Alle Medaillengewinner, die vor fünf Jahren im ARD-Olympia-Studio in Rio zu Gast waren, erhielten als Geschenk ein Bild des in Hamburg geborenen Künstlers Jan Siebert. Danach war er als der Favela-Maler bekannt. Er hatte bereits über zehn Jahre in der Favela Vidigal gelebt und gearbeitet.
Danach zog es ihn nach Salvador de Bahia, dem Zentrum der afrobrasilianischen Kultur des riesigen Landes. Den Anfang der Corona-Pandemie erlebte Siebert dort in ihrer ganzen Brutalität.
Seine regelmäßigen Ausstellungen in der alten Heimat musste er im Pandemiejahr 2020 ausfallen lassen. Wie hat er das zweite Jahr mit Corona verbracht? "Ich war zwei Wochen bei dem indigenen Volk der Huni Kuin am Amazonas im Bundesstaat Acre an der Grenze zu Peru. Wir haben den Alltag geteilt, auch das psychoaktive Getränk Ayahuasca. Das ist für die Huni Kuin die zentrale Medizin. Ein Schamane saß mir nächtelang als Modell gegenüber."
Wie haben die Menschen dort die Pandemie überstanden? "Zu Anfang der Pandemie hatten sich viele angesteckt und waren inzwischen genesen. Von ungefähr 150 Bewohnern war keiner gestorben, wie sie mir erzählten. Sie vertrauen auf ihre eigene Medizin, eine Art Impfung machen sie mit dem giftigen Extrakt eines Baumfrosches, dabei wird die Haut angebrannt und eine kleine Menge Schleim aufgetragen. Die Reaktion des Körpers darauf ist heftig. Man muss furchtbar kotzen, aber danach ist das Immunsystem gestärkt.“
Siebert malt am liebsten nachts
Welche Spuren hat Salvador in den neuen Gemälden hinterlassen? "In Salvador bin ich in die afrobrasilianische Religion Candomblé eingetaucht. Ich habe die Priesterin Marta kennengelernt. Sie und ein Freund standen mir einen Monat lang Modell.“
Jan Siebert ist ein Lichtzauberer. Am liebsten malt er nachts. Die Farben seiner Gemälde strahlen als wären sie hintergrundbeleuchtet. Diesen Effekt erlebt man am intensivsten, wenn direkt vor den Leinwänden steht.
Die Ausstellung "Einbildung“ läuft vom 22. bis 30. Oktober im Levantehaus in Hamburg – multimedial mit einer Videoinstallation und DJ-Sets. Der Eintritt ist frei.