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Castingshow "Arab Idol" Gaza fand den Superstar

Die Menschen im Gazastreifen feiern einen neuen Helden. Doch Mohammed Assaf ist kein Kämpfer, er hat es in die Endrunde von "Arab Idol" geschafft", einer arabischen Version von "DSDS".

Kreischende Fans versammeln sich jeden Freitag und Samstag in Cafés und Restaurants des Gazastreifens und des Westjordanlands. Auf Großbildschirmen bejubeln sie ihren lokalen Helden Mohammed Assaf, der es bis in die Endrunde der gesamt-arabischen Castingshow "Arab Idol" geschafft hat. Der 22-jährige Sänger aus Gaza hat bei den Liveauftritten in Beirut adrett gekleidet und mit mächtiger Stimme alle Ausscheidungen und die beiden ersten Endrunden überstanden. Er gehört nun zu den letzten acht Kandidaten, die den Titel, einen Sportwagen und einen Plattenvertrag gewinnen können.

Überall schwenken die Anhänger Transparente, um die Fernsehzuschauer zu drängen, für Assaf zu stimmen. Wie beim britischen Vorbild "Pop Idol", das auch für die RTL-Sendung "Deutschland sucht den Superstar" Pate stand, scheidet jede Woche der Bewerber mit der geringsten Stimmenzahl aus.

"Er hat es verdient zu gewinnen", sagt die 19-jährige Maja in einem Café von Assafs Heimatstadt Gaza. Nach einem Zug an der Wasserpfeife erklärt sie warum: "Seine Stimme ist großartig, seine Bühnenpräsenz noch besser, niemand dort ist wie er. Er ringt um das Ansehen von Palästina und Gaza. Ich bin so stolz, dass er von hier ist."

Selbst Abbas rief schon an

Assaf, der in der Sendung als Vertreter "Palästinas" präsentiert wird und inzwischen auch in den israelischen Medien Beachtung findet, wird nicht nur in der breiten Öffentlichkeit bewundert, sondern auch von prominenten Politikern im Westjordanland. So rief Palästinenserpräsident Mahmud Abbas den jungen Sänger an, und der kommissarische Regierungschef Salam Fajad unterstützt ihn mit Einträgen auf seiner Facebookseite.

Als Assaf fünf Jahre alt war, kehrte seine Familie aus dem libyschen Misrata, wo der Vater als Buchhalter gearbeitet hatte, in den Gazastreifen zurück. Dort sang der Junge mit Inbrunst nationalistische Palästinenserlieder, was ihm bereits TV-Auftritte bescherte. Und auch seine Titelauswahl bei "Arab Idol" ist politisch beeinflusst.

"Palästina, der Norden wie der Süden, zwei Brüder in der Arabischen Welt", hieß der Refrain bei seinem jüngsten Auftritt. Das Saalpublikum in der libanesischen Hauptstadt hielt Palitücher hoch und die Jury, zu der arabische Popgrößen gehören, klatschte ekstatisch mit. Doch die Konkurrenz in der Castingshow, die vom saudiarabischen Sender MBC live in Beirut produziert wird, ist beinhart. Zu den Interpreten aus dem gesamten Nahen Osten und Nordafrika, die es bis hier geschafft haben, gehört auch ein Bewerber aus der kriegsumtobten syrischen Stadt Aleppo.

Hamas missbilligt Show als "unislamisch"

Auch Assaf musste viele Schwierigkeiten überwinden, um auf die große Bühne zu gelangen, angefangen bei der strikten israelischen Blockade des Gazastreifens, seit die radikalislamische Hamas dort 2007 an die Macht kam. "Gaza ist eben nicht nur Terrorismus, Tod und Gewalt", sagt Zuschauerin Sana beim Public Viewing der letzten Sendung. "Wir haben Künstler, die ihr Talent entwickeln wollen und die dafür ein wenig Freiheit brauchen", ergänzt sie.

Die Hamas missbilligt allerdings un-islamische Veranstaltungen wie "Arab Idol". Doch auch wenn Hamas-Aktivisten auf Facebook eine Kampagne gegen die Assaf-Euphorie starteten, hielt sich die Führung bislang lieber heraus.

Assafs Eltern, die ihre Wohnung mit Arab-Idol-Aufnahmen des Sohns geschmückt haben, wissen, dass er zu Hause seinen Erfolg nicht verwerten kann. "Die Jugend hier will normal leben", sagt die Mutter Umm Schadi, Lehrerin in einem Flüchtlingslager. "Aber dafür muss sie aus ihren harten Lebensumständen ausbrechen." Und Vater Dschaber sagt: "Wenn er davon leben will, muss er Gaza leider verlassen."

Adel Zaanoun, AFP AFP

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