Landtagswahl 2026 Quo vadis Rheinland-Pfalz? Viele Wähler unentschlossen

Rund ein halbes Jahr dauert es noch, bis die Rheinland-Pfälzerinnen und Rheinland-Pfälzer einen neuen Landtag wählen. (Archivfot
Rund ein halbes Jahr dauert es noch, bis die Rheinland-Pfälzerinnen und Rheinland-Pfälzer einen neuen Landtag wählen. (Archivfoto) Foto
© picture alliance / Arne Dedert/dpa
Etwa jeder fünfte Rheinland-Pfälzer weiß einer Umfrage zufolge noch nicht, wen er bei der Landtagswahl wählen wird. Was das für mögliche Machtoptionen und Spitzenkandidaten bedeutet.

Ein knappes halbes Jahr vor der Landtagswahl in Rheinland-Pfalz scheint deren Ausgang offener denn je. Eine neue Umfrage zeigt, ein gehöriger Teil der Wählerinnen und Wähler ist noch unentschlossen. Die frischen Zahlen und weitere Befragungen machen außerdem klar, dass sich die Machtverhältnisse deutlich ändern könnten. Das lässt einen bewegten Wahlkampf bis zum 22. März 2026 erwarten. 

Frauen noch unentschlossener als Männer

Laut einer repräsentativen Umfrage des Ifak Instituts für die "Rhein-Zeitung" und den Radiosender RPR1 - den sogenannten "Rheinland-Pfalz Report" - wollen sich 21 Prozent der Befragten derzeit noch nicht auf eine Partei festlegen. Interessanterweise ist der Anteil der Unentschlossenen bei den Frauen mit 27 Prozent deutlich höher als bei Männern mit 14 Prozent. Bei den Altersgruppen waren die 40- bis 49-Jährigen mit 25 Prozent am unentschlossensten. 

Bei den Befragten, die bei der Umfrage eine Wahlabsicht äußerten, lag die AfD mit 19 Prozent vor der seit 35 Jahren im Land regierenden SPD und der CDU mit jeweils 16 Prozent. Die Grünen kamen auf 7 Prozent, die Linken auf 6. Unter der Fünf-Prozent-Hürde lagen das Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) mit 4 sowie die Freien Wähler und die in der Ampel mitregierende FDP mit jeweils 2 Prozent. 

Die Zahlen sind deshalb vergleichsweise niedrig, weil beim "Rheinland-Pfalz Report" die noch unentschlossenen Wählerinnen und Wähler wie eine eigene Partei behandelt werden und deswegen die Prozentwerte der Parteien niedriger sind als bei anderen Umfragen

Andere Umfrage sieht SPD auf Platz drei 

Wenige Tage zuvor hatte eine Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Insa für die "Bild"-Zeitung aufhorchen lassen. Bei der kam die CDU in Rheinland-Pfalz auf eine Zustimmung von 27 Prozent der Wählerinnen und Wähler - ein Prozentpunkt weniger als bei einer vorangegangenen Insa-Umfrage vom Frühjahr. Die AfD rangierte bei 23 Prozent, ein Plus von vier Prozentpunkten. 

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Damit verdrängte die AfD die SPD vom zweiten Platz. Die Sozialdemokraten legten zwar einen Prozentpunkt zu, kamen aber nur auf 22 Prozent. Die Grünen lagen wie schon im Frühjahr bei 9 Prozent, die FDP kam auf 4 Prozent (plus 2 Prozentpunkte), die Linke landete bei 6 Prozent (minus 3), die Freien Wähler erreichten drei Prozent.

Die Zahlen zeigen ebenso wie vorangegangene Umfragen, bei denen die oppositionelle CDU mit Spitzenkandidat Gordon Schnieder ebenfalls vorne lag, dass der Ampel in Mainz die Abwahl droht. Einiges deutet auf eine große Koalition nach der Wahl hin. 

Schweitzer und Schnieder müssen noch zulegen

Abzuwarten bleibt zunächst aber, ob es der SPD wie bei vergangenen Landtagswahlen erneut gelingt, die CDU auf den letzten Metern noch abzufangen. Das war den Sozialdemokraten im Land unter Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) mehrfach gelungen, sei es gegen CDU-Spitzenkandidat Christian Baldauf oder die jetzige Bundestagspräsidentin Julia Klöckner. 

Dieses Mal konnten Umfragen zufolge weder Schnieder noch Dreyer-Nachfolger und Ministerpräsident Alexander Schweitzer von der SPD die Wählerinnen und Wähler im Land vollends überzeugen. Beim "Rheinland-Pfalz Report" zeigten sich 53 Prozent bei der Frage unentschieden, wer künftig an der Spitze der Regierung stehen soll. 25 Prozent sprachen sich für Schweitzer aus, lediglich 8 Prozent für Herausforderer Schnieder. 

Umfragewerte von Dreyer unerreicht

Im Vergleich dazu hatten im Februar 2021 zwei Wochen vor der damaligen Landtagswahl in einer SWR-Wahlumfrage 56 Prozent angegeben, sie würden sich für die damalige Regierungschefin Dreyer (SPD) entscheiden, wenn sie die Ministerpräsidentin oder den Ministerpräsidenten direkt wählen könnten. Der damalige Unions-Konkurrent Christian Baldauf kam seinerzeit auf 28 Prozent.

Sicher, es ist noch reichlich Zeit bis zur Wahl im März, aber ihre Bekanntheit im Land dürften sowohl Schweitzer als auch Schnieder noch gehörig steigern müssen. Daran arbeiten beide derzeit auch eifrig mit sehr vielen Terminen zwischen Westerwald und Südwestpfalz. Und die beiden werden sich auch mit einer im Vergleich zu 2021 deutlich erstarkten AfD auseinandersetzen müssen. 

Lebensqualität wird sehr unterschiedlich bewertet

Beim erstmals vorgelegten "Rheinland-Pfalz Report" wurde auch nach Stimmung, Lebensqualität und politischer Orientierung in Rheinland-Pfalz gefragt. Es ging unter anderem darum, wo Menschen einkaufen, wie sie ihre wirtschaftliche Lage betrachten oder wie sehr sie sich mit Rheinland-Pfalz verbunden fühlen.

Grundsätzlich zeigten die Befragten eine große Sympathie für das Bundesland. Auf die Frage, ob sie lieber in einem anderen Bundesland leben würden, sagten 78 Prozent Nein, entsprechend nur 22 Prozent Ja. 51 Prozent fühlen sich verbunden oder sehr verbunden mit Rheinland-Pfalz. 

Die Lebensqualität wird regional sehr unterschiedlich bewertet: In Mainz, Koblenz oder Trier wird sie deutlich positiver bewertet als etwa in den pfälzischen Städten Ludwigshafen oder Kaiserslautern - und just in Ludwigshafen und Kaiserslautern schnitt die AfD bei der Bundestagswahl stark ab.

dpa