Die andere Seite des Moderators Schock-Beichte: Als Jugendlicher wurde Walter Freiwald vergewaltigt

Er war jahrelang der Gute-Laune-Bär des deutschen Fernsehens: In seiner Autobiografie enthüllt Walter Freiwald, wie es hinter den Kulissen zuging und spricht über ein schockierendes Ereignis in seiner Jugend.

Privat und beruflich war Walter Freiwald am Boden, machte daraus keinen Hehl. Seine Frau Annette kämpfte gegen einen Hirntumor. Er sagte deswegen Jobangebote ab, fand dann zwei Jahre lang nichts Neues. Anfang 2015 zog der ehemalige "Der Preis ist heiß"-Moderator ins RTL-Dschungelcamp ein, brauchte dringend ein Comeback. Was sich dann abspielte, habe er im ganzen Ausmaß erst realisiert, als er nach drei Wochen wieder zu Hause war.

"Ich hätte mir nicht träumen lassen, dass ich draußen als 'Krawallter' vermarktet wurde", sagt der heute 61-Jährige. Er habe wirklich nicht gewusst, dass er in Deutschlands quotenstärkster Show den bösen Fiesling gab, zum gefundenen Fressen für die Hater im Internet geworden war, beteuert er.

Seine kranke Frau wurde derweil von Paparazzi belagert und lebte in Meerbusch bei Düsseldorf hinter abgeklebten Fensterscheiben. "Wir haben uns hier verschanzt", berichtet sie. Aus Freiwald war Freiwild geworden, er bekam Morddrohungen und - zurück in Deutschland - Personenschutz: "Die Polizei ist hier wochenlang Streife gefahren."

Freiwald rechnet mit den Kritikern ab

Inzwischen haben sich die Wogen geglättet, die Folien sind von den Fenstern verschwunden, doch nun rechnet Freiwald in seinen Memoiren ("Frei Schnauze und mit einem Augenzwinkern") ab - mit den Boulevard-Kampagnen, mit Hass-Kommentatoren und Shitstorms in den sozialen Netzwerken. "Das ist Krieg, das haben wir so nicht einkalkuliert", sagt er.

In mehr als 123.000 Tweets und Facebook-Kommentaren ging es um Freiwald, stellte eine Mediaagentur später fest. Kritiker sagen, er habe sich das selbst zuzuschreiben, habe kräftig ausgeteilt gegen seine Mitcamper, kannte das Format, die Spielregeln, hatte Erfahrung aus über 30 Jahren im Mediengeschäft.

"Ich bin 'ne Rampensau, na klar", sagt der Moderator. Das Ausmaß des Hasses auf seinem Facebook-Profil und seiner Homepage habe ihn trotzdem entsetzt. "Ich wurde als Pädophiler beschimpft, verhöhnt, wegen meines Körpers niedergemacht. Diese perverse Art - das ist gefährlich, was da im Netz passiert", sagt Freiwald. "Ich hätte 1000 Menschen und zig Zeitungen verklagen können."

Während seine Familie vollauf damit beschäftigt war, Hass-Kommentare zu löschen ("Wir mussten jeden Post lesen"), lieferte Freiwald fleißig Vorlagen am Fließband: Dass er sich der SPD als Bundespräsidenten-Kandidat angedient hatte, dass Thomas Gottschalk ihm seinen Job bei "Wetten, dass.." angeboten habe. Bevor seine Urwald-Anekdoten bestätigt wurden, war er schon "Flunker-Freiwald". Walter gegen den Rest der Welt.

Freiwald wurde als Jugendlicher vergewaltigt

Dabei hat der gebürtige Ostfriese viel erlebt: Eine harte Kindheit mit viel Prügeln und wenig Liebe im Ruhrpott ("Walter, du kannst nix.") und eine Jugend als langhaariger Ausreißer, der sein Zuhause wegen den Schlägen der Eltern früh verließ.. Als er 15 Jahre alt war, wurde er vergewaltigt. Auch das schildert er in seinem Buch. Ein Kinderschänder lockte ihn zu sich nach Hause, zwang ihn mit einem Messer an der Kehle zum Sex. Schließlich erzählt Freiwald von seiner wilden Zeit in den 70er Jahren, als er viele Freundinnen gleichzeitig hatte. "Da haben wir alle wild durcheinander gevögelt."

Helmut Markwort holte ihn nach München, wo er Star-Moderator von Radio Gong wurde. Freiwald durfte sich austoben, verursachte Menschenaufläufe und ein Verkehrschaos, moderierte vor 20.000 Menschen im Olympiapark. Mit "Der Preis ist heiß" schaffte er den Sprung ins Fernsehen, war Aufwärmer, Ansager, Sidekick und Show-Clown in einer Person. Schließlich wurde er Deutschlands bekanntester Teleshopping-Verkäufer, schwatzte den Shoppingsendern die Lager leer, verlor auf einem Vibrationsgerät seine Hose und bei "TV total" den "Goldenen Raab" an einen Schimpansen.

Das Ego verletzt, der Ruf ramponiert, aber vom Dschungelcamp ist Freiwald nicht kuriert. Er würde sofort wieder einchecken, sagt er. "Jetzt weiß ich ja, wie es läuft. Ich bin nur stinkig, dass ich das nicht erfunden habe."

mai/DPA