Die Aufregung war groß am Dienstag. Die Nachricht vom Tod des früheren Bundeskanzlers Helmut Schmidt war keine Stunde alt, da versuchte die CDU-Rechtsauslegerin Erika Steinbach aus der traurigen Meldung politischen Nutzen zu ziehen: "Wir können nicht mehr Ausländer verdauen, das gibt Mord und Totschlag" - dieses Zitat Schmidts aus dem Jahr 1981 verbreitete Steinbach auf Twitter. Und versuchte mit einem 34 Jahre alten Spruch eines gerade eben Verstorbenen Einfluss auf die aktuelle politische Debatte um den Zuzug von Asylanten zu nehmen.
Es folgte eine Welle der Empörung in den sozialen Netzwerken über diese Geschmacklosigkeit. Auch Jan Böhmermann nahm sich die Entgleisung der Vertriebenenpolitikerin in der aktuellen Ausgabe des "Neo Magazin Royale" vor. Und drehte den Spieß einfach um. Was Steinbach kann, kann er schon lange. So hatte er ein paar Tweets vorbereitet, die man im Falle ihres Ablebens per Twitter verbreiten könnte.
Zum Beispiel diesen: "Ostpreußen, Schlesien, Pommern, überhaupt diese ganze sentimental-revisionistische Vertriebenen-Debilenbande sind und waren mir immer egal. Lasst uns doch nach vorne gucken, nicht zurück!"
Selbstverständlich hat das Steinbach so nie gesagt oder geschrieben. Aber laut Böhmermann ist dieses Zitat zusammengestellt aus Wörtern, die die Politikerin irgendwann mal getwittert hat.
Aus dem Zusammenhang gerissen
Auch schön: "Klar, mag ich ehelichen Hetero-Schmusesex. Aber viel spannender und rattengeil finde ich es, wenn sich zwei hemmungslose lesbische Scheiden oder eingeölte, holzharte Homosexuellenpimmel aneinander reiben. Pro Homoehe! Pro Adoptionsrecht für alle Paare!" Dieses Steinbach in den Mund gelegte Zitat dürfte schwerlich aus Tweets oder Reden zusammengebaut sein. Vielmehr ist hier die Fantasie mit Böhmermann durchgegangen. Lustig ist es aber schon - schließlich drückt dieser Tweet so ziemlich das Gegenteil von dem aus, wofür Steinbach politisch steht. Er zeigt mit seinem satirischen Angang aber auch, wie einfach man einen Menschen auf Twitter diskreditieren kann. Mit Empörung ist ein solcher Effekt nicht zu erreichen.