Thüringens städtische Feuerwehren und Rettungskräfte haben zunehmend Schwierigkeiten dabei, ihre Einsatzorte zu erreichen. "Gerade in den Abendstunden in den engen Städten wird der Parkdruck ganz einfach überall immer größer, weil immer mehr Pkws in den Haushalten vorhanden sind", sagte Michael Schwabe, Fachbeirat im Thüringer Feuerwehrverband, der Deutschen Presse-Agentur in Erfurt. "Dann wird es halt eng und da wird halt in Kurvenbereichen geparkt oder vielleicht auch in Bereichen, wo eigentlich Halteverbot ist", so der Experte und Feuerwehrmann.
Hinzu komme, dass sowohl die Feuerwehrfahrzeuge als auch die geparkten Autos in den vergangenen Jahren immer größer geworden seien. Ein Drehleiterfahrzeug, wie es bei Brandeinsätzen und zur Personenrettung zum Einsatz komme, sei an den Rückspiegeln gemessen mittlerweile bis zu 3,10 Meter breit. Als "erzieherische Maßnahme" würden die Feuerwehren in Thüringens Städten deshalb bereits seit einigen Jahren im Rahmen von Probefahrten überprüfen, ob die nötige Durchfahrtsbreite in engen Straßenräumen gewährleistet ist. Am Mittwochabend findet ein solcher Einsatz in Gera statt. Bei solchen Übungen gehe es auch darum, "offen mit der Bevölkerung ins Gespräch zu kommen", sagte Schwabe.
Feuerwehr-Sprecher: "Umgangston mitunter rauh"
Blockiere ein Fahrzeug die Zufahrt zum Einsatzort, würden die Einsatzkräfte nach Alternativrouten suchen oder versuchen, die Brandstelle mit Hilfe längerer Schlauchstrecken zu erreichen. Praktikabel sei das aber nur bis zu einer Distanz von rund 50 Metern. Bis zu einer Höhe von zwölf Metern könnten die Rettungskräfte zudem noch tragbare Leitern einsetzen. Dies sei allerdings aufwendig, personalintensiv und koste wichtige Zeit, so Feuerwehr-Experte Schwabe. Inwieweit sich die Anfahrtszeiten der Feuerwehren zu Einsatzorten in den vergangenen Jahren deshalb verlängert haben, werde allerdings nicht systematisch erhoben.
Grundsätzlich seien die meisten Menschen den Einsatzkräften gegenüber verständnisvoll. Doch mitunter sei der Gesprächston rau oder Schaulustige würden auf unangemessene Weise Aufnahmen mit ihren Smartphones machen, berichtet Schwabe weiter. Auch Göran Kugel, Sprecher der Feuerwehr Gera, berichtet, dass Sätze wie "Fahr doch mal die Karre weg!" immer wieder vorkämen. Um für das Problem zu sensibilisieren, finde deshalb zum nun zweiten Mal die Probefahrt mit einem Drehleiterfahrzeug der Feuerwehr Gera-Mitte statt.
Drängler fahren Einsatzkräften über die Füße
Aggressionen und ein rauer Umgang seien ein zunehmendes Problem, sagte auch Karsten Utterodt, Präsident des Thüringer Feuerwehrverbandes. Mitunter sei es vorgekommen, dass Drängler über die Füße der Einsatzkräfte gefahren seien. Vereinzelt würden Berufsfeuerwehren und Freiwillige Feuerwehren an Deeskalations-Trainings teilnehmen. Derartige Möglichkeiten gebe es etwa an der Landesfeuerwehrschule.
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Wie häufig es zur Behinderung von Feuerwehren und Rettungskräften kommt, wird nicht erfasst. In den meisten Fällen - etwa bei falsch geparkten Fahrzeugen - handelt es sich um Ordnungswidrigkeiten. Strafbar ist es, wenn ein Einsatz mutwillig oder grob fahrlässig behindert wird. Laut polizeilicher Kriminalstatistik hat die Anzahl an Fällen von Behinderung Hilfeleistender im vergangenen Jahr um 31,7 Prozent auf insgesamt 79 Fälle zugenommen. Darunter fallen allerdings auch Fälle von unterlassener Hilfeleistung.