Schwanzwedelnd genießt er das Dienstleistungsangebot für ihn und seinesgleichen. Den Hunde-Anorak von Tchibo, das alkoholfreie Hundebier, den Hunde-Adventskalender, bei dem hinter jedem Türchen ein anderes Leckerli steckt, das Hunde-Wasserbett, den Hundesalon, wo sie ihm sein Deckhaar auszupfen, die Hundebadestrände an Ost- und Nordsee.
Zur Person
Sven Siedenberg lebt und arbeitet als Journalist und Autor in München. Seine Glossen, Kritiken, Reportagen, Porträts und Essays sind unter anderem im Spiegel, stern, Focus sowie in der Zeit, Süddeutschen Zeitung, Frankfurter Rundschau und Berliner Zeitung erschienen. Er hat an zahlreichen Anthologien mitgewirkt und bereits einige Bücher geschrieben, sein neuestes "Besservisser beim Kaffeeklatsching" ist im Heyne Verlag erschienen.
"Neuerdings bietet die Heimtierbranche auch Hunde-Rollstühle an", sagte meine deutsche Freundin Johanna, eine bekennende Katzenliebhaberin. "Und in Berlin, wo besonders viele Hunde regelmäßig das Hinterbeinchen heben, verkehrt jetzt sogar ein Hundebus, der 'Pfötchenexpress'."
"Wenn ich mir einen Hund aussuchen dürfte", sagte meine niederländische Freundin Miriam, "dann würde ich einen Pudel wählen."
"Diesen neurotisch überzüchteten Modehund mit Kraushaar und Stummelschwanz?", fragte ich.
"Er gehört zum gemeinen Volk, nicht zu den besseren Menschen, für den ihn viele irrtümlich halten", verteidigte sich Miriam.
"Pudel käffen dauernd", sagte ich, "wobei der Drang zum Kläffen mit der Größe abnimmt."
In Hollywood trägt Pudel rosa
Schon im 16. und 17. Jahrhundert wurde der Pudel wie ein Löwe frisiert. Das Rokokogeschnipsel halten heutige Hundesalonbetreiber noch immer für schicklich. Dabei ist der Pudel eigentlich ein intelligentes und liebenswertes Haustier. Bei Goethe verwandelt sich Mephisto in einen schwarzen Pudel, daher das geflügelte Wort: "Das also ist des Pudels Kern!" Im Dritten Reich wiederum galten ungeschorene Pudel als undeutsch, sie bekamen vom Reichsministerium weder Papiere noch Fleischmarken.
"In Hollywood färben sie den verzwergten Knuddel-Kläffer rosa", sagte ich.
"Mir geht es gar nicht um den Hund an sich", antwortete Miriam.
"Sondern?"
"Um den Namen.
"Der leitet sich von dem altdeutschen Wort 'puddeln' ab", sagte ich. "Das bedeutet 'im Wasser planschen'. Es gelangte mit Beginn der Pudelzucht im 19. Jahrhundert ins Englische und in andere Sprachen."
"Das meine ich nicht", sagte Miriam. "Ich finde die Verwandlung des Wortes so lustig. Pudel heißen nämlich im Niederländischen 'franse poedel'."
"Wie hübsch", sagte ich.
"Übrigens haben Hundezüchter vor kurzem den Pudel mit dem Schnauzer gekreuzt," sagte Johanna.
"Wirklich?"
"Ja, herausgekommen ist der 'Schnoodle'."
"Pudel" ist ins Englische ("poodle"), Esthnische ("pudel"), Niederländische ("Franse poedel"), Polnische ("Pudel duzy") und Schwedische ("Pudel") ausgewandert