Epidemie Keine SARS-Gefahr für Deutschland

Trotz der weltweiten Bedrohung durch die Lungenerkrankung SARS sieht das Robert Koch-Institut derzeit keine Gefahr einer unkontrollierten Ausbreitung in Deutschland.

Trotz der weltweiten Bedrohung durch die Lungenerkrankung SARS sieht das Robert Koch-Institut derzeit keine Gefahr einer unkontrollierten Ausbreitung in Deutschland. Die deutschen Behörden und Institute hätten SARS "gut unter Kontrolle", sagte Präsident Reinhard Kurth am Freitag nach einem Gespräch im Bundesgesundheitsministerium. Die USA lassen wegen SARS unterdessen Botschaftsangehörige aus China ausreisen. Das berichtete der britische Sender BBC. Die Angst vor der Lungeninfektion führte erneut zu Absagen von Sportveranstaltungen in Asien.

Erster SARS-Verdachtsfall in Russland

Russland meldete seinen ersten SARS-Verdachtsfall. Im fernen Osten des Landes wurde ein russischer Matrose mit einer Lungenentzündung in ein Krankenhaus eingewiesen, der aus der chinesischen Stadt Harbin nach Wladiwostok gekommen war. Weltweit hat die Weltgesundheitsorganisation WHO bis zum Freitagabend 2322 Fälle und 81 Tote registriert. Nach WHO-Einschätzungen führt SARS in rund 4 Prozent der Fälle zum Tod. 90 Prozent der Kranken erholten sich dagegen binnen einer Woche. Die WHO geht weiterhin davon aus, dass die Krankheit unter Kontrolle zu bringen ist.

Deutschland: Zustand aller Patienten stabil

Beim in Berlin ansässigen Robert Koch-Institut seien im Zusammenhang mit SARS 41 Meldungen eingegangen, sagte der Staatssekretär im Bundesgesundheitsministerium, Klaus Theo Schröder. Darunter seien 19 Verdachtsfälle gewesen. Von den 5 an die WHO gemeldeten "wahrscheinlichen Fällen" sei einer bereits nach Hause zurückgeflogen. Auch der Zustand der anderen Patienten sei stabil. Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt (SPD) sieht Deutschland gut gegen SARS gerüstet. Die Zusammenarbeit der Behörden funktioniere reibungslos, an den Flughäfen kümmerten sich Fachleute um die Identifizierung möglicher Erkrankter, sagte sie dem ZDF- "Morgenmagazin".

Nach den Worten des stellvertretenden US-Außenministers Richard Armitage bieten die USA allen Familienmitgliedern von US- Botschaftspersonal in China und nicht unbedingt benötigten Diplomaten kostenlose Heimflüge an. Japan weitete seine Reisewarnungen aus. Nicht nur das besonders betroffene Hongkong und die südchinesische Provinz Guangdong sollten gemieden werden, sondern unter anderem auch das kanadische Toronto, Singapur und die vietnamesische Hauptstadt Hanoi.

Sport: Begegnungen abgesagt

Wegen der Bedrohung durch die Lungenerkrankung sagte der Asiatische Fußball-Verband die Hin- und Rückspiele zur Olympia- Qualifikation zwischen Hongkong und Sri Lanka sowie Taiwan und Singapur ab. Außerdem wurde unter anderem die asiatische Billardmeisterschaft in Kalkutta gestrichen. Zuvor war bereits die Eishockey-Weltmeisterschaft der Frauen in Peking abgesagt worden. Die WHO lobte unterdessen die jetzt angelaufene enge Zusammenarbeit mit den chinesischen Behörden. Nach tagelangem Zögern der Behörden war ein WHO-Team am Donnerstag in die südchinesische Provinz Guangdong eingereist, wo der Ursprung des Schweren Akuten Atemwegssyndroms (SARS) vermutet wird. "Die Behörden (dort) sind extrem offen", sagte ein WHO-Sprecher am Freitag in Genf. Die WHO widersprach Vorwürfen, sie habe mit ihrer Reisewarnung für Hongkong und Guangdong übertrieben oder leiste einer Panik Vorschub. "SARS ist nicht wie andere Atemwegerkrankungen", sagte der WHO- Sprecher. Noch wüssten die Experten nicht, wo SARS herkomme und wie es sich ausbreite. Und es sei bedenklich, dass vor allem Krankenhäuser und medizinisches Personal betroffen seien. "Wenn wir SARS durch Warnungen unter Kontrolle bekommen, ist dies keine Überreaktion", sagte der Sprecher.

Basel: Eklat wegen Auflagen für Asiaten

In Basel führten die von den Schweizer Gesundheitsbehörden erlassenen strengen Auflagen für asiatisches Personal auf der Schmuck- und Uhrenmesse zum Eklat. Nachdem zahlreiche Mitarbeiter anfänglich ganz ausgeschlossen werden sollten, wurde ihnen nun auferlegt, einen Mundschutz alle vier Stunden zu wechseln und Stände zu desinfizieren. Zudem hätten sie sich täglich einen medizinischen Test unterziehen und entsprechende Anweisungen in zahlreichen Sprachen aushängen müssen. Aussteller aus Hongkong reisten wegen dieser aus ihrer Sicht unzumutbaren Auflagen ab. Messeleitung und Staat drohen jetzt Schadenersatzklagen in Millionenhöhe.

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