Wehrpflicht Schüler protestieren in Hamburg gegen Wehrpflicht

Hunderte Schülerinnen und Schüler haben in Hamburg gegen die Wehrpflichtpläne der Bundesregierung demonstriert. Foto: Marcus Gol
Hunderte Schülerinnen und Schüler haben in Hamburg gegen die Wehrpflichtpläne der Bundesregierung demonstriert. Foto
© Marcus Golejewski/dpa
"Wir wollen nicht als Kanonenfutter enden": Warum Hamburger Schülerinnen und Schüler den Unterricht schwänzen und was hinter ihren Ängsten vor der neuen Wehrpflicht steckt.

Hunderte Schülerinnen und Schüler haben in Hamburg gegen die Wehrdienstpläne der Bundesregierung demonstriert. Sie versammelten sich nach der zweiten Schulstunde am Hachmannplatz, um von dort durch die Innenstadt zu ziehen. Begleitet wurden sie von Studierenden der Universität Hamburg, die am Morgen mit ihrem Demonstrationszug vom Uni-Campus aus gestartet waren. Am Nachmittag wollten auf dem Stephansplatz noch die Jugendorganisationen etwa des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) und der Gewerkschaft Verdi "der Wehrpflicht entgegentreten". 

"Wir wollen nicht als Kanonenfutter enden"

Die Schülerinnen und Schüler hatten zuvor schon auf Instagram klargemacht: "Wir wollen nicht als Kanonenfutter enden." Und sie schauten nicht stumm zu "wie wir und unsere Freunde per Los zum Töten und Sterben gezwungen werden". Und weiter schrieben die Organisatoren der Protestaktionen: "Wir wollen nicht ein halbes Jahr unseres Lebens in Kasernen eingesperrt sein, zu Drill und Gehorsam erzogen werden und töten lernen." Krieg sei keine Zukunftsperspektive und zerstöre die Lebensgrundlage.

Die Organisatoren des Hamburger Schulstreiks sprachen von bis zu 5.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmern, ursprünglich erwartet hatten sie etwa 1.500. Die Polizei zählte auf der friedlichen Protestkundgebung nach eigenen Angaben etwa 1.700 Menschen. Weitere Demonstrationen waren unter anderem in Kiel, Berlin, Düsseldorf, Dresden und München geplant.

Bundestag gibt trotz Protesten grünes Licht für neuen Wehrdienst

Ungeachtet der Proteste hatte der Bundestag am Morgen grünes Licht für den neuen Wehrdienst gegeben. Eine Mehrheit der Abgeordneten votierte für einen Gesetzentwurf der Bundesregierung, der eine verpflichtende Musterung junger Männer sowie die Wiedereinführung der Wehrerfassung vorsieht. Weiter gilt aber Freiwilligkeit. Für das Gesetz stimmten in namentlicher Abstimmung 323 Abgeordnete. Dagegen votierten 272 Parlamentarier. Es gab eine Enthaltung. Der Bundesrat soll sich noch vor Weihnachten mit dem Gesetz befassen.

Gregor Peter Schmitz mit den Buchstaben GPS

Wollen Sie nichts mehr vom stern verpassen?

Persönlich, kompetent und unterhaltsam: Chefredakteur Gregor Peter Schmitz sendet Ihnen jeden Mittwoch in einem kostenlosen Newsletter die wichtigsten Inhalte aus der stern-Redaktion und ordnet ein, worüber Deutschland spricht. Hier geht es zur Registrierung.

Alle jungen Männer und Frauen ab Geburtsjahrgang 2008 werden vom nächsten Jahr an einen Fragebogen zur Person erhalten, der auch die Motivation zum Wehrdienst abfragt. Männer müssen, Frauen können diesen beantworten, denn für Frauen sieht das Grundgesetz keine Wehrpflicht vor. Für alle Männer, die ab dem 1. Januar 2008 geboren wurden, soll dann die Musterung wieder zur Pflicht werden. Praktisch wird sie aber erst später greifen.

Demo-Teilnahme während des Unterrichts unentschuldigte Fehlzeit

Während der Demonstration beklagten einige Schüler, dass sie von ihren Schulleitungen eingeschüchtert worden seien. Denn bereits vor dem Schulstreik hatte die Schulbehörde erklärt, dass eine Teilnahme während des Unterrichts als unentschuldigte Fehlzeit gewertet werde. Eventuell verpasste Leistungsbewertungen würden mit null Punkten bewertet. "Die Schulen sind angewiesen, eine eventuelle Abwesenheit entsprechend zu dokumentieren." Gleichzeitig bat die Behörde die Schulleitungen in einem Brief jedoch, die Wehrdienstpläne altersgerecht sowie themenbezogen in den Unterricht zu integrieren.

Bundestagsdrucksachen

dpa