Daten aus Großbritannien Auch die letzten Corona-Maßnahmen fallen – warum es trotzdem wichtig ist, sich weiter vor einer Omikron-Infektion zu schützen

Frau niest sich in die Armbeuge
Britische Forschende zählen Niesen bei Geimpften zu den häufigsten Omikron-Syptomen.
© Drazen Zigic/Getty Images
Studiendaten aus Großbritannien zeigen, dass Infektionen mit der Omikron-Variante für Geboosterte deutlich kürzer verlaufen als solche mit der Delta-Variante. Doch trotz milder Verläufe und einer kürzeren Krankheitsdauer ist der Schutz vor einer Infektion wichtig.

Auch wenn die Corona-Fallzahlen derzeit zurückgehen, zirkuliert der leichter übertragbare Omikron-Subtyp BA.2 weiter in Deutschland. Die Zahlen sind noch immer hoch. Sich anzustecken, bleibt wahrscheinlich. Zumal die meisten Schutzmaßnahmen inzwischen passé sind. Wie lange dauert eine Infektion mit Omikron? Welche Symptome sind häufig? Und warum ist der Schutz vor einer Infektion weiter wichtig? Die wichtigsten Fragen und Antworten.

Wie lange halten Symptome bei Omikron an?

Wie lange die Infektion dauert, lässt sich nicht voraussagen und ist individuell. Doch Forschende haben herausgefunden, dass vollständig geimpfte und geboosterte Menschen bei einer Corona-Infektion mit der Omikron-Variante im Schnitt drei Tage kürzer unter Symptomen leiden als bei einer Infektion mit Delta. Bei einer Omikron-Infektion sei außerdem das Risiko den Geruchssinn zu verlieren deutlich geringer als bei Delta, heißt es in einer im Fachblatt "The Lancet" veröffentlichten britischen Studie weiter.

Die Wissenschaftler:innen nutzten für ihre Untersuchung die Daten der ZOE- Studie, welche auf Daten aus der ZOE-App basiert. Brit:innen können mittels der App seit August 2020 für Forschungszwecke ihre Corona-Symptome melden. Mehr als 63.000 geimpfte Brit:innen im Alter von 16 bis 99 Jahren schilderten dort ihre Covid-Symptome zwischen Juni 2021 und Januar 2022 . Bei Menschen mit vollständiger Corona-Impfung und Booster-Dosis dauerten die Symptome bei einer Omikron-Infektion demnach im Schnitt 4,4 Tage. Bei Delta hielten die Beschwerden bei dieser Gruppe hingegen 7,7 Tage an, also 3,3 Tage länger.

Bei vollständig Geimpften ohne Booster-Dosis war der Unterschied nicht ganz so groß. Bei einer Omikron-Infektion litt diese Gruppe 8,3 Tage unter Symptomen, bei Delta waren es 9,6 Tage.

Die schnellere Erholung von einer Omikron-Infektion deute darauf hin, "dass der Zeitraum der Infektiosität kürzer sein könnte", schrieben die Studienautoren. Dies hätte Auswirkungen auf "Gesundheitsregeln am Arbeitsplatz und staatliche Gesundheitsleitfäden". Studienautorin Cristina Menni vom Londoner King's College hob hervor, es handele sich um die erste Studie nach dem Peer-Review-Verfahren mit einer großen Teilnehmerzahl, die sich mit den Unterschieden der Symptome je nach Corona-Variante beschäftigt hat. 

Die ausgewerteten Daten stammten zwar aus einer Zeit, als noch nicht wie heute der Omikron-Subtyp BA.2, sondern die Subvariante BA.1 überwogen habe. Jüngste Daten aus der ZOE-App deuteten aber nicht auf Unterschiede zwischen BA.2 und BA.1 hinsichtlich der Symptome hin, sagte Menni der Nachrichtenagentur AFP.

Gibt es unterschiedliche Symptome bei Geimpften und Ungeimpften?

Die Forschenden der Studie bestätigten mit ihren Daten noch einmal, dass der Verlust des Geruchssinns bei Omikron weniger oft auftritt als bei vorherigen Varianten. Nur 17 Prozent der Betroffenen litten demnach unter diesem Symptom. Das Risiko von Halsschmerzen war bei Omikron jedoch um 55 Prozent erhöht, eine heisere Stimme laut der Studie um 24 Prozent wahrscheinlicher als bei Delta. Wer sich mit Omikron angesteckt hat, leidet laut Robert Koch-Institut (RKI) meist unter Husten, Schnupfen und Halsschmerzen.

Die Forschenden der ZOE-App listen auch die häufigsten Symptome auf, die Brit:innen während der Omikron-Welle angaben. Generell würden ungeimpfte und geimpfte Menschen ähnliche Symptome schildern, heißt es dort. Ein Unterschied ist den Wissenschaftler:innen aber aufgefallen: Zweifach Geimpfte, die sich mit Corona infizieren, geben Niesen häufiger als Symptom an als nicht Geimpfte. Die Forschenden raten: "Wenn sie gegen das Coronavirus geimpft sind und plötzlich ohne eine Erklärung häufig niesen müssen, sollten Sie einen Coronatest machen und vorsichtshalber zu Hause bleiben." Ungeimpfte, einfach und zweifach Geimpfte geben als häufigste Symptome Kopfschmerzen, Halsschmerzen, eine laufende Nase, Fieber und anhaltenden Husten an. Weiter heißt es, dass die Symptome bei Ungeimpften in der Regel heftiger seien als bei Geimpften.

Sollte ich mich weiter vor Corona schützen?

Sich absichtlich mit Corona zu infizieren, davon halten Expert:innen wenig. Zwar gebe es Hinweise darauf, dass eine "Hybrid-Immunität", also Impfung plus überstandene Infektion, die beste Immunantwort erzeuge, doch im Gegensatz zu einer Impfung sei eine Infektion weniger gut abschätzbar, weshalb sie vermieden werden sollte, sagte Immunologin Martina Prelog im Gespräch mit dem stern. Dazu kommt, dass es noch weitere Studien braucht, um herauszufinden, ob es bei Sars-CoV-2 auch zur Bildung von bestimmten Antikörpern kommt, die Menschen jahrelang gut vor Sars-CoV-2 schützen können. "Infektionen sind auch bei vielen jungen und geimpften Leuten unangenehm", sagte Virologe Volker Thiel von der Uni Bern gegenüber der "Zeit". Junge Geimpfte Menschen hätten zwar ein sehr geringes Risiko, doch wisse niemand vorher, ob er nicht einer der wenigen sei, die eine Infektion hart treffe.

Coronaschutz fällt "zu früh" – Experte plädiert für längere Maskenpflicht
Coronaschutz fällt "zu früh" – Experte plädiert für längere Maskenpflicht
Experte zum Ende der Maskenpflicht: "Es ist der falsche Zeitpunkt"

Ob ein Restaurantbesuch, ein volles Stadion oder ein Konzert besucht wird oder nicht – dieses Risiko, wird jede Person selbst abwägen müssen. Immunologe Carsten Watzl sagte gegenüber der "Zeit": "Als dreifach Geimpfter und wenn man ansonsten immungesund ist, kann man sich auf seine Immunität verlassen." Das Risiko schwer an Covid-19 zu erkranken sei sehr gering. Doch es gilt auch zu bedenken, dass es für Menschen, die ein hohes Risiko für einen schweren Verlauf haben, obwohl sie geimpft sind, schwerer wird, sich zu schützen, wenn die Fallzahlen hoch sind und die meisten Schutzmaßnahmen wegfallen. Ein weiterer Punkt ist Long Covid. Geimpfte haben zwar ein geringeres Risiko für diese Spätfolgen, wie Studiendaten zeigen, aber gering bedeutet nicht, dass das Risiko gar nicht besteht. Rund zehn Prozent leiden nach ihrer Corona-Infektion laut Schätzungen der WHO an Long Covid-Symptomen wie Erschöpfung.

Kann ich mich mehrfach mit Omikron infizieren?

Es ist möglich sich mehrfach mit der gleichen Omikron-Variante zu infizieren, sagte Martina Prelog.

rha / mit AFP

PRODUKTE & TIPPS