"Hart aber Fair" Lindners peinlicher Trinkgeld-Spruch: "Die kriegen immer zwei Euro von mir"

Christian Lindner bei "Hart aber fair"
Christian Lindner bei "Hart aber fair"
© WDR/Thomas Ernst
Pünktlich zum Tag der Arbeit wurde bei "Hart aber fair" über Niedriglohn debattiert und über Arbeitnehmer, die zu Dumpinglöhnen schuften. FDP-Chef Christian Lindner nutzte die Sendung für einen Fremdschäm-Gruß.

1. Mai, der Tag der Arbeit - der perfekte Anlass für Frank Plasberg, um mit seinen Gästen über das Niedriglohnland Deutschland zu sprechen. Denn so sehr der wirtschaftliche Aufschung auch die Unternehmen freut: Das Plus kommt nicht unbedingt auch mit den Mitarbeitern an. Vielmehr gibt es Branchen, die mit illegalen Mitteln ein modernes Lohnsklaventum aufgebaut haben. Schuften bis zum Umfallen - und das ganz sicher nicht zum Mindestlohn, sondern deutlich darunter.

Eine Erkenntnis des Abends: Durch Deutschland geht eine Spaltung. Jeder fünfte Arbeiter hierzulande arbeitet im Niedriglohnbereich, rund acht Millionen Mini-Jobber gibt es. Auf der anderen Seite wird eine winzig kleine Gruppe von Super-Reicher immer noch vermögender. Soziale Ungerechtigkeit ist aktueller denn je.

Als Beispiel dafür präsentierte Plasberg einen Lkw-Fahrer, der über ein Subunternehmen für die Post fährt - eben jenes Unternehmen, das mit dem Paketgeschäft gerade einen Rekordgewinn erzielen konnte. Doch der Fahrer erhält nicht einmal Mindestlohn. Hier polterte Lindner gegen die Regierung - schließlich habe die Post als Staatsunternehmen auch eine Verantwortung für die Subunternehmen. Es gehe um die moralische Grundierung der Gesellschaft. Dass Christian Lindner im Herbst 2017 fasst selbst ein Teil der Regierung geworden wäre und somit solche Geschäftspraktiken hätte mitverantworten müssen, wurde freundlich übergangen.  

Mindestlohn kriminell umschiffen

Eine weitere Erkenntnis der Runde: Der Mindestlohn würde mit krimineller Energie bewusst umgangen. Und wird ein Unternehmen erwischt, kassiert der Staat. Die Arbeitnehmer, die für wenige Euros pro Stunde geschuftet haben, müssen sich den Lohn über teure Gerichtsverfahren erstreiten - unfair!

Plasberg zählt die dreisten Tricks der Firmenchefs auf, um den Stundenlohn zu drücken: Mal wird das Trinkgeld in der Gastronomie einfach als des festen Stundenlohns verrechnet. Mal werden die Wartezeiten auf einen Fahrgast bei Taxifahrern nicht als Arbeitszeit vergütet.

Eine Branche, die derzeit scharf in der Kritik steht, sind Lieferfirmen wie beispielsweise Deliveroo oder Foodora. Denn sie lassen ihre Fahrerkuriere das eigene Smartphone und Rad mitbringen, auch die Kosten für Reparaturen am Bike mussten die Radler selbst aufbringen. Und: Die Kunden seien wenig spendabel, Trinkgeld gebe es so gut wie keins.

Christian Lindner und das Trinkgeld

Offenbar hatte sich Christian Lindner schon vor der Sendung als Lieferservice-Junkie geoutet. Nachdem ein Fahrradkurier, dem als Betriebsrat gekündigt worden ist, seine Geschichte erzählt hatte, nutzte Lindner den Moment für einen Fremdschäm-Moment: "Ich spreche mit den Fahrern, die zu mir kommen. Und die grüße ich hier über die Kamera, Foodora in Düsseldorf. Die bekommen von mir zwei Euro, wenn sie kommen. Und ich hab das ganz viele, ganz fleißige junge Männer getroffen." Dass es weniger um seine großzügige Trinkgeldzahlung, als vielmehr um einen Job, bei dem man locker 40 bis 50 Stunden arbeitet für fünf Euro pro Auftrag schien Lindner nicht aufzufallen. Seine Analyse, wie man diesen Menschen, die dort arbeiten, helfen könne? Sie in andere Jobs bringen. Welch ernüchternde Erkenntnis. 

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