Eurovision Song Contest in Oslo Lena, unsere Erlöserin

Die Schmach ist getilgt: Lena hat die geschundene Seele der Eurovisions-Fans geheilt und die ewigen Kritiker der Veranstaltung zum Schweigen gebracht. Freu dich Deutschland, du bist jetzt Grand Prix.

And finally, our twelve points go to: Germany." Erlösung! "Wir lieben euch Finnland", schrie einer der deutschen Fans in der Osloer Telenor-Arena am Samstagabend nach der Bekanntgabe der Punkte aus Helsinki. Es war die erste Höchstwertung für Lena, noch acht weitere sollten folgen. Unter Deutschland-Fahnen begraben lagen sich die deutschen Fans in den Armen. Denn jetzt war klar: Die Zeit der Schmach, ein Grand-Prix-Fan zu sein, ist endlich vorbei.

Was mussten sie nicht alles über sich ergehen lassen. "Trash-Show" war noch einer der harmlosesten Begriffe für die Veranstaltung, auf die tausende Fans das ganze Jahr hinfiebern. Gemeinhin galt der Eurovision Song Contest als Wettbewerb, bei dem mehrere Länder Europas ihre schlechtesten Musiker hinschicken, sich Ostblock- und Balkanmafia die Punkte zuschustern, und Deutschland am Ende immer an letzter Stelle landet.

Der Grand Prix galt als Gebührenverschwendung

Und schlimmer noch: Nach dem desaströsen Abschneiden der Gracias und No Angels in den vergangenen Jahren wurde die Teilnahme Deutschlands am größten Musikwettbewerb der Welt sogar infrage gestellt. "Falls das trotz des sehr hohen finanziellen Aufwands wieder nichts wird, bleibt zu hoffen, dass der NDR endlich aussteigt", kommentierte ein Leser noch am Freitag auf stern.de. Deutschland ist neben Spanien, Frankreich und Großbritannien einer der größten Geldgeber der Veranstaltung. "Ohne dieses blöde Spektakel wären unsere Gebühren ein wenig niedriger", schrieb er. Er war mit seiner Meinung nicht allein.

Es gab nicht wenige, die nicht in den Lena-Jubel mit einstimmten. "Das wird ja wieder nichts", hatten sie noch in der vergangenen Woche gesagt. Über sie lachen die Fans in Oslo jetzt. Über die ewigen Zweifler, die ja schon geahnt hatten, dass eine Casting-Show-Kandidatin eine Eintagsfliege sei. Dass der Song "Satellite" niemals den Geschmack des Balkans treffe. Dass Deutschland ohnehin keine Punkte bekäme, weil die anderen Nationen in Europa Deutschland nicht leiden könnten. Doch dieses destruktive Rumgenörgel, es ist verstummt.

Diskussion um Kosten und Eintagsfliegen

Aus Skandinavien, Süd- und Westeuropa, vom Baltikum bis zum Balkan - fast von überall her heimste Lena Punkte ein. Neun Mal erhielt sie die Höchstwertung, nur aus fünf Ländern überhaupt keine Punkte. "Jetzt wissen wir, dass die Songs damals einfach Mist waren", sagt ein deutscher Fan nach Lenas Sieg. "Wenn die Leute ein Lied toll finden, dann rufen sie auch dafür an. Egal, ob es sich um Deutschland handelt oder nicht." Lena hat die Kritiker des Eurovision Song Contest zum Schweigen gebracht - vorerst.

Wir dürfen gespannt sein: erstens, auf die Diskussion über die hohen Kosten der Veranstaltung. 23 Millionen Euro hat die Austragung des Grand Prix den norwegischen Fernsehsender NRK in diesem Jahr gekostet. Eine Summe, die 2011 der NDR und damit der Gebührenzahler tragen muß. Warum stellt die Frage nach den Kosten eigentlich nie einer, wenn es um Fußball geht? Zweitens, auf die Diskussion über die vielen Eurovisions-Sieger, die schon bald nach ihrem Triumph wieder in der Versenkung verschwunden seien.

Allen sei gesagt: 2011 wird ein Fest. Freu dich Deutschland, du bist jetzt Grand Prix. Ob in Hamburg oder in Berlin, Europa wird wie bei der Fußballweltmeisterschaft 2006 wieder zu Gast bei Freunden sein. Und alle feiern mit. Und Lena? Sie ist kein Menowin, kein Mehrzad. Das hat sie bereits bewiesen. Ihr Erfolg macht Mut. Und wer weiß, vielleicht schafft sie es ja sogar, wie Abba und Celine Dion ein Weltstar zu werden. Beide hatten ihre Karrieren mit einem Sieg beim Eurovision Song Contest begonnen. Und wenn nicht, es wäre gar nicht schlimm. Lena, wir behalten dich gerne für uns.

PRODUKTE & TIPPS