Der führende US-Experte für Infektionskrankheiten, Anthony Fauci, hat vor der Omikron-Variante des Coronavirus gewarnt: "Dieses Virus ist außergewöhnlich", sagte er am Sonntag in Interviews mit den US-Sendern CNN und NBC News. Es "wütet weltweit" und es gebe keinen Zweifel an seiner "außergewöhnlichen Verbreitungsfähigkeit". Obwohl die Mutation bei geimpften Menschen weniger schwere Symptome zu verursachen scheine, konterkariere ihre leichte Übertragbarkeit die Milde der Fälle.
Fauci befürchtet rasche Klinik-Überlastungen durch Omikron
In den Vereinigten Staaten werde Omikron wahrscheinlich einen weiteren starken Anstieg der Infektionszahlen verursachen, insbesondere unter den nicht geimpften Menschen, prognostizierte der oberste medizinische Berater von US-Präsident Joe Biden. "Wenn es so aussieht wie jetzt, werden unsere Krankenhäuser in den nächsten ein oder zwei Wochen mit Menschen überlastet sein, weil es in diesem Land so viele Menschen gibt, die geimpft werden können, aber noch nicht geimpft worden sind."
Fauci fand angesichts der anstehenden Reisen und Familienbesuche über die Feiertage aber auch beruhigende Worte: "Wenn Sie geimpft und geboostert sind und darauf achten, dass Sie an Orten mit vielen Menschen wie zum Beispiel Flughäfen ständig Ihre Maske tragen, sollte alles in Ordnung sein", sagte er in der NBC-Sendung "Meet the Press". Flugreisende rief der Mediziner dazu auf, während des Fluges ihre Masken aufzulassen.
Weihnachten 2021 müsse keine Wiederholung von Weihnachten 2020 sein, erklärte Fauci in Hinblick auf die dramatische Coronalage vor einem Jahr. Er ermutigte die Menschen, sich vor Feiern in geschlossenen Räumen testen zu lassen und Versammlungen zu vermeiden, wenn nicht sicher sei, dass alle Gäste geimpft seien.
Großbritannien zeigt, was Omikron bedeutet – so ist die Corona-Lage in Europa

Neu-Infektionen pro Tag: 88.000, Tendenz steigend
Impfquote: 75 Prozent
Das Vereinigte Königreich ist eines der am stärksten von der Corona-Pandemie betroffenen Länder Europas. Die hochansteckende Omikron-Variante ist dort inzwischen stark verbreitet. Frankreich schließt bereits seine Grenze zur britischen Insel und auch in Deutschland fordert der Vorsitzende der Gesundheitsministerkonferenz, Bayerns Ressortchef Klaus Holetschek, Reisebeschränkungen für Großbritannien. "Ich würde mir wünschen, dass der Bund mal genau hinschaut, wann Großbritannien Virus-Variantengebiet wird und dass bei der Einreise mit dem Flugzeug ein PCR-Test verpflichtend vorgelegt werden muss", sagte der CSU-Politiker.
"Wir stehen heute besser da als noch vor einem Jahr", stellte er auf CNN klar. "Wir haben jetzt mehrere Tests für den Hausgebrauch zur Verfügung, während wir vor einem Jahr praktisch keine hatten. Aber wir müssen noch besser werden."
Fauci ruft zum Impfen und Boostern auf
Omikron war Ende November von Wissenschaftlern in Südafrika entdeckt worden. Seither breitet es sich auf der Welt immer weiter aus, auch in Deutschland ist die Variante bereits angekommen. Sie weist 50 Mutationen im Vergleich zu dem ursprünglichen Virus auf, davon 32 am sogenannten Spike-Protein, mit dem das Coronavirus an der Wirtszelle andockt. Daher rührt die Befürchtung, dass Omikron deutlich ansteckender ist als frühere Varianten. Allerdings scheine die Zahl der Krankenhausaufenthalte im Verhältnis zur Gesamtzahl der Infektionen kleiner zu sein als bei der Delta-Variante, erklärte Fauci unter Berufung auf erste Daten aus Südafrika. Diese Informationen seien aber noch nicht vollständig gesichert, betonte er.

Fauci mahnte die Menschen, sich dringend impfen, boostern und testen zu lassen und Masken zu tragen, um die Ausbreitung von Omikron vor und an den Feiertagen einzudämmen. "Wir werden einen Durchbruch bei den Infektionen erleben, daran gibt es keinen Zweifel", konstatierte der Immunologe und machte zugleich deutlich: "Es besteht ein großer Unterschied in Hinblick auf das Risiko eines schweren Verlaufs zwischen einer geimpften und geboosterten Person, die eine Infektion hat, und jemandem, der eine Infektion hat und nie geimpft wurde."