Ein Jahr nicht auf der Bühne "Ein Opernsänger fährt jetzt für den Lieferdienst": Ben Becker zieht erschreckende Corona-Bilanz

Ben Becker steht bei einer Lesung auf der Bühne und hält das Mikrofon
Ein Mikrofon hatte er schon seit zwölf Monaten nicht mehr in der Hand: Ben Becker ist seit einem Jahr arbeitslos.
© Christian Jakubaszek / Getty Images
Die Coronakrise hat ihn hart getroffen: Schauspieler Ben Becker ist seit einem Jahr arbeitslos. In einem Interview erklärt er, warum vor allem Bühnen-Künstler leiden.

"Ich habe mich ja irgendwann für die Kunst und für die Bühne entschieden und nicht dafür, für zehn Jahre ­irgendeine Serie zu machen." Ein Seitenhieb auf seine Fernseh-Kollegen, die immer noch gebucht werden und Gage kassieren, kann sich Ben Becker nicht verkneifen. Der Schauspieler stand vor einem Jahr zum letzten Mal auf der Bühne, hat seitdem kein Engagement mehr. Die Coronakrise hat ihn hart getroffen – wie viele Bühnen-Künstler.

In einem Interview mit der "Bild am Sonntag" findet Becker drastische Worte für seine Situation. " Ganz pleite bin ich noch nicht", sagt der 56-Jährige. Doch habe er am Anfang gedacht, dass Corona wie eine Grippewelle nach ein paar Wochen vorbei sei – ein gewaltiger Irrtum. Er bekomme Hilfen vom Staat. "Ich muss also noch keine Werbung für Schokoladen­kugeln machen", sagt Becker mit einer Portion Zynismus. "Aber wenn es hart auf hart kommt, dann ­melde ich mich beim Gerüstbau."

Der Schauspieler beklagt die Situation der Bühnenkünstler mit drastischen Worten. Von einem Opernsänger aus Salzburg habe er gehört, dass dieser jetzt für einen Lieferdienst arbeite. "Die Situation ist für alle Künstler sehr traurig und kratzt an der Existenz. Es gibt viele, die das nicht mehr schaffen", beklagt Becker. Nicht nur die finanziellen Sorgen seien zermürbend, sondern auch die Leere.

Ben Becker hat keine Angst vor Corona-Infektion

"Ich kann jedenfalls nicht endlos zu Hause sitzen und Purzelbäume ­schlagen", erklärt Becker. Er brauche seine Arbeit als Lebensinhalt. Es zermürbt mich, dass ich das, wofür ich brenne, nicht tun darf. Angst, sich mit Corona zu infizieren, habe er nicht. Er habe eh kaum Besuch, sehe nur seine Tochter. "Wenn es mich jetzt treffen sollte, dann könnte ich genauso gut vom 29er-Nachtbus auf dem Kurfürstendamm überfahren werden."

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Als Ausweg aus der Krise sieht Becker die Impfungen. Erst "wenn ich, wenn wir alle den kleinen Piks bekommen haben", könne sich Normalität einstellen. Bis dahin heiße es durchhalten. "Was sollen wir machen? Wir haben alle die Schnauze voll.“

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