"Polizeiruf 110" aus Rostock Eine Reise ins Herz der Finsternis: König und Böwe blicken in einen Abgrund

"Polizeiruf 110: Nur Gespenster"
In der neuen Folge des "Polizeiruf 110" aus Rostock suchen die Ermittlerinnen Melly Böwe (Lina Beckmann) und Katrin König (Anneke Kim Sarnau) eine Verdächtige, die seit vielen Jahren als vermisst gilt.
© NDR/Christine Schroeder / ARD
Eine Mordermittlung führt die "Polizeiruf"-Kommissarinnen König und Böwe zur Familie Sonntag. Die umgibt ein dunkles Familiengeheimnis, das sich erst nach und nach offenbart.
  • 5 von 5 Punkten
  • Berührender Krimi über familiären Missbrauch

Worum geht's?

Vor 15 Jahren verschwand die Jugendliche Jessica spurlos. Nun wird ihre DNA am Tatort eines ermordeten Arztes gefunden. Die Kommissarinnen Katrin König (Anneke Kim Sarnau) und Melly Böwe (Lina Beckmann) treffen auf eine tief verstörte Familie: Mutter Evelyn Sonntag (Judith Engel) lebt bis heute in dem Glauben, dass ihre Tochter noch lebt. Ihr Ehemann Robert (Holger Daemgen) hat dagegen mit dem Thema schon lange abgeschlossen. Und Sohn Henrik (Adrian Grünewald) ist seit dem Verschwinden seiner Schwester komplett durch den Wind. Um zu verstehen, was in der Gegenwart geschieht, müssen die Ermittlerinnen tief in die Vergangenheit eintauchen.

Warum lohnt sich der "Polizeiruf 110: Nur Gespenster"?

"In den meisten Fällen erleiden Kinder und Jugendliche sexuelle Gewalt in ihrer Kernfamilie", hat die Missbrauchsbeauftragte der Bundesregierung bestätigt. Dieser "Polizeiruf 110" zeigt, wie sehr Missbrauch Familien zerstört. Frauen, die wegschauen und sich damit mitschuldig machen. Geschwister, die Zeugen dieser schrecklichen Taten wurden - aber nicht ernst genommen werden und deswegen im Stillen leiden. Die Täter, die ein Leben lang damit rechnen müssen, dass ihre Verbrechen ans Licht kommen. Vor allem die Opfer, die an den schrecklichen Vergehen zerbrechen, die ihnen angetan wurden. Und an der Weigerung der Familie, ihr Leid anzuerkennen. 

Insbesondere Schauspielerin Judith Engel vermittelt ein Gespür davon, wie sich das Elend geradezu körperlich manifestiert: Ihr gelingt die glaubwürdige Darstellung einer von jahrzehntelanger Verdrängung physisch wie psychisch zermürbten Mutter.

Was stört?

An diesem bewegenden Film (Buch: Astrid Ströher, Regie: Andreas Herzog) ist wenig auszusetzen. Kritikwürdig ist einzig der Ausstrahlungstermin. Eine Woche vor Heiligabend könnten viele Zuschauer auf der Suche nach etwas Besinnlicherem wegschalten - was schade wäre. 

Die Kommissarinnen?

Auch Katrin König bekommt es mit Gespenstern aus der Vergangenheit zu tun: Ein Mann verfolgt sie, der sich als ihr Vater herausstellt. Melly Böwe muss sich dagegen der Sticheleien ihres Kollegen Volker Thiesler (Josef Heynert) erwehren, der sich bei der Beförderung übergangen fühlt und mit der weiblichen Doppelspitze sichtlich Probleme hat.

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Ein- oder ausschalten?

Im Gegensatz zu dem Münster-"Tatort" der Vorwoche ist dies kein Feelgood-Krimi für die Weihnachtszeit. Sie sollten dennoch einschalten - es lohnt sich!

Die Kommissarinnen Böwe und König ermittelten zuletzt in diesen Fällen:

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