Bryan Ferrys "Avonmore" "Der letzte Künstler, den ich bewundert habe, war Prince"

Bryan Ferry ist ein tragender Stein im Fundament des Popbusiness. Vielleicht deshalb ist sein neues Album kein Aufreger. Zumindest seine Mutter wäre aber glücklich.

Wenn man Stars trifft, trifft man auch immer die eigene Vorstellung von ihnen. Vielen gilt Bryan Ferry als letzter echter Dandy, als glamouröser Tausendsassa von Welt. An einem kühlen Nachmittag in Berlin sitzt dann allerdings ein älterer Herr im Loungesessel und lutscht Hustenbonbons.

"Avenmore" heißt das neue Werk des mittlerweile 69-Jährigen, der in den 70er und 80ern ein Popgott war. Es ist ein Fest für Nostalgiker - und eine Enttäuschung für die, die sich Neues erhofft haben. (Eine wohlformulierte Enttäuschung finden Sie hier) Ferry selbst sieht das alles eher pragmatisch.

Wofür steht "Avonmore"?


Es ist der Name meines Studios. Den Namen sehe ich jeden Tag. Es ist der Ort, wo ich das Album gemacht habe.

So einfach ist das?


Es ist ein nettes Wort. Das vorletzte Album hieß "Olympia", der Name der Gegend, wo das Studio steht.

Und das Foto?


Das ist ein altes aus den 70ern. Ein Freund von mir hat es aufgenommen, ein Maler.

Warum haben Sie ein altes Foto gewählt?


Weil es eine schöne Stimmung in sich trägt für das Album, nachdenklich, den Blick in die Zukunft gewandt... ich weiß nicht.

Das heißt der junge Ferry sieht Sie heute? Wie findet er Sie?


Er weiß es ja nicht... Ich glaube, er fände es okay. Heute weiß ich, dass er sich keine Sorgen hätte machen müssen.

"Avonmore"

Es ist Bryan Ferrys 15. Album, angefüllt mit sophisticated Metropolen-Pop wie zu besten "Avalon"-Zeiten. Und dann diese einzigartige Stimme, die in jedem Ton Coolness transportiert. Keine großen Überraschungen, aber Eleganz, die seit 40 Jahren trägt.
Hier kann man reinhören

Haben Sie sich als junger Mensch viele Sorgen gemacht?
Oh ja! Ich wusste nicht, was wird, was ich werden soll, was ich machen will. Die Zukunft sah so unsicher aus. Armes kleines Ding, ich war so schüchtern! Das lag an meinen Eltern. Vor allem meine Mutter hat sich immer große Sorgen gemacht, ob ich es wohl auf die Uni schaffe und ein besseres Leben haben werde als sie. Sie hatte ein ziemlich hartes.

Ich hoffe, sie hat gesehen, dass noch etwas aus Ihnen geworden ist.


Ja, hat sie. Sie hat Musik geliebt, und sie hat es geliebt, dass ich Erfolg hatte. Sie hat mich immer angetrieben, weil sie fürchtete, ich sei nicht produktiv genug. "Du hast gerade nichts in den Charts, du musst ein neues Album machen!", hat sie gesagt. Mein Vater saß daneben und hat Pfeife geraucht. Er war ein schweigsamer Mann.

Sehen Sie sich selbst als nostalgischen Menschen?


Manchmal denke ich schon darüber nach, was war, aber nicht häufig. Ich habe so viel zu tun, ich habe kaum Zeit zurückzudenken. Ich muss immer zwei Monate vorausgucken.

Aber wenn man Ihr neues Album anhört, hat es sehr viel vom "alten Bryan Ferry".


Oh, und ich habe gedacht, ich mache ein zeitgenössisches Album. In den vergangenen Jahren war ich viel auf Tour. Für die Shows brauche ich dauernd neues Material. Neue Songs. Das war meine Hauptmotivation. Niemand will immer nur die alten Songs hören. Du musst die Show dauernd auffrischen.

Ist Innovation hart?


Ja, ziemlich, wenn du Ansprüche hast. Ich erwarte viel von mir und anderen.

Schreien Sie manchmal im Studio rum?


Oh ja! Nicht viel, aber manchmal schon.

Können Sie richtig sauer werden?


Sicher. Das kann doch jeder. Ich habe Künstlerlaunen.

Und wie sehen die aus?


Das werde ich Ihnen nicht verraten. Ich versuche aber meist ruhig zu bleiben.

Gibt es einen aktuellen, jungen Popstar, den Sie bewundern?


Der letzte Künstler, den ich wirklich bewundert habe, war Prince.

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