Antibiotika zerstören Bakterien. Diese Kleinstlebewesen können den Zahn, die Mundhöhle, das Zahnfleisch und die Zahnwurzeln infizieren. Um eine Entzündung zu behandeln, verschreibt der Arzt Antibiotika.
Nicht jedes Mittel wirkt gleich gut gegen ein Bakterium. Welches Medikament welchen Übeltäter stoppen kann, sollte Ihr Zahnarzt wissen. Zu den bekanntesten Antibiotika gehört das Penicillin. Es tötet unter anderem Streptokokken und Fusobakterien. Die Antibiotika-Klasse der Lincosamide wirkt besonders gut gegen Staphylokokken. Die Medikamente aus der Gruppe der Nitroimidazole zerstören vor allem so genannte anaerobe Bazillen - Mikroben, die ohne Luft auskommen und die gerne in den tiefen Zahnfleischtaschen nisten.
Antibiotika verursachen oft Übelkeit und Durchfall
Wie alle Medikamente haben auch Antibiotika Nebenwirkungen. Mit welchen Nebenwirkungen Sie rechnen müssen, kann je nach Art des Mittels unterschiedlich sein. Penicillin kann allergische Reaktionen auslösen. Außerdem sind Magen-Darm-Beschwerden möglich. Nitroimidazole stören Magen und Darm ebenfalls: Übelkeit und Erbrechen sind die Folgen. Zudem sollten Sie Nitroimidazole nicht nehmen, wenn Sie schwanger sind oder gerade stillen.
Lincosamide dienen als Ersatz, wenn Sie auf Penicillin allergisch reagieren. Allerdings haben auch diese Substanzen Nebenwirkungen: Probleme im Magen-Darm-Trakt sowie allergische Reaktionen. Sie sollten Lincosamide nicht nehmen, wenn Ihr Darm chronisch entzündet ist, wie zum Beispiel bei Colitis oder Morbus Crohn.
Die Mikroben stellen sich auf die Chemie ein - und überleben
Weil Bakterien Überlebenskünstler sind, lernen sie rasch, sich gegen Medikamente zur Wehr zu setzen: Sie werden immun gegen die Chemikalien. Solche resistenten Bakterien sprechen auf bestimmte Antibiotika nicht mehr an. Resistenzen entwickeln sich umso schneller, je mehr Kontakt die Mikroben mit Antibiotika bekommen.
Das bedeutet: Mit jedem Antibiotika-Rezept, das ein Arzt verschreibt und mit jedem Antibiotikum, das Sie einnehmen, steigt die Gefahr, dass immer mehr Bakterien resistent gegen das entsprechende Heilmittel werden. Letztendlich könnte das dazu führen, dass Ärzte mit leeren Händen vor Todkranken stehen. Daher sollte Ihre Ärztin Antibiotika nur dann verschreiben, wenn es wirklich not tut.
Antibiotika-Salbe oder Tropfen sind manchmal besser als Tabletten
Antibiotika gibt es als Tabletten und als Injektion, die in die Vene gespritzt wird. Das Risiko, dass sich resistente Bakterien entwickeln, ist bei diesen zwei Formen der Verabreichung relativ gering. Wird das Antibiotikum jedoch direkt in die entzündete Region geträufelt oder geschmiert, steigt die Wahrscheinlichkeit, dass die Erreger gegen das Medikament immun werden.
Dennoch gibt es Fälle, in denen es sinnvoll ist, das Antibiotikum direkt auf die infizierte Stelle zu geben. Zum Beispiel, wenn Sie Paradontitis haben. Würden Sie das Mittel schlucken, verteilte es sich im ganzen Körper, in den entzündeten Zahnfleischtaschen wäre die Konzentration des Medikaments zu gering.
Manche Antibiotika sollen Sie vor Schlimmerem schützen
Ist Ihr Zahnfleisch entzündet, können die Mikroben in die Blutbahn gelangen und über diesen Weg den gesamten Körper infizieren. Meist passiert das nicht: Das Immunsystem verhindert die Invasion der Erreger. Nur in seltenen Fällen versagt die Körperabwehr. Dann kann sich zum Beispiel die Innenhaut des Herzens entzünden, eine Endokarditis entsteht.
Hat Ihr Zahnarzt die Befürchtung, dass die Bakterien in den Körper streuen könnten, weil Sie zu einer Risikogruppe gehören, wird er Ihnen vorbeugend Antibiotika empfehlen. Allerdings nur, wenn er vorhat, an einer entzündeten Stelle zu behandeln, zum Beispiel, wenn er einen Zahn ziehen will, wenn er die Wurzelspitze kappen möchte oder wenn er ein Implantat einsetzen will.
Beate Wagner