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Religiöse Begriffe Sprechen Sie Vatikanisch?

Wissen Sie, was der Papst meint, wenn er vom Positivismus spricht? Kennen Sie den Unterschied zwischen Kommunion und Abendmahl? stern.de erklärt einige religiöse Begriffe, die während des Besuchs von Benedikt XVI. immer wieder fallen.

Angelus

Das lateinische Wort bedeutet "Engel (des Herrn)". Laut Bibel verkündete der Erzengel Gabriel der Jungfrau Maria, dass sie den Sohn Gottes zur Welt bringen werde. Nach katholischer Tradition wird daher bei Sonnenaufgang, am Mittag und in der Abenddämmerung eine Glocke geläutet. Sie soll die Gläubigen zum dankbaren Gedächtnis der Menschwerdung, Kreuzigung und Auferstehung Jesu Christi einladen.

Augustinerkloster Erfurt

Das 1277 erbaute Kloster war die Heimat der Augustiner-Eremiten. Martin Luther war am 17. Juli 1505 in das Kloster eingetreten und lebte dort bis zum Herbst 1511. Papst Benedikt XVI. trifft im Kapitelsaal mit Vertretern der evangelischen Kirche zum Gespräch. Vor 500 Jahren war der Kapitelsaal mit Säule und Gewölbebogen der einzige Raum, in dem die Mönche das Schweigegelübde brechen und reden durften. In der Augustinerkirche nebenan wird der Papst beim ökumenischen Gottesdienst an dem Altar stehen, an dem Luther seine erste Messe las.

Eichsfeld

Der Ort ist eine katholische Hochburg im Osten. Eichsfeld liegt im Dreiländereck Thüringen, Hessen und Niedersachsen. Rund 70 Prozent der Bevölkerung sind katholisch und stellen fast die Hälfte aller Katholiken im Bistum Erfurt. Eichsfeld war zu DDR-Zeiten Ende der 80er Jahre zudem eine Hochburg der Oppositionsbewegung.

Eucharistie

Katholischer Begriff (vom griechischen "eucharistia" - Danksagung) für das, was evangelisch "Abendmahlfeier" heißt. Die Gläubigen empfangen dabei die Kommunion (-> Kommunion) in dankbarer Erinnerung an das letzte Abendmahl Jesu. Laut Bibel reichte Jesus vor seinem Tod seinen Jüngern Brot und Wein mit den Worten: "Das ist mein Leib und mein Blut. Tut dies zu meinem Gedächtnis." Ein anderer, weit verbreiteter Name für die Eucharistiefeier ist der Begriff Messe.

Heilige Kommunion

Bei der Heiligen Kommunion wird Brot und Wein gereicht, die Leib und Blut Jesu Christi symbolisieren. Der auch ->Eucharistie, Abendmahl oder allerheiligstes Sakrament genannte Ritus wird in den christlichen Kirchen unterschiedlich verstanden. In der katholischen Kirche sind die Vorraussetzung für den Empfang der Kommunion unter anderem die Taufe und ein Leben in der Taufgnade. Bei den Protestanten wird die Kommunion Abendmahl genannt. Darunter wird sowohl die Hinwendung des Gläubigen zu Gott verstanden als auch die Bildung einer Gemeinde.

Naturrecht

Die Vertreter des Naturrechts fordern, auch Bezug zu außergesetzlichen Erkenntnisquellen zu nehmen - etwa zu göttlichen Geboten und Naturgesetzen. Damit kann das Naturrecht im Widerspruch zum geltenden staatlichen Recht stehen. Es gilt als höchstes, auf den göttlichen Prinzipien beruhendes Recht - mit dieser Auffassung liegt es insbesondere der katholischen Rechtstheorie zugrunde. Für seine Vertreter ist das Naturrecht universal und immerwährend - und gilt danach über Menschen, Völker, Raum und Zeit hinaus. Es bildet eine wesentliche Argumentationsgrundlage etwa für die Menschenrechte oder das Völkerrecht (-> Positivmus).

Ökumene

Aus dem Griechischen, bedeutet "der ganze bewohnte Erdkreis" und meint die Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen christlichen Kirchen, die im wesentlichen durch die beiden großen Schismen (Abspaltung der Ostkirche und Reformation) entstanden sind. Seit Jahrzehnten bemühen sich vor allem die evangelische und die katholische Kirche um Ökumene, die Einheit aller in Konfessionen getrennten Christen. Einer der Hauptstreitpunkte ist dabei die Eucharistiefeier (-> Eucharistie). Die katholische Kirche lässt weder zu, dass ihre Mitglieder am evangelischen Abendmahl teilnehmen, noch, dass evangelische Christen in der katholischen Kirche zur -> Kommunion gehen. Außerdem ist der Vatikan bislang nicht bereit, die evangelische Kirche formell anzuerkennen.

Lesen sie auf der nächsten Seite unter anderem die Stichworte Positivismus, Vesper, Zölibat

Wortgottesdienst

Die katholische Kirche lehnt gemeinsame Eucharistiefeiern (->Ökumene) mit Protestanten ab. Möglich sind aber das gemeinsame Gebet und das Lesen von Evangelien und anderen Bibeltexten - also ein Wortgottesdienst ohne die Sakramente.

Papst

Vom griechischen pappas, der Vater. Offizielle Titel: "Bischof von Rom, Statthalter Jesu Christi, Nachfolger des Apostelfürsten, Oberhaupt der Gesamtkirche, Patriarch des Abendlandes, Primas von Italien, Erzbischof und Metropolit der Kirchenprovinz Rom, Souverän des Staates der Vatikanstadt, Diener der Diener Gottes." Wird üblicherweise mit "Heiliger Vater" oder "Eure Heiligkeit" angeredet. Er ist das Oberhaupt der Römisch-katholischen Kirche, der weltweit mehr als eine Milliarde Gläubigen angehören. Der Deutsche Joseph Ratzinger aus dem bayerischen Marktl am Inn ist seit 2005 als Benedikt XVI. im Amt. Er gilt offiziell als 265. Amtsträger und ist der erste deutsche Papst seit Hadrian VI. (1522-1523).

Pontifikat

Bezeichnung für Amt, Amtszeit und Würde des Papstes.

Positivismus

Der Papst hatte das Wort in seiner Rede im Bundestag verwendet, die in den ersten Reaktionen als "schwere Kost" und auf "theologisch hohem Niveau" bezeichnet wurde. Positivisten lehnen alles als unwissenschaftlich ab, was nicht beobachtet und durch Experimente bewiesen werden kann - und damit auch theologische Glaubenssätze. Rechtspositivismus meint die Lehre, die sich bei der Lösung von Rechtsfragen allein auf den Gesetzgeber stützt. Demgegenüber steht das nach Ansicht von Papst Benedikt XVI. heutzutage vernachlässigte -> Naturrecht.

Vesper

Zum regelmäßigen Stundengebet in den Klöstern gehört unter anderem die Vesper (lateinisch für Abend) als Dank für das abgeschlossene Tagwerk. Dabei werden Psalmen aus dem Alten Testament gesungen und Gebete wie das Vaterunser gesprochen. Eine marianische Vesper enthält zudem einen an die Gottesmutter Maria gerichteten Gesang.

Vigil

Das lateinische Wort "vigilia" bedeutet "Wache". Die liturgische Gebetswache entstand aus dem Brauch, die Nacht vor einem größeren Fest - wie die Osternacht - mit Gebeten und Bibellesungen zu verbringen. Vor allem junge Christen oder ökumenischer Gemeinschaften griffen in den vergangenen Jahrzehnten die Tradition abendlicher oder nächtlicher Gottesdienste wieder auf.

Zölibat

Eines der Themen, die Kritiker des Papstes und der katholischen Kirche, bei seinen Reden bislang schmerzlich vermisst haben. Der Begriff stammt aus dem Lateinischen und bedeutet alleinlebend. Im Katholizismus wird damit die lebenslange Pflicht zur Ehelosigkeit von Priestern bezeichnet. Jüngere und aufgeklärte Geistliche fordern allerdings die Aufhebung des Zölibats. Einige Kritiker machen die Zwangsehelosigkeit für die zahlreichen Missbrauchsfälle mitverantwortlich.

nik/AFP/DPA/Reuters DPA Reuters

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