Ob es denn unbedingt der Freitag sein muss, an dem demonstriert wird? Ja, das sei immer die erste Frage aller Journalisten, sagt Klima-Aktivistin Terese Kah - auch bei Anne Will ist das an diesem Abend nicht anders. Damit ist die kleinliche Debatte um die Schulstreiks gleich entlarvt, und die Logik medialer Aufmerksamkeit ebenso: Ohne diese kleine Provokation nämlich wären all die Demonstrationen für den Klimaschutz längst wieder vergessen. Auch die ARD hat den Abend leicht miefig mit "Streiken statt Pauken" überschrieben. Vier mehr oder weniger ältere Herren diskutieren dabei mit einer jungen Frau, ob "die Generation Greta" denn nun die Politik ändere. Dabei beantwortet schon die Zusammensetzung der Runde die Frage:
Wer hat diskutiert?
Greta Thunberg, Schülerin und Klimaaktivistin
Reiner Haseloff (CDU), Ministerpräsident von Sachsen-Anhalt
Robert Habeck(Bündnis 90/Die Grüne), Parteivorsitzender
Therese Kah, "Fridays for Future"-Aktivistin
Wolfgang Kubicki (FDP), Stellvertretender Bundesvorsitzender
Harald Lesch, Astrophysiker, Wissenschaftsmoderator und Autor
Wie lief die Diskussion?
Sie fühle sich nicht ernst genommen, sagt Therese Kah am Ende - von der Politik nicht, von den anwesenden Politikern im Grunde aber auch nicht. Reiner Haseloff, selbst ein Physiker, der um die Bedrohung des Weltklimas genau weiß, sagt: "Das Problem ist lösbar", wenn er von der Erreichung der Klimaschutzziele bis 2030 spricht. Und Wolfgang Kubicki, der Frau Kah gerne altväterlich erklärt, wie Politik funktioniert, warnt als erstes vor "Alarmismus" und schwelgt selig in eigenen Demo-Erinnerungen. Ja, er fühlt sich sogar bemüßigt, "die Politik" im Großen und Ganzen zu verteidigen.
Der besondere Moment
Die Erkenntnisse
- Deutschland wird seine selbst gestecktes Klimaziel, die Kohlendioxid-Emissionen bis 2020 (verglichen mit 1990) um 40 Prozent zu reduzieren, deutlich verfehlen.
- Die Politik reagiert mit "Business as Usual"-Argumenten, analysiert Harald Lesch - "die jungen Leute nehmen die Wissenschaft als Einzige ernst".
- Die Klimakrise ist auch eine der "drängendsten sozialen Fragen", sagt Therese Kah.
Fazit
"Wir sprechen nicht der Bedeutung des Themas angemessen miteinander", sagt Harald Lesch am Ende – und so ist es auch an diesem Abend. Die einen fordern drastische Maßnahmen, um, nun ja, die Welt noch zu retten. Und die anderen gebe zwar irgendwie zu, bisher zu wenig dafür gemacht zu haben. Nur folgt daraus in der Praxis eben wenig.