"Hot Girls Wanted: Turned On" Sie hat die Vergewaltigung ihrer Freundin gestreamt - keiner weiß warum

 Marina Lonina ist verzweifelt, aber eigentlich versteht sie die Vorwürfe nicht.
 Marina Lonina ist verzweifelt, aber eigentlich versteht sie die Vorwürfe nicht.
© Netflix
Als ihre Freundin vergewaltigt wurde, unternahm Marina Lonina nichts, um ihr zu helfen. Sie war gebannt von den Likes, die der Stream erhielt. Nun wartet sie auf das Urteil - es drohen bis zu 20 Jahre Haft.

Degeneriert, unmoralisch, verkommen - so lauten die Schlagzeilen über Marina Lonina. Sie ist 19 Jahre alt und eine weltweite Berühmtheit. Aufgewachsen ist Mariana in Russland, als 14-Jährige zog sie mit ihrem Vater in die USA. Wirklich angekommen ist sie nie in Amerika, ihr wahres Leben spielte sich seitdem im Virtuellen ab - auf Instagram, Snapchat und Periscope.

Was ist noch real?

Periscope machte sie auch berühmt. Im Februar 2016 streamte sie live die Vergewaltigung ihrer Freundin. Die Netflix-Doku begleitet Marina Lonina durch ihren Prozess. Mit "heißen Mädchen", Silikonbrüsten und Porno hat die letzte Folge von "Hot Girls Wanted" nichts zu tun. Es ist ein Gerichtsfilm, der lange auf dem Gesicht eines Mädchens verweilt, die dem Zuschauer doch nichts von ihrem Inneren preisgibt.

Marina ist weder pornosüchtig noch sexbesessen. Sie zeigt, was passiert, wenn die Welt von Periscope und Co. realer wird als die Wirklichkeit. Im Virtuellen war Marina zu Hause, hier hatte sie Freunde und sammelte Follower. Den Täter, Raymond Gates, kannten die beiden Mädchen durch das Internet, stundenlang chatteten sie zusammen. Das erste Mal trafen sie sich in einer Shopping Mall. Marinas Vater hat die beiden Mädchen nichtsahnend hingefahren. Gates lud sie in sein Appartement ein.

Diese Welt ist für einen Teenager wie Marina normal.
Diese Welt ist für einen Teenager wie Marina normal.
© Netflix

Wie zu erwarten, füllte er die Freundinnen mit Alkohol ab. Während er die hoffnungslos betrunkene Freundin auf das Bett lotste, hing Marina auf Periscope ab, weil ihr langweilig war. "Ich habe zuerst gar nicht gemerkt, dass sie Sex hatten, das war unter der Decke", sagt Marina in die Kamera. "Ich war total aufgeregt, noch nie hatte eine Freundin Sex vor mir. Immer mehr Leute folgten uns." Die Likes die anfeuernden Kommentare, die Szene vor ihr - alles habe sich vermischt. Marina versteht die Anklage eigentlich nicht. Das, was sie gefilmt habe, sei nicht schlimmer oder sexueller gewesen als andere Streams, meint das Mädchen. Und zeigt Streams mit ordinären Sexszenen und Catfight-Prügeleien unter Mädchen.

Der Staatsanwalt sieht das anders. Der Stream sei etwa acht bis neun Minuten lang, erzählt er. Man höre das Opfer weinen und schreien, der Angreifer möge aufhören. Man sähe die Likes und dann würde Marina lachen. "Sie dreht sich in die Kamera um, als würde sie ein Sefie machen." Er klagt Marina Lonina als Mittäterin an, ihr drohen 20 Jahre Haft. 

Wo ist ihre Schuld

Was sie eigentlich getan hat, lässt das Mädchen nicht an sich heran. Nur, dass sie ihren Vater enttäuscht hat. "Ich schäme mich, dass ich keine gute Tochter bin, denn er ist der beste Vater auf der Welt." Das ist er wohl tatsächlich. Wie ein bester Freund stapft der muskulöse Mann neben Marina durch die Dokumentation. Muntert sie auf, hilft, ist bei ihr. Martert sich mit der Frage, was er versäumt hat. Eine Frage auf die ein Mann seiner Generation keine Antwort finden kann, denn er kennt nicht das Reich des Virtuellen mit seinen Verlockungen und eigenen Gesetzen. Er hat keine Ahnung von dem Netz-Trash, der ein Teil des Lebens seiner Tochter ist. Und wenn er es wüsste, könnte er sich kaum vorstellen, wieso dieser Dreck so wichtig für sie ist.

Der Staat hat ein Einsehen

Zwischendurch steht es schlecht um Marinas Fall. Nachdem der Täter auf schuldig plädiert hatte, besaß ihre Kooperation als Zeugin keinen Wert mehr für einen Deal. Am Ende hatte sie sehr viel Glück. Irgendwie gelang es dem Staatsanwalt, die Eltern des Opfers von einem Deal zu überzeugen. Wegen Behinderung der Justiz wurde Marina Lonina zu neun Monaten Gefängnis verurteilt – erspart bleibt ihr damit, lebenslang in der öffentlich zugänglichen Liste der Sexual-Straftäter aufzutauchen. "Ich war so dumm. Nichts zu tun, um es aufzuhalten. Ich hätte nur 'Nein' schreien müssen."

Marina hat verstanden, wie sie sich eine Strafe erspart hätte, was sie ihrer Freundin angetan hat, aber nicht. Vom Opfer ist bei Netflix kaum die Rede. Dieses Mädchen sieht die Dinge anders und ist überzeugt, Lonina habe die Vergewaltigung arrangiert, um alles für den Periscope-Ruhm zu filmen. "Ich war zu naiv, um zu erkennen, wie manipulativ Marina wirklich ist", teilte sie dem Gericht mit.

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