Banksys Werke in der Ukraine machten im vergangenen Jahr weltweit Schlagzeilen. Der anonyme Brite ist aber nicht der einzige bekannte Street Artist, der in das kriegsgebeutelte Land reiste. Auch der unter dem Pseudonym arbeitende Italiener TVBoy, bürgerlich Salvatore Benintende, setzte mit seiner Kunst auf ukrainischen Straßen Zeichen gegen den russischen Angriffskrieg. Sein Stil ist mit dem von Banksy vergleichbar. Dem stern berichtete der in Barcelona lebende Künstler von seinen Erfahrungen vor Ort.
Bereits nach dem Beginn des Krieges entwickelte er die Idee, in die Ukraine zu reisen, um dort ein Zeichen zu setzen. Möglich wurde dies nun Anfang Februar durch die Hilfe und Begleitung einer italienischen NGO, die den Menschen in Butscha hilft. In der Ukraine bereiste TVBoy Butscha, Irpin und Kiew und kreierte in den Straßen der drei Städte innerhalb einer Woche insgesamt 15 Werke. Was glaubt er, was Kunst im Krieg bewirken kann? "Ich glaube nicht, dass Kunst irgendwas ändert", sagt er. "Aber Kunst ist eine starke Waffe, um das Bewusstsein der Menschen zu wecken und auf ein Problem zu lenken." Der Krieg dauere nun fast ein Jahr und viele seien des Themas überdrüssig. Es sei aber wichtig, dass die Aufmerksamkeit der Menschen weiterhin dem gewidmet sei, was in der Ukraine passiert.
TVBoy in der Ukraine

Ein Hauptthema seiner Arbeiten in der Ukraine war (verlorene) Kindheit, wie er sagt. "Denn ich denke, dass Kinder vom Krieg mit am härtesten getroffen sind und daher einer besonderen Unterstützung bedürfen". Es sei ihm aber wichtig gewesen, das Thema auf positive Art umzusetzen, sagt er: "Ich wollte ein Zeichen der Hoffnung in der Dunkelheit setzen." Auch aus diesem Grund sprühte er seine Werke nicht heimlich oder in der Nacht, sondern am Tag und für alle wahrnehmbar. Die Reaktionen der Menschen? "Fantastisch", sagt TVBoy. Kinder hätten mitgeholfen, ebenso die Lehrer einer Schule, an der er ein Werk aufgetragen hat. Viele Menschen hielten inne, um Fragen zu stellen und zu reden. Ein Miteuropäer der in die Ukraine kam, um eine Botschaft zu übermitteln – das berührte sie, so der Künstler.
Anders als Banksy hält TVBoy seine Identität nicht geheim
Zumal einige ukrainische Künstler, mit denen er zusammenkam, schilderten, dass sie ihre kreative Arbeit weitgehend eingestellt hätten. Der Krieg sei nicht die Zeit, um zu malen, so der Tenor. Einige von ihnen würden stattdessen versuchen ihre Fähigkeiten konstruktiv einzusetzen. Etwa, in dem sie Tarnmuster auf Panzer malten.
Anders als andere Street Artists machte TVBoy aus seiner Identität kein Geheimnis. Dies sei aber auch dem Umstand geschuldet, dass er ein paar Mal erwischt wurde und sein Name mittlerweile unter anderm bei Wikipedia zu finden sei. Außer Banksy schaffe es in diesen Tagen niemand, unerkannt zu bleiben. Aber, so TVBoy: "Ich sehe auch keinen Grund, mich zu verstecken". Wenn er also mal eine Strafe aufgebrummt bekomme, zahle er diese eben. "Was ich tue, ist kein Vandalismus. Es ist ein Geschenk an die Städte. Ich bin stolz auf meine Arbeit".