Der ARD-Unterhaltungskoordinator Thomas Schreiber hatte eine Idee. Wie wäre es, wenn Deutschland mal wieder einen echten Star zum ESC schickt? Die Idee war nicht schlecht: Kurz zuvor hatte die Kandidatin Ann Sophie mit "Black Smoke" null Punkte erhalten und war auf dem letzten Platz gelandet. Mit einem gestandenen Sänger sollte das nicht passieren.
Doch für die Umsetzung seines genialen Plans wählte Schreiber ausgerechnet Xavier Naidoo aus. Ein Sänger, dem schon damals - mit gutem Grund - Rechtsradikalismus und Homophobie vorgeworfen wurde. Schreiber ignorierte das - und erlitt ein Fiasko. Nach äußerem und innerem Druck seines Haussenders NDR zog er den umstrittenen Sänger zurück.
Xavier Naidoo und die "Reichsbürger"
Das war 2015. Da war schon alles bekannt: Dass Xavier Naidoo Verschwörungstheorien der "Reichsbürger" verbreitet, Deutschland sei ein “besetztes Land” - und sogar bei einer ihrer Veranstaltungen aufgetreten ist. Dass er in seinen Songs antisemitische Stereotype verwendet. Und dass er einem Song Homosexualität mit Pädophilie gleichsetzte.
Das hielt die RTL-Gruppe nicht davon ab, immer wieder mit Naidoo zusammenzuarbeiten. Bis 2016 durfte er für Vox drei Staffeln lang in der Gesangsshow "Sing meinen Song" den Gastgeber spielen. Und 2019 und 2020 holte ihn RTL zu DSDS. Dort wurde er Teil der "besten Jury aller Zeiten", wie der Sender vollmundig verkündete.
Er gehörte zur "besten Jury aller Zeiten"
Für die Sendung machte die Verpflichtung Sinn: Sein musikalischer Sachverstand und seine Erfahrung im Showgeschäft sind unbestritten. Beim Publikum kam er zudem gut an und bescherte RTL gute Quoten. Dass es sich bei dem gebürtigen Mannheimer gleichzeitig um einen politischen Wirrkopf handelt, nahm man willentlich in Kauf.

Mit den nun bekannt gewordenen Videos, in denen er Hass auf Flüchtlinge schürt und wahrheitswidrig behauptet, fast jeden Tag würde ein Deutscher durch einen Zuwanderer umgebracht, lässt sich nicht mehr ignorieren, mit wem man es zu tun hat: Xavier Naidoo ist ein Rassist, der lügt und hetzt und Hass auf Flüchtlinge schürt.
Daraus hat RTL zwar nun den einzig richtigen Schluss gezogen und die Zusammenarbeit beendet. Doch soweit hätte es gar nicht erst kommen dürfen: Hätten die Verantwortlichen vorher genauer hingeschaut, hätte man das alles schon wissen können.