Vorsichtsmaßnahme Dänemark pausiert Impfungen mit AstraZeneca nach Blutgerinnseln – Zusammenhang noch unklar

Inzidenz 0,0 – diese zwei Landkreise sind wieder coronafrei
Inzidenz 0,0 – diese zwei Landkreise sind wieder coronafrei.
© n-tv / DPA
Nach Berichten von Blutgerinnseln bei Geimpften hat Dänemark den Impfstoff AstraZeneca vorerst auf Eis gelegt. Die Berichte beziehen sich dabei auf einen Todesfall. Ob ein Zusammenhang zwischen Impfstoff und Gerinnungsstörung besteht, sei noch unklar. 

Dänemark setzt die Impfungen mit dem Corona-Impfstoff von AstraZeneca wegen möglicher Nebenwirkungen vorerst aus. Wie die dänische Gesundheitsbehörde SSI am Donnerstag mitteilte, liegen ihr Berichte über "schwere Fälle der Bildung von Blutgerinnseln" bei Geimpften vor. Bisher sei allerdings noch nicht abschließend geklärt, ob es einen Zusammenhang zwischen den Impfungen und den Gerinnungsstörungen gibt.

Die europäischen Arzneimittelbehörden hätten vor dem Hintergrund eine Untersuchung des Impfstoffes eingeleitet. Ein Bericht beziehe sich auf einen Todesfall in Dänemark. 

Unterbrechung von 14 Tagen – Impftermine abgesagt

Die Unterbrechung der Impfungen sei eine Vorsichtsmaßnahme und soll vorerst 14 Tage andauern. Gesundheits- und Arzneimittelbehörden in Dänemark würden dann eine neue Bewertung vornehmen, heißt es in einer Mitteilung des SSI.

Es sei keine leichte Entscheidung, die Impfungen mit dem Vakzin auszusetzen, teilte Søren Brostrøm, Chef der Gesundheitsbehörde mit. "Aber gerade weil wir so viele impfen, müssen wir auch rechtzeitig reagieren, wenn Kenntnis von möglichen schwerwiegenden Nebenwirkungen besteht. Wir müssen dies klären, bevor wir den AstraZeneca-Impfstoff weiterverwenden können."

Ampullen mit dem Corona-Impfstoff des Herstellers AstraZeneca stehen in kleine Kartons verpackt in einem Kühlschrank
Ampullen mit dem Corona-Impfstoff des Herstellers AstraZeneca stehen in kleine Kartons verpackt in einem Kühlschrank. Dänemark hat nach Berichten von Blutgerinnseln bei Geimpften die Impfungen mit dem Vakzin ausgesetzt. 
© Andrew Matthews/PA Wire / DPA

Die Gesundheitsbehörden hielten es für inakzeptabel, wenn sehr schwere Nebenwirkungen im Zusammenhang mit einer Impfung bestehen. "Daher reagieren wir frühzeitig, wenn das geringste Anzeichen eines möglichen Risikos mit dem Impfstoff vorliegt."

Es werde niemand geimpft, der einen Termin für eine erste Dosis mit dem Vakzin habe. Auch bei der zweiten Dosis müsse gewartet werden. Alle gebuchten Zeiten und Einladungen zur Impfung mit dem Impfstoff von AstraZeneca werden storniert. 

Sehen Sie im Video: Positive Resonanz bei AstraZeneca-Impfung in Wiesbaden

"Gute Beweise, dass der Impfstoff sicher und wirksam ist"

Es sei wichtig zu betonen, dass der AstraZeneca-Impfstoff nicht abgelehnt wurde, sondern nur vorerst auf Eis liege, so das SSI. "Es gibt gute Beweise dafür, dass der Impfstoff sowohl sicher als auch wirksam ist. Wir und die dänische Arzneimittelbehörde müssen jedoch auf Berichte über mögliche schwerwiegende Nebenwirkungen sowohl aus Dänemark als auch aus anderen europäischen Ländern reagieren."

Die Gesundheitsbehörde warte nun darauf, dass die EU-Arzneimittelbehörden den möglichen Zusammenhang zwischen dem Covid-19-Impfstoff von AstraZeneca und den gemeldeten schwerwiegenden Fällen von Blutgerinnseln untersuchen. 

AstraZeneca gab sich zunächst zurückhaltend. Man sei sich der dänischen Entscheidung bewusst, sagte ein Sprecher des britisch-schwedischen Pharmakonzerns. "Die Sicherheit des Impfstoffs ist in klinischen Phase-III-Studien ausführlich untersucht worden und die von Experten begutachteten Daten bestätigen, dass der Impfstoff generell gut verträglich ist", hieß es auf Anfrage der DPA. 

An dieser Stelle hat unsere Redaktion Inhalte von Twitter / X integriert.
Aufgrund Ihrer Datenschutz-Einstellungen wurden diese Inhalte nicht geladen, um Ihre Privatsphäre zu schützen.

Regierungschefin Mette Frederiksen bestätigte vor Reportern vor einem Krankenhaus im dänischen Herlev, dass die Verabreichung des AstraZeneca-Impfstoffes pausiert werde. Diese Nachricht sei ärgerlich, da man unheimlich abhängig davon sei, dass alle geimpft würden. Gesundheitsminister Magnus Heunicke sprach ebenso wie die Gesundheitsverwaltung von einer Vorsichtsmaßnahme. Die Vorfälle sollten gründlich untersucht werden, schrieb er auf Twitter.  

Die Pause für AstraZeneca bedeutet, dass der dänische Impfplan sich weiter verzögern wird. Man rechnet nun damit, dass alle Bürgerinnen und Bürger ab 16 Jahren erst Mitte Juli ein Impfangebot gemacht werden könne. Zuvor hatte man Juni anvisiert. 

Ähnliche Fälle in Österreich, EMA sieht keine Hinweise

Österreich hatte am Montag die Impfungen mit einer bestimmten Charge des AstraZeneca-Impfstoffs (ABV5300) gestoppt, nachdem eine 49-jährige Krankenpflegerin wenige Tage nach ihrer Impfung gestorben war. Bei der Frau waren ebenfalls schwere Gerinnungsstörungen aufgetreten. Vier andere EU-Länder – Estland, Litauen, Lettland und Luxemburg – stoppten daraufhin ebenfalls die Impfungen mit dieser Charge.

Es gebe derzeit aber keine Hinweise, dass die Impfung diese Zustände verursacht habe, so die Europäische Arzneimittelbehörde EMA. Die Charge ABV5300 wurde in 17 EU-Länder geliefert und umfasse eine Million Dosen. Man prüfe die Probleme.  

"Die bisher verfügbaren Informationen zeigen, dass die Anzahl der thromboembolischen Ereignisse bei geimpften Personen nicht höher ist als in der Allgemeinbevölkerung. Bis zum 9. März 2021 wurden 22 Fälle von thromboembolischen Ereignissen unter den 3 Millionen Menschen gemeldet, die im Europäischen Wirtschaftsraum mit dem Covid-19-Impfstoff AstraZeneca geimpft wurden", teilte die EMA mit. 

Auch Norwegen stoppt alle Impfungen mit AstraZeneca, wie die dortige Gesundheitsbehörde FHI laut dem Rundfunk NRK mitteilte. Man wolle Informationen abwarten, ob ein Zusammenhang zwischen dem Impfstoff und dem Fall bestehe, sagte der für den Infektionsschutz zuständige FHI-Direktor Geir Bukholm auf einer Pressekonferenz in Oslo.

Wie zuvor die Dänen machten auch die Norweger deutlich, dass ein solcher Zusammenhang bisher nicht festgestellt worden sei. Aus Vorsicht unterbreche man die Impfungen mit dem Astrazeneca-Mittel jedoch, während die Untersuchungen liefen, sagte Bukholm. Diese Pause bedeute aber nicht, dass man von Impfungen mit dem Mittel von Astrazeneca in Zukunft abrate. Wie lange die Unterbrechung währen soll, ist unklar. In Dänemark gilt sie für vorläufig 14 Tage.

Inzidenz 0,0 – diese zwei Landkreise sind wieder coronafrei
Inzidenz 0,0 – diese zwei Landkreise sind wieder coronafrei.
© n-tv / DPA
Inzidenz 0,0 – diese zwei Landkreise sind wieder coronafrei

Sehen Sie im Video: Coronavirus – aktuelle Zahlen zum Infektionsgeschehen in Deutschland und der Welt.

Dänemark schneller beim Impfen als Deutschland

Im EU-Land Dänemark mit seinen gut 5,8 Millionen Einwohnern haben bislang rund 560.000 Menschen ihre erste Corona-Impfdosis erhalten, knapp 220.000 auch ihre zweite. Bisher haben etwa 142.000 Menschen ihren ersten Stich mit dem AstraZeneca-Stoff bekommen. Bei mehr als 70 Prozent der bislang verabreichten Impfungen kam das Vakzin von Pfizer/Biontech zum Einsatz, in 4 Prozent das von Moderna. Die Impfkampagne ist in Dänemark zügiger als in Deutschland und den meisten anderen Ländern Europas angelaufen.

Der Impfstoff des britisch-schwedischen Herstellers AstraZeneca ist seit Januar in der EU zugelassen. In Deutschland und mehreren anderen europäischen Ländern war das mit der Universität Oxford entwickelte Vakzin zunächst nur für Menschen unter 65 Jahren zugelassen, weil belastbare Daten für die Wirksamkeit bei älteren Menschen erst fehlten. Inzwischen wird der Impfstoff aber auch für Senioren empfohlen.

Quellen: Nachrichtenagenturen DPA und AFP, SSI, EMA, Danmarks Radio, TV2

Hinweis der Redaktion: Der Text wurde um die Information ergänzt, dass auch Norwegen Impfungen mit AstraZeneca pausiert. 

rw

PRODUKTE & TIPPS

Kaufkosmos