Die ZDF-Show in der Krise "Wetten, dass ..?" braucht einen Retter

Hat ZDF-Chef Thomas Bellut "Wetten, dass ..?" in Frage gestellt? Nein, er wird falsch interpretiert. Seine eigentliche Botschaft lautet: Mit Markus Lanz hat die Sendung keine Zukunft.

Der Intendant des ZDF Thomas Bellut spielt ein interessantes Spiel: Er stellt die Zukunft von "Wetten, dass ..?" in Frage. Zur Erinnerung: Bellut war es, der im Alleingang Markus Lanz zum Moderatoren der Show beförderte. Und er gab Lanz als Maßstab die Zahl von acht Millionen mit auf den Weg. So viele Zuschauer sollte "Wetten, dass ..?" schon noch anziehen. Zuletzt waren es 5,8 Millionen.

Das sind wenige - im Vergleich zu früher. Aber es sind immer noch viel mehr Zuschauer, als sonstige Samstagabend-Shows haben. "Schlag den Raab" kommt im Schnitt auf etwa drei Millionen, "Deutschland sucht den Superstar" auf etwa vier Millionen. Immerhin: Kai Pflaume lockte zuletzt mit "Groß gegen klein" mehr als fünf Millionen Zuschauer an.

Die Frage ist: Wem gibt Bellut die Schuld für den Zuschauerschwund? Lanz hat sich die Show maßschneidern lassen. Seine Produktionsfirma hat mehr Macht als die Redaktion in Mainz. Die Marke "Wetten, dass ..?" ist noch stark genug. Die Art, wie sie mit Leben gefüllt wird, aber steht zur Disposition.

Bellut spielt über Bande

Das ZDF will sich verjüngen. Der Sender hat sich von Serien getrennt, die nur den ganz Alten gefielen: "Der Landarzt" und "Forsthaus Falkenau" werden nicht fortgesetzt. Aber man kann nicht sagen, dass die Mainzer dem Jugendwahn verfallen sind. Dass Programm ist immer noch maßgeschneidert für "Hörzu"-Abonnenten. Nur so konnte das ZDF seine Spitzenposition im Quotenkampf behaupten. Bei den Zuschauern zwischen 14 und 49 Jahren hat der Sender im Jahr 2013 aber verloren und liegt sogar hinter RTL2.

Für eine starke Jahresquote braucht das ZDF eine Sendung wie "Wetten, dass ..?". Und so muss man Belluts Äußerung eher wie einen Stoß im Billiard-Spiel verstehen: Er spielt über Bande, um jemand Anderes zu treffen. In dem Fall: den Moderatoren Lanz und seine Truppe. Seine Botschaft: Mit Lanz hat die Sendung keine Zukunft. "Wetten, dass ..?" braucht einen Retter. Ein neues Gesicht, persönlich ausgewählt vom Intendanten. Es wird sicherlich kein Kandidaten-Raten geben wie nach Gottschalks Demission. Wenn Bellut ein guter Intendant ist, hat er längst eine Lösung auf dem Tisch. Die wird er bald präsentieren. Markus Lanz bekommt einen ordentlichen Abschied. Dann werden Fakten geschaffen.

Glanz und Überraschungen mit weniger Geld

Zu den Fakten zählt auch das Geld: Bis zu 2,5 Millionen Euro kostet eine Ausgabe. Zum Vergleich: ein aufwändiger Fernsehfilm kostet etwa 1,5 Millionen Euro. Er geht dann ins Programmvermögen über, kann wiederholt und vermarktet werden. "Wetten, dass ..?" ist immer nur einmalig. Das Geld ist weg. In Zeiten, in denen das ZDF Mitarbeiter entlassen muss, wird der Intendant verlangen, dass die Show mit weniger Budget auskommt. Der zukünftige Moderator oder die zukünftige Moderatorin wird für ein Fernsehen stehen, das Glanz und Überraschungen mit weniger Geld herstellen kann.

Joko und Klaas, die Anarchos von ProSieben, könnten das. Sie würden aber erst einmal eine Quote einfahren, die unter Lanz-Niveau liegt. Vielleicht aber setzt der Sender auf eine Frau, die die Alten nicht verschreckt und den (eher braven) Jungen trotzdem gefällt: Helene Fischer. Sie sollte nur nicht singen in der Show, bitte. Und Michelle Hunziker hat im stern-Gespräch jüngst durchblicken lassen, dass sie ebenfalls bereitstünde, wenn auch nur mit einem Partner an ihrer Seite.

"Wetten, dass ..?" kann nicht mehr die Sendung sein, die sie mal war. Aber mit einem neuen Konzept hat sie noch viele Jahre vor sich. Und die Botschaft von Bellut wäre deutlich: Wer es schafft, die Show zu verjüngen, dem wird es auch gelingen, das ZDF aus der Vergreisung herauszuführen. Eine historische Leistung. Thomas Bellut spielt ein interessantes Spiel.

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