Krankheitsausbruch Immer mehr Fälle in Europa und Nordamerika – was Sie über Affenpocken wissen sollten

Affenpocken
Diese elektronenmikroskopische Aufnahme zeigt das Affenpockenvirus
© Andrea Männel/RKI/ / DPA
Pocken sind bereits seit 40 Jahren ausgerottet. Die ersten Fälle von Affenpocken wurden in Großbritannien entdeckt. Nun sind auch Fälle unter anderem aus den USA, Spanien und Portugal gemeldet worden. Das Robert Koch-Institut mahnt Ärzte zur Vorsicht. Was sind Affenpocken genau? Und wie lässt sich eine Infektion behandeln?

Die Pocken gelten durch eine erfolgreiche Impfkampagne seit 1980 als ausgerottet. Mittlerweile habe ein Großteil der Weltbevölkerung keinen Impfschutz mehr, beschreibt das Robert Koch-Institut (RKI). In Nigeria kommt es seit 2017 vermehrt zu Fällen von Affenpocken beim Menschen. Zunächst hat es einen Krankheitsausbruch in Großbritannien gegeben. Die britische Gesundheitsbehörde UK Health Security Agency (UKHSA) hat mittlerweile sieben Fälle erfasst. Nun tauchen die Affenpocken in immer mehr Ländern auf: Spanien, Portugal und in den USA. In Kanada werden derzeit Verdachtsfälle geprüft. Das Robert Koch-Institut (RKI) hatte schon nach den Fällen in Großbritannien Ärzt:innen in Deutschland für das Virus sensibilisiert.

Durch was werden Affenpocken ausgelöst?

Affenpocken werden durch eine Infektion mit dem Affenpockenvirus ausgelöst. Das Affenpockenvirus gehört zur Gattung der Orthopoxviren in der Familie der Poxviridae. Die Gattung Orthopoxvirus umfasst weitere Pockenviren, schreibt die wie die amerikanische Gesundheitsbehörde Centers for Disease Control and Prevention (CDC). Die Affenpocken wurden erstmals 1958 bei Affenkolonien, die für Forschungszwecke gehalten wurden, entdeckt. Daher stammt auch der Name der Virusinfektion. Doch das Virus zirkuliert wahrscheinlich in Nagetieren. Affen sind hingegen sogenannte Fehlwirte.

Wie werden sie übertragen?

Mit Affenpocken können sich Menschen laut RKI über den Kontakt mit infizierten Eichhörnchen, Ratten oder Affen anstecken. Dies kann durch einen Biss, den Umgang mit den Tieren als Haustier und dem Kontakt mit dem Blut oder Sekreten der Tiere passieren. Auch durch das Verspeisen von Affenfleisch oder durch eine Tröpfcheninfektion können sich Menschen bei Tieren infizieren. Das Virus dringt durch verletzte Haut, die Atemwege oder die Schleimhäute in den Körper ein.

Die Übertragung von Mensch zu Mensch ist seit den 1980er-Jahren laut RKI "offenbar ansteigend". Eine mögliche Erklärung dafür könnte der nachlassende Pockenimpfschutz sein. Nach Angaben der CDC finde die Übertragung zwischen Menschen hauptsächlich über Tröpfchen statt. Auch über den direkten Kontakt mit Körperflüssigkeiten oder den Krusten des Ausschlags sei eine Ansteckung möglich. Es gibt Vermutungen, dass auch eine Ansteckung über sexuellen Kontakt möglich sein könnte.

Was ist über die Fälle bisher bekannt?

Die erste Infektion, die Anfang Mai in Großbritannien bekannt geworden war, soll auf eine Ansteckung in Nigeria zurückgehen. Verbindungen zwischen Betroffenen sind nur teilweise bekannt. Teils sei unklar, wo sich Betroffene angesteckt haben. Bei vier jüngst gemeldeten Fällen handele es sich um Männer, die sexuellen Kontakt mit anderen Männern hatten. Sie sollen sich in London angesteckt haben, wie es von der UKHSA heißt.

In den USA ist bisher eine Person aus dem Bundesstaat Massachusetts im Nordosten des Landes betroffen, teilte die CDC am Mittwoch mit. In Spanien wurden acht Infektionen in der Hauptstadt Madrid gemeldet, wie die Nachrichtenagentur Europa Press unter Berufung auf die Gesundheitsbehörden am Mittwoch berichtete. In Portugal schrieb die Zeitung "Público" gar von etwa 20 Infizierten. Bei der Mehrheit der bisher bekanntgewordenen Fälle sind Männer betroffen, die Sexualkontakte zu anderen Männern hatten. Wegen der gemeldeten Fälle bei Männern, die Sex mit Männern hatten, ruft das RKI diese Gruppe zur besonderen Wachsamkeit auf. Männer, die Sex mit Männern haben, sollten laut RKI bei ungewöhnlichen Hautveränderungen "unverzüglich eine medizinische Versorgung aufsuchen".

Wie groß haben Experten das Risiko durch den Krankheitsausbruch in Großbritannien eingeschäzt?

Nach dem Auftreten des ersten bestätigten Falls von Affenpocken Anfang Mai betonten britische Gesundheitsexperten, dass die Affenpocken nicht leicht von Mensch zu Mensch übertragen würden und dass das Risiko für die Allgemeinbevölkerung sehr gering sei.

Welche Symptome treten bei Affenpocken auf?

Nach Angaben der UKHSA verlaufen die meisten Infektionen mild. Es kann aber auch zu schweren Infektionen kommen. Laut RKI, CDC und UKHSA treten folgende Symptome auf:

  • plötzlich einsetzendes Fieber
  • (starke) Kopfschmerzen
  • Rückenschmerzen
  • Halsschmerzen
  • Husten
  • Muskelschmerzen/Muskelkater
  • geschwollene Lymphknoten
  • Schüttelfrost
  • Erschöpfung
  • Ausschlag, der oft im Gesicht beginnt und sich auf andere Körperteile ausbreitet. Der Ausschlag kann je nach Krankheitsstadium anders aussehen und an Windpocken oder Syphilis erinnern. Er bildet schließlich einen Schorf und fällt ab.

Wie lange ist man mit Affenpocken krank?

Die Infektion dauert nach CDC-Angaben typischerweise zwei bis vier Wochen. Bis die Krusten des Ausschlags abfallen, besteht laut RKI eine Infektionsgefahr. Doch nur symptomatische Erkrankte seien ansteckend. Bis die Krankheit nach einer Ansteckung ausbricht, dauert es sieben bis 21 Tage.

Wie wird die Infektion behandelt?

Bei der Behandlung von Affenpocken werden vor allem die Symptome gelindert. Außerdem sei es wichtig, dass weitere bakterielle Infektionen, die wegen des geschwächten Immunsystems auftreten können, vermieden werden. Das RKI rät zu einer Isolationszeit von drei Wochen.

Wie kann man einer Infektion mit Affenpocken vorbeugen?

Die CDC empfiehlt, dass Reisende in Zentral- und Westafrika den engen Kontakt mit potenziell infizierten Tieren vermeiden sollten. Das gelte auch für kranke oder tote Tiere. Ebenso sollten auch Einstreu, mit dem die Tiere in Kontakt waren, gemieden werden. Eine infizierte Person sollte im Krankheitsfall isoliert werden, und wer Kontakt mit einer infizierten Person hatte, sollte besonders auf Handhygiene achten.

Quellen: RKI 1, RKI 2, CDC, UKHSA- Bericht, UKHSA, mit Material der dpa

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