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Goldene Kamera Dunja Hayalis berührende Rede gegen Fremdenhass

Sie wurde für ihre politische Berichterstattung ausgezeichnet. Bei der Vergabe der Goldenen Kamera nutzte Dunja Hayali ihre Dankesrede - und formulierte einen aufrüttelnden Appell. 

Sie waren alle gekommen: Oscarpreisträgerinnen Helen Mirren und Julianne Moore, Helene Fischer, Thomas Gottschalk, die Beach Boys und Günther Jauch. Bei der 51. Verleihung der Goldenen Kamera in Hamburg sorgten am Samstag Stars und Sternchen für Glamour. Doch die Herzen bewegte jemand anderes: Journalistin Dunja Hayali hielt eine emotionale Dankesrede gegen Hass und Rassismus. Eine sehr persönlicher Appell, der ihr viel Applaus und Anerkennung einbrachte.   

Die 41-Jährige wurde für ihr besonderes Engagement in der politischen Berichterstattung ausgezeichnet. Hayali habe bei aktuellen Reizthemen wie der Aufnahme von Flüchtlingen mehrfach Gesicht und Haltung gezeigt, lobte die Jury. Sie recherchierte etwa bei einer Demonstration der AfD in Erfurt vor Ort und suchte das Gespräch mit den Teilnehmern. Dabei sei sie sachlich geblieben, habe nicht skandalisiert und emotional aufgebauscht. Auch mit der Kritik, die ihr im Netz entgegengebracht wurde, setzte sie sich auseinander.

Die TV-Journalistin gehe keiner Konfrontation aus dem Weg und flüchte sich niemals in Ironie, so die Jury. "Das, was im Journalismus zum handwerklichen Selbstverständnis gehören sollte, erscheint bei Dunja Hayali so konsequent und normal – und fällt gerade deshalb auf."

Die Wut entlädt sich auch auf der Straße

Hayali nutzte sichtlich aufgeregt und emotional berührt das Forum, das ihr die Verleihung der Goldenen Kamera bot. Sie freue sich "tierisch über diesen Preis", sagte sie. Würde ihn aber "sofort zurückgeben, wenn die Situation in Deutschland, und vor allen Dingen anderswo, eine andere wäre".

Bedrohungen, Beschimpfungen, Beleidigungen, und Vergewaltigungswünsche, all das habe sie in der vergangenen Zeit erlebt, sagte Hayali in ihrer Rede. Sichtlich berührt berichtete sie, wie ihr auf der Straße, nach dem Einkaufen jemand ins Gesicht schrie: "Du Lügenpresse, Lügenfresse!". "Glaubt eigentlich irgendjemand, dass das was bringt, dieser ganze Hass?", fragte sie vor mehr als 1000 Zuschauern in Hamburg.  

Freunde hätten sie immer wieder gefragt: "Warum tust Du Dir das mit dem Hass in den sozialen Netzwerken, aber auch in den Leserbriefen an?" Zum einen, betonte Hayali, sei dort auch noch immer viel Gutes zu lesen. Zum anderen setzte sie noch immer auf den Dialog. "Mich interessieren andere Meinungen, andere Argumente." Doch was gerade passiere, sei mit Verrohung von Sprache nicht mehr zu beschreiben. "Keiner hört keinem mehr zu, Worte werden einem im Mund verdreht, aus dem Zusammenhang gerissen und wenn man nicht die Meinung des Gegenüber vertritt ist man ein Idiot, ein Lügner, eine Schlampe oder total ferngesteuert“, so die Moderatorin.

Dunja Hayali: "Auch wir machen Fehler"

Ihr Appell: "Beim Suchen nach Lösungen, beim Ringen nach Kompromissen, bei der Art der Berichterstattung über Flüchtlinge: Legen Sie doch gerne den Finger in die Wunde und streiten Sie mit uns. Diskutieren Sie mit uns. Weisen Sie uns auf Fehler hin. Wir sind Journalisten, wir sind keine Übermenschen , wir machen Fehler. Deshalb sind wie noch lange keine Lügner."

Die Dinge so zu zeigen, wie sie sind - das sieht Hayali, ganz in der Tradition von Rudolf Augstein, als wichtigste Aufgabe von Journalisten an.  Sie selbst zeigt klare Kante. Jeder dürfe in unserem Land, in dem die Meinungsfreiheit ein hohes Gut sei, seine Sorgen und Ängste äußern, ohne gleich in die rechte Nazi-Ecke gestellt zu werden, sagte sie bei der Preisverleihung. "Aber wenn Sie sich rassistisch äußern, dann sind sie verdammt noch mal ein Rassist. Fertig." 

Für ihre mutigen Worte erhielt Hayali viel Applaus. Ihre Rede beendete Sie mit einer Bitte um mehr Menschlichkeit und Toleranz: "Seien Sie offen. Bleiben Sie fair. Differenzieren Sie. Wahrheit braucht einfach Zeit."

Hayali moderierte zwei Jahre lang die Nachrichtensendung "Journal" bei der "Deutschen Welle". 2007 wechselte die Journalistin, deren Eltern aus dem Irak stammen, zum ZDF. Dort war sie bis 2010 Co-Moderatorin neben Steffen Seibert im "heute journal". Seit acht Jahren ist sie beim "ZDF Morgenmagazin".

Lea Wolz

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