Der gleiche Fehler sollte auf keinen Fall zwei Mal passieren. Nach dem unrühmlichen Abgang von Xavier Naidoo aus der "DSDS"-Jury ließ sich RTL lange Zeit. Schon Anfang des Jahres fiel der Name Wendler. Er hätte Naidoo schon im Februar ersetzen können – zeitlich hätte das wunderbar zur Teilnahme von Laura Müller bei "Let's Dance" gepasst. Wendler hatte seine Freundin und jetzige Frau ohnehin nach Köln begleitet. Doch stattdessen ging der Sender auf Nummer sicher, holte Florian Silbereisen in die Castingshow. Der Grund war nicht nur der Widerstand von Dieter Bohlen, sondern auch die zweifelhaften Vorerfahrungen mit Wendler.
Schon bei seiner Dschungelcamp-Teilnahme 2014 fiel Michael Wendler auf. Nach nur vier Tagen verließ er "Ich bin ein Star – Holt mich hier raus" freiwillig. Doch nachdem er sich in einem Burgerladen satt gegessen hatte, wollte er unbedingt wieder rein. Die Produktion lehnte ab. Beim Sommer-Dschungelcamp ein Jahr später verletzte er sich bei einer Prüfung am Handgelenk, war danach nach eigenen Angaben zeitweise berufsunfähig und verklagte die Produktionsgesellschaft. Beim Kölner Sender war deshalb von vornherein klar: Mit dem Wendler könnte es schwierig werden.
RTL testete Michael Wendler
RTL machte den Wendler-Test. Er saß nicht nur jeden Freitagabend artig auf den Zuschauerrängen von "Let's Dance", sondern nahm auch an Nachmittagsshows wie "Kitsch oder Kasse" teil. Der Wendler auf Bewährung. Mit Erfolg. Eskapaden blieben aus. Und so kam es zu einem Vertrag mit dem Sender. Vorläufiger Höhepunkt: Seine Teilnahme als Juror in der Jury von "Deutschland sucht den Superstar". Doch schon die Generalprobe misslang. Bei der Pressekonferenz in der vergangenen Woche kam er 20 Minuten zu spät, zum ersten Recall erschien er gar nicht. Am Donnerstag dann der Eklat. Wendler verkündete seinen Ausstieg aus der Sendung und begründete dies mit kruden Verschwörungstheorien.
Für RTL eine bittere Erfahrung. Entsprechend harsch reagierte der Sender jetzt auf den Wendler-Ausstieg. "Michael Wendler hat eigenständig und ohne Rücksprache unseren Vertrag gekündigt und verunglimpft RTL. Wir werden alle uns zur Verfügung stehenden rechtlichen Mittel prüfen und ausschöpfen", sagte RTL-Geschäftsführer Jörg Graf. Das heißt, dass dem Schlagersänger eine Klage wegen Nicht-Erfüllung seines Vertrages drohen könnte.
Wendler wird zur Persona non grata
Zum Fortgang von "DSDS" sagte Graf: "Fest steht, dass wir drei tolle Juroren haben. Wir lassen uns eine erfolgreiche Show, die Millionen Menschen gerne sehen, sicher nicht von einem Verschwörungstheoretiker vermiesen oder generell vorschreiben, wie und was wir senden." Offenbar sei die Unterhaltungsindustrie besonders anfällig für Verschwörungstheorien. Deswegen wolle man sich in den nächsten Wochen journalistisch mit dem Phänomen im RTL-Programm auseinandersetzen.

Für Wendler, das scheint klar, ist die Tür bei RTL für immer geschlossen. Er ist zur unerwünschten Person - zur Persona non grata geworden. Mit Schadenfreude reagierte "DSDS"-Juror Dieter Bohlen. Der machte aus seiner Abneigung gegen den Schlagerstar von Anfang an keinen Hehl. Auf Instagram spottetet er: "Was hat meine Mami immer zu mir immer gesagt? Dieter! Die größten Probleme erledigen sich oft von selbst. Man muss nur ein bisschen warten." Hätten die RTL-Verantwortlichen auf den Instinkt Bohlens gehört, wäre ihnen viel Ärger erspart geblieben.