Digitalisierung Wie das E-Rezept funktioniert und was Verbraucher wissen müssen

Apotheke
Wer künftig in der Apotheke ein verschriebenes Medikament abholen will, muss dafür das E-Rezept nutzen.
© Monika Skolimowska / DPA
Das deutsche Gesundheitssystem soll digitaler werden: Ab 2024 wird das E-Rezept für Arztpraxen verpflichtend. Wie das elektronische Rezept funktioniert.

Gesundheitsminister Karl Lauterbach bläst zur "Aufholjagd" bei der Digitalisierung des Gesundheitswesens. Bis 2024 will der SPD-Politiker das elektronische Rezept zum Standard machen. Doch was genau ist das E-Rezept und was bedeutet es für Patient:innen?

Was ist das E-Rezept?

Das E-Rezept soll bald zum Alltag gehören und das Papierrezept ablösen. Wer also zu seinem Hausarzt oder seiner Hausärztin geht und beispielsweise ein Rezept für Blutdrucksenker abholen möchte, wird dies bald nicht mehr in gewohnter Papierform einlösen können. Zunächst gilt dies für die bekannten rosafarbenen Rezepte, die Kassenpatient:innen für verschreibungspflichtige Medikamente bekommen. Privatrezepte sollen später folgen, teilt die Verbraucherzentrale mit. Ab 2024 soll die Nutzung des elektronischen Rezepts für Arztpraxen verpflichtend sein.

Wie entsteht das digitale Rezept?

Der Arzt oder die Ärztin erstellt ein digitales Rezept, das Informationen zum Medikament, zur Dosierung, Patientendaten und Arztdaten enthält. Ist das E-Rezept erstellt, wird es von der Praxis auf einen Server für E-Rezepte hochgeladen. Dort werden die Daten automatisch verschlüsselt und ein E-Rezept-Token generiert. Dieser Token enthält einen Code, den die Verbraucher:innen benötigen, um das Rezept in der Apotheke einlösen zu können. Statt des Rezepts in Papierform bekommen Patient:innen in der Arztpraxis nur noch den E-Rezept-Token.

Wie können Patient:innen das E-Rezept einlösen?

Um das E-Rezept in der Apotheke einzulösen, haben Patient:innen drei Möglichkeiten:

1. Mit der elektronischen Gesundheitskarte

Bereits seit Anfang Juli können gesetzlich Versicherte mit ihrer elektronischen Gesundheitskarte Rezepte einlösen. Dabei wird die Karte in der Apotheke in ein Terminal gesteckt und die Apotheker:innen können dann das E-Rezept vom Server herunterladen. Die Echtheit der Karte wird laut Verbraucherzentrale automatisch geprüft. Medikamente können auch für Angehörige abgeholt werden. Eine PIN-Eingabe ist an dieser Stelle nicht erforderlich.

Für die generelle Nutzung der elektronischen Gesundheitskarte ist jedoch eine PIN erforderlich. Die PIN soll sicherstellen, dass die Daten auf der Karte sicher sind und die benannte Person auch wirklich Karteninhaber:in ist. Deshalb müssen gesetzlich Versicherte die PIN bei ihrer Krankenkasse beantragen und sich einem Identifizierungsverfahren unterziehen. Zum Beispiel bei einem persönlichen Besuch in der Servicestelle der Krankenkasse. Um das E-Rezept mit der Versichertenkarte einlösen zu können, muss diese NFC-fähig sein. Ob Sie eine elektronische Gesundheitskarte haben, erkennen Sie an der sechsstelligen Nummer rechts oben unter der Deutschlandfahne.

2. Mit der E-Rezept-App

Alternativ haben gesetzlich Versicherte die Möglichkeit, eine spezielle App (Gematik-App) über ein NFC-fähiges Smartphone zu nutzen. Hierfür ist allerdings eine Registrierung mit einer ebenfalls NFC-fähigen elektronischen Gesundheitskarte (eGK) und einer speziellen PIN erforderlich.

Es soll auch möglich sein, eine Variante der App der gesetzlichen Krankenkasse zu nutzen. Aber: In der Regel muss man sich dort vorher über ein digitales Verfahren (Postident) oder persönlich in der Servicestelle der Krankenkasse identifizieren. Die Gemantik- App bietet einige Vorteile: Man kann in der Apotheke seiner Wahl nachfragen, ob das Medikament vorrätig ist, und wer bereits ein Vorrezept hat und im selben Quartal ein Folgerezept benötigt, kann sich das Folgerezept von der Arztpraxis per App direkt aufs Smartphone schicken lassen. Ein erneuter Arztbesuch ist nicht notwendig.

3. Ausdruck der E-Rezepts

Wer weder Smartphone noch elektronische Gesundheitskarte nutzen will, bekommt einen Ausdruck. Dann erhalten die Patient:innen einen Papierausdruck des E-Rezepts. Sie erhalten also nicht das eigentliche Rezept, sondern nur einen digitalen Schlüssel (E-Rezept-Token). Dieser ist auch ohne handschriftliche Unterschrift des Arztes gültig. Mit diesem Schlüssel kann die Apotheke dann das digitale Originalrezept vom zentralen Server herunterladen und weiterverarbeiten. Damit unterscheidet sich diese Variante kaum vom bisherigen Papierrezept.

Welche Vorteile hat das E-Rezept?

  • Mit der E-Rezept-App können Patient:innen Rezepte einlösen, ohne persönlich in die Apotheke gehen zu müssen. Die App zeigt an, ob das gewünschte Medikament vorrätig ist. Wenn die Apotheke einen Lieferservice anbietet, muss das Medikament nicht einmal selbst abgeholt werden.
  • Wenn Patient:innen ein rezeptpflichtiges Medikament bei einer Versandapotheke bestellen, mussten sie es bisher vorab per Post schicken. Mit dem E-Rezept ist das nicht mehr nötig.
  • Wenn Patient:innen ein rezeptpflichtiges Medikament bei einer Versandapotheke bestellen, mussten sie es bisher vorab per Post schicken. Mit dem E-Rezept ist das nicht mehr nötig.
  • Wer in einem Quartal bereits in der Arztpraxis war, kann das Folgerezept direkt von der Praxis in die E-Rezept-App laden lassen. E-Rezepte können auch im Rahmen von Videosprechstunden ausgestellt werden.
  • Das E-Rezept ist fälschungssicherer als ein Papierrezept und kann im Gegensatz zum Papierrezept nicht verloren gehen oder versehentlich beschädigt werden.

Sind die Daten der Patient:innen auch wirklich sicher?

Das E-Rezept ist verschlüsselt. Anhand einer Signatur kann die Apotheke feststellen, wer das Rezept ausgestellt und bearbeitet hat, informiert die Verbraucherzentrale. Nur der verschreibende Arzt und die Apotheke können das Rezept einsehen.

Die E-Rezepte werden auf besonders gesicherten Servern gespeichert und die Daten 100 Tage nach der Rezepteinlösung automatisch gelöscht. Patient:innen können diese auch schon vorher selbst löschen.

Quellen: Verbraucherzentrale, Bundesgesundheitsministerium, Gematik, mit Material der DPA

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