auch politisch hat sich die Welt in Bayern seither deutlich verändert: So wird etwa die im Land immer stärker in Umfragen stehende AfD erstmals ihre Leute recht flächendeckend ins Rennen schicken. Ihr Plan: Die Zahl ihrer Gemeinde-, Stadt- und Kreisräte vervielfachen. Erfahrungen aus anderen Bundesländern zeigten zudem bereits, dass sie auch bei Kandidaturen für Oberbürgermeister- und Landratsposten nicht per se chancenlos ist. 2020 holte die Partei in Bayern noch 4,7 Prozent, 4,4 Prozentpunkte mehr als 2014. In landesweiten Umfragen liegt die AfD dieser Tage recht stabil bei Werten um die 19 Prozent - vor sechs Jahren lag sie vor der Kommunalwahl noch bei nur rund 10 Prozent.

In welche Richtung es in Bayern gehen kann, zeigte die Kommunalwahl in Nordrhein-Westfalen im vergangenen September: Keine Partei konnte auch nur annähernd vergleichbare Stimmzuwächse bejubeln wie die AfD. Im Gegenteil: CDU, SPD, Grüne und FDP mussten schmerzhafte Verluste hinnehmen.

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Alle Parteien jagen die CSU

Die CSU muss daher mit deutlichen Verlusten rechnen, als stärkste kommunalpolitische Kraft ist sie die Gejagte. Schon 2020 holten die Christsozialen nur noch 34,5 Prozent der Stimmen und mussten einen Einbruch von 5,2 Prozentpunkten hinnehmen. Am Ende konnten sich zwar dennoch viele CSU-Bewerber in den Stichwahlen in den meisten kreisfreien Städten und Landkreisen bei den Oberbürgermeister- beziehungsweise Landratswahlen durchsetzen. In Stein gemeißelt ist dieser Erfolg aber nicht, das wissen sie auch in der CSU, vielmehr erwarten viele einen sehr schwierigen Wahlkampf.

Söder selbst warnte zuletzt wiederholt klar vor der AfD - auch seine eigenen Leute, von denen einzelne möglicherweise die Brandmauer ins rechte Lager gerne aufweichen würden: "Es würde auch gegen all das verstoßen, was ich selber empfinde und fühle und was die CSU in ihrer Geschichte hat. Wir machen uns im Jahr 80 unseres Bestehens nicht zum Steigbügelhalt der Rechtsextremisten", sagte Söder. 

Zweifelsohne haben in der CSU viele auf mehr Rückenwind aus Berlin gehofft. Doch die schwarz-rote Bundesregierung kämpft längst mit ähnlich schlechten Beliebtheitswerten wie die vorzeitig geplatzte Ampel-Regierung. Zwar konnten CDU, CSU und SPD zuletzt einige strittige Themen abräumen, der erhoffte Stimmungsumschwung lässt aber weiter auf sich warten.

Freie Wähler, SPD und Grüne hoffen auf Achtungserfolge

Mit den Freien Wählern muss sich die CSU im bürgerlich-konservativen Lager zudem noch mit einem anderen direkten Konkurrenten auseinandersetzen. Die Partei von Hubert Aiwanger betont gerne ihre kommunalpolitischen Wurzeln und ist deshalb gerade im ländlichen Raum oft eine ernstzunehmende Konkurrenz. Dies zeigte sich 2020, wo sich bei 14 Landratswahlen Kandidaten der Freien Wähler durchsetzen konnten.

Für die Sozialdemokraten war die Wahl 2020 ein Wechselbad der Gefühle. Zwar konnte die SPD die Zahl von kreisfreien Städten unter einem SPD-Oberbürgermeister von bis dato zehn sogar noch leicht aufstocken, zugleich mussten aber auch schmerzhafte Niederlagen verkraftet werden. So ging die einstige SPD-Hochburg Nürnberg verloren, und auch in der Landeshauptstadt München brachen wie an vielen anderen Orten im Freistaat Mandate in den Stadt- und Gemeinderäten weg. Wie die CSU darf auch die in Berlin mitregierende SPD kommunalpolitisch keinen Rückenwind aus Berlin erwarten.

Bleiben noch die Grünen, die sich landes- und bundespolitisch anders als 2020 in einem unangenehmen Umfragetief befinden. Damals holte die Partei mit 17,3 Prozent das beste Kommunalwahlergebnis ihrer Geschichte. Hinter der CSU landete sie auf Platz 2. Für die Grünen geht es daher vordergründig darum, den seit vielen Monaten andauernden Abwärtstrend zu stoppen. Optimismus zieht die Partei etwa aus ihrer wachsenden Mitgliederzahl - wahr ist aber auch, dass auch Parteien wie die AfD und die Linke in Bayern Mitgliederzuwächse verzeichnen.

Apropos Linke - die Partei erlebt seit der Abspaltung von Sahra Wagenknechts BSW auch in Bayern einen echten Boom. Umfragen sehen sie gar in Schlagweite der Fünf-Prozent-Hürde im Landtag. Auf kommunalpolitischer Ebene ist sie im ländlichen Raum aber weiter eher ein Exot.

Finale Entscheidungen wohl oft erst in Stichwahl am 22. März

Anders als bei Landtags- und Bundestagswahl ist bei der Kommunalwahl auch vielerorts immer wieder eine besondere Geduld gefragt - denn regelmäßig müssen Entscheidungen in Bürgermeister- und Landratswahlen in Stichwahlen doppelt entschieden werden. So gesehen dürfte der 22. März 2026 nicht minder spannend werden und schon jetzt in den Kalendern der Parteien mit mehreren Ausrufezeichen markiert worden sein.

dpa

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