Anzeige
Anzeige

Ernährung und Immunsystem Kann Essen heilen?

Tomaten machen das Immunsystem gegen Krebszellen fit, haben Wissenschaftler herausgefunden.
Tomaten machen das Immunsystem gegen Krebszellen fit, haben Wissenschaftler herausgefunden.
© Colourbox
Tomaten sollen vor Tumoren schützen, Joghurts das Immunsystem anregen, Vitamine vor Erkältungen bewahren: Werbeversprechen oder Wirklichkeit? Wissenschaftlich bewiesen ist jedenfalls nur wenig.

Vitamine, so die verbreitete Meinung, sind immer gesund: Sie helfen gegen Erkältungen und beugen Krebs vor. Fachleute widersprechen dem jedoch heftig: Die vermehrte Einnahme von Betacarotin in Pillenform etwa kann das Risiko für Lungenkrebs erhöhen.

Betacarotin kann im Körper zu Vitamin A umgewandelt werden. Außerdem wirkt es antioxidativ. Zu viel davon in konzentrierter Form, also etwa in Form Vitaminpillen ist jedoch nicht gesund. Das gilt besonders für Raucher. Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) in Berlin hat daher schon vor Jahren die erlaubte Menge an Betacarotin in Nahrungsergänzungsmitteln begrenzt.

Umstritten: Tomaten als Krebsschutz

Tomaten machen das Immunsystem gegen Krebszellen fit, haben Wissenschaftler herausgefunden. In einigen Studien wurden die stärksten Effekte bei Prostatakrebs, Tumoren der Bauchspeicheldrüsen, Eierstockkrebs und Magenkarzinomen nachgewiesen.

Die Gründe dafür sind Wissenschaftlern noch unbekannt. Eine Rolle könnte Lycopin spielen, eine Substanz, die in Tomaten in hohen Konzentrationen enthalten ist. Sie wirkt als Radikalenfänger, das heißt, sie neutralisiert Stoffe, die zellschädigende Wirkungen haben. Allerdings kommen die einzelnen Studien zu widersprüchlichen Ergebnissen. Deshalb hat die US-amerikanische Zulassungsbehörde Food and Drug Administration (FDA) davon abgesehen, Tomaten oder Tomatensauce als Vorbeugung gegen verschiedene bösartige Tumore zu empfehlen.

Joghurt stoppt Durchfall

Gut erforscht haben Wissenschaftler, wie so genannte Probiotika wirken - das sind Joghurts oder andere Milchprodukte mit lebenden Bakterien. Sie stärken tatsächlich die Abwehr. In einer groß angelegten Untersuchung werteten Statistiker alle korrekt ausgeführten Studien zu Probiotika aus. Ihr Ergebnis: Die Bakterienkulturen verringern das Risiko für Durchfälle.

Belegt ist die Wirkung von Probiotika bei:

  • Durchfällen aufgrund von Krankheitserregern
  • Reise-Durchfällen
  • Durchfällen, die durch Medikamente (Antibiotika) entstanden sind

Allerdings sind die Joghurts keine Wundermittel: Probiotika können zwar Durchfälle verhindern, die aufgrund von Antibiotika entstehen. Sie wirken aber nicht bei allen Menschen und nicht hundertprozentig. Zudem stecken in jedem Joghurt andere Bakterienkulturen, deshalb hilft nicht jedes Produkt gleich gut bei jedem Einzelnen. Wie viele Probiotika eine Person zu sich nehmen muss, um den Anti-Durchfall-Effekt zu erzielen, hängt ebenfalls von der Unterart der verzehrten Bakterien ab. Diese wiederum ist auf den Packungen meist nicht genannt.

Muttermilch schützt vor Infekten

Dass Muttermilch gesund ist, wissen Forscher schon lange. Experten raten daher, Neugeborene in den ersten vier bis sechs Monaten ihres Lebens zu stillen.

Muttermilch enthält beispielsweise Ganglioside. Das sind Verbindungen aus Fetten und Zuckermolekülen. Sie können das Immunsystem des Kindes günstig beeinflussen, weil sie bestimmte Rezeptoren imitieren. Viren, Bakterien und die von ihnen gebildeten Gifte docken an den Rezeptorersatz an - und sind somit unschädlich.

Außerdem enthält Muttermilch Enzyme und Antikörper, die das Baby vor Entzündungen und Infektionen schützen. Fachleute vermuten, dass es noch viele weitere, bislang unbekannte bioaktive Substanzen in der Muttermilch gibt.

Möglicher Vorteil fetter Fische

Für das Immunsystem von Kindern und Erwachsenen scheint Fischöl gesund zu sein. Die darin enthaltenen Omega-3-Fettsäuren, vermuten Forscher, können möglicherweise Allergien vorbeugen, weil sie das Immunsystem daran hindern, übermäßig auf fremde Substanzen wie Pollen oder Tierhaare zu reagieren. Aus demselben Grund könnten Omega-3-Fettsäuren möglicherweise auch Autoimmunerkrankungen oder chronische Entzündungen dämpfen. Diese Annahmen konnten Forscher bisher aber nicht eindeutig beweisen.

Fette Fische wie Lachs und Thunfisch enthalten hohe Mengen an Omega-3-Fettsäuren.

Körpereigenes Fett überlastet das Immunsystem

übergewichtig ist eine Bürde für die Körperabwehr. Denn das Fettgewebe schüttet verschiedene Botenstoffe aus. Sogenannte Adipokine und Zytokine sorgen über komplizierte Zwischenschritte dafür, dass im Blut mehr Entzündungsstoffe sind als normalerweise. Dem Körper wird vorgegaukelt, es gäbe irgendwo eine chronische Entzündung. Das Immunsystem beschäftigt sich die ganze Zeit mit diesem Problem, es ist ständig auf Hochtouren.

Übergewichtige erholen sich langsamer von Operationen, weil die körpereigene Abwehr die OP-Wunde vernachlässigen muss. Welche biochemischen Abläufe letztendlich den Angriff auf den Leib auslösen, ist aber weitgehend unklar.

In vielen Punkten wissen Forscher noch nicht genug über die Wechselwirkungen zwischen Nährstoffen und der Körperabwehr. Eine spezielle Diät für ein gesundes Immunsystem zu empfehlen sei kaum möglich, sagen Experten. Doch mit einer gesunden, ausgewogenen Ernährung könne man auch hier nichts falsch machen.

Constanze Löffler

Mehr zum Thema

Newsticker

VG-Wort Pixel