Dschungelcamp, Tag 9 Ein Fresskorb voller Frustrationen

Von Mark Stöhr
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Dschungelcamp, Tag 9: Plötzlich steht Hanka Rackwitz mit einem Tupper im Dschungel. ihren erstaunten Mitcampern erklärt sie, wofür sie den braucht. Sie nimmt ihn mit auf Toilette, um eine Ablage für ihre Zahnbürste zu haben, die auf jeden Fall hygienisch bleiben soll. Auch Toilettenpapier transportiert sie in dem Tupper.
Als sie von Florian Wess beim Kochen wissen will, dass er den Löffel ganz bestimmt nicht abgeleckt hat, reagiert der überraschend humorvoll:  "Wir haben alle einmal drangeleckt. Durch die Kimme gezogen, alles." Anschließend braucht er dann doch einen Moment, um Hanka Rackwitz davon zu überzeugen, dass er nur einen Scherz gemacht hat.
Rackwitz polarisiert die Zuschauer. Die einen bewundern sie dafür, trotz ihrer Zwänge die Herausforderung Dschungelcamp so gut zu meistern. Die anderen halten ihre Zwangsstörungen für geschauspielert und sind genervt. Aber um im Dschungelcamp weit zu kommen, war polarisieren nie das Schlechteste.
Da waren es nur noch acht. Der Kandidaten-Kreis schrumpft, aber die Gewissheit wächst: So und nicht anders werden die letzten Tage im Dschungel ablaufen. Wer König wird? Ist doch klar!

Jetzt mal im Ernst - wen würde man wirklich vermissen im Dschungelcamp? Von den bislang Gefeuerten ist das keiner. Fräulein Menke hat den New Wave ihrer frühen Tage längst gegen eine bäuerliche Robustheit eingetauscht. Da war nichts Tänzerisches mehr, das war ein Stampfen mit schweren Schuhen auf einem Kartoffelfeld. Sarah Joelle Jahnel mit ihrem Kinderhirn und ihrem Mädchenkörper scheiterte an der Bitch-Rolle, die sie von ihrer Geschäftsfreundin Micaela Schäfer übernehmen wollte. Wer billig sein will, muss auch ranklotzen können. Sarah Joelle schlief die meiste Zeit und träumte von Prinzessin Lillifee.
Und nun hat es Markus Majowski erwischt. Wer wollte der eigentlich sein? Der Grandseigneur und große Mime? Im Theater hätte man ihn von der Bühne gebuht. Seine Selbstinszenierung als guter Zuhörer, sein kinderbeckenflaches Psycho-Fracking mit einer Handvoll Floskeln ("Wenn du das nicht rauslässt, mutiert der innere Kasper zum Saboteur") war schlicht amateurhaft.

Markus Majowski: Ein Fresskorb voller Frustrationen

Die Klaviatur von Majowskis schauspielerischem Können umfasst genau genommen sowieso nur eine Taste: das HB-Männchen. Das kann er richtig gut. Mit so einem Zug ins Irre. Nur diese Paraderolle verrutschte ihm im Dschungel des öfteren ins Psychotische. Zum letzten Mal in der gestrigen Folge, als er einem RTL-Mitarbeiter mit einer Anzeige drohte, weil der ihn vermeintlich zu spät aus einem Fesselspiel befreien wollte. Maniac Markus. Küchenpsychologisch betrachtet, ist Majowski ein Fresskorb voller Frustrationen. Wer kriegt so was runter?

Das war bislang ein dreifaches Nein ohne Groll und Reue. Und die nächsten Kandidaten für den Auszug aus dem Dschungel stehen bereits fest. An erster Stelle natürlich Alexander "Honey" Keen. Der Typ ist überfällig. Zweimal in Folge rettete er sich im Stechen gerade noch so in den nächsten Tag. Es steht zu befürchten, dass sein Mangel an Charakter und allem Guten früher oder später zu einer schlimmen Krankheit führen werden, Skorbut zum Beispiel. Dann fallen alle seine schönen Zähne aus.
Honey nimmt also heute Abend seinen Hut, angemessen konsterniert. Gina-Lisa wird sich daraufhin sämtliche Zusatzmaterialien - Spachtelmasse, Fugenkitt, Klebstoff - aus dem Gesicht heulen und schwer erodiert am Folgetag das Camp verlassen. Mit ihr geht auch diese extra verhunzte Form von Ghetto-Hessisch, die selbst Honey abtörnt. Er wird Gina-Lisa gleich bei ihrer Ankunft im Hotel abservieren. Noch mehr Tränen, noch weniger Gesicht.

Jens Büchner: Normalo plus Ossi plus Ballermann

So wird es kommen. Und so wird es weitergehen: An Tag 12 ist für Thomas Häßler das Turnier zu Ende. Er wird die Entscheidung der Zuschauer mit Dankbarkeit aufnehmen, er wollte ja eh nie mitspielen. Mit den kolportierten 100.000 Euro wird seine Frau ein, zwei Jahre Ruhe geben, bis sie für ihn den nächsten demütigenden Deal eintütet. Das darauffolgende Shoot-out sorgt für Verblüffung - auf allerniedrigstem Niveau. Florian Wess, gähn, muss noch vor Nicole Mieth, gähn, gehen. Sie sieht einfach besser aus. Wenn's drauf ankommt, votieren die Leute immer für Natürlichkeit. Außerdem hat Wess schon mit Helmut Berger gepimpert, der Dschungelcamp-Enttäuschung schlechthin.

Bleiben noch drei: Finaaale, ohohoho. Jens "Meine Fettsucht kotzt mich an" Büchner macht die Becker-Faust. Seine Kombination Normalo plus Ossi plus Ballermann ist Gold wert für den gesellschaftlichen Frieden im Land. Das "Volk" - Fleischesser, Autofahrer, Helene-Fischer-Fans, Sachsen - fühlt sich zwar verarscht, aber nicht so doll. Es kommt nur zu kleineren lokalen Ausschreitungen, als Jens "Ich bleibe bis zum Schluss in diesem Dreckscamp" Büchner als erster Finalist vom Establishment an den Telefonen suspendiert wird.
Das Duell Hanka Rackwitz gegen Marc Terenzi wird zum Duell Zero gegen Hero. Denn Hanka - wir lieben sie alle - verweigert in der entscheidenden Prüfung den Konsum aller Mixgetränke. Wer nicht schluckt, verliert, das ist Dschungel-Gesetz. Aber auch so: Marc ist der Beste. Wer privatinsolvent ist, sich in einem Club in Osnabrück die Nase brechen lässt, seinen Hochzeitsring bei eBay versteigert - und dann in der Dschungelprüfung wie Spidermann über ein Hochseil tanzt, dessen Platz ist auf dem Thron. Ein Amerikaner als König kann außerdem zur Zeit nur von Vorteil sein. Opportunismus first.

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