Bundespresseball Köhler und Fischer im Rampenlicht

Doppelte Premiere für die beiden ranghöchsten Politiker auf dem Bundespresseball: Bundespräsident Köhler war zum ersten mal dort. Und Außenminister Fischer brachte erstmals seine Lebensgefährtin Minu Barati mit - zur Freude der Fotografen.

Diesmal stahl kein Popstar den Politikern die Schau. Nicht um einen wie Dieter Bohlen scharten sich beim Bundespresseball am Freitagabend die Kameras, sondern um Außenminister Joschka Fischer, der mit seiner Lebensgefährtin Minu Barati Einzug hielt im Berliner Interconti. Im Rampenlicht stand auch der seit Juli amtierende Bundespräsident Horst Köhler, der erstmals den Ball mit einem Walzer eröffnete.

Fischer war wortkarg

Mit Spannung war der Außenminister beim wichtigsten gesellschaftlichen Ereignis Berlins erwartet worden. Weniger wegen seines eigenen Auftritts als wegen seiner schönen Begleitung. Hatte es doch auch in den vergangenen Jahren immer wieder Aufregung um die Frau an seiner Seite gegeben. 1998 absolvierte er mit seiner damaligen Freundin und späteren Frau Nicola Leske in Bonn einen großen Auftritt. Zwei Jahre später tauchten Gerüchte um eine Ehekrise des Paares auf - das dann überraschend und demonstrativ Hand in Hand beim Ball über den roten Teppich schritt.

Diesmal sorgte Fischers Freundin im langen schwarzen Kleid und silber funkelnden Ohrringen für Freude bei Fotografen und Ballgästen im festlich geschmückten Hotel Intercontinental. Langsam ließen sich die beiden von zahlreichen Leibwächtern den langen Weg durch die Menge bis zu ihrem Tisch im Ballsaal bahnen, wo später das Vier-Gänge-Menü serviert wurde. Minu Barati lächelte verschüchtert. Fischer antwortete auf Fragen nur knapp: "Ich bin hier, um mich zu amüsieren." Im Lauf des Abends gab er sich dann aber zusehends lockerer und unterhielt sich im Ballsaal mit den flanierenden Gästen.

Dass Köhler mit dem Eröffnungswalzer keine Schwierigkeiten haben würde, sagte Grünen-Chefin Claudia Roth voraus: Schließlich sei er als ehemaliger Präsident des Internationalen Währungsfonds glattes Parkett gewöhnt. Traditionsgemäß tanzte der Bundespräsident den ersten Tanz mit der Frau des Vorsitzenden der Bundespressekonferenz, Ursula Gößling.

Zum Eingangswalzer wollte auch SPD-Generalsekretär Klaus Uwe Benneter nicht versäumen - getreu seinem Motto: "Es ist immer wichtig, der erste zu sein." Auch am frühen Morgen zeigte er noch keine Müdigkeit und wippte fröhlich übers Parkett.

"Gehobene Unmäßigkeit"

Der stellvertretende FDP-Vorsitzende Rainer Brüderle kündigte an, "in gemäßigtem Umfang zu tanzen", obwohl seine Frau "dazu neigt, zu führen", wie er sagte. Ansonsten liebäugelte er mit dem pfälzischen Wein. Hier könne schon mal eine "gehobene Unmäßigkeit" walten, meinte er heiter. In Feierlaune zeigten sich auch Wirtschaftsminister Wolfgang Clement, der CDU-Abgeordnete Friedrich Merz und CSU-Chef Edmund Stoiber, für den der Bundespresseball in Berlin "eine Selbstverständlichkeit, ein Muss" ist.

FDP-Chef Guido Westerwelle, an der Seite seines Freundes, freute sich darauf, "mit Journalisten zu reden, die sonst auf der anderen Seite des Schreibtisches sitzen". In bester Laune auch Claudia Roth, die sich lediglich ärgerte, dass sie am nächsten Morgen um sechs Uhr aufstehen und zum Landesparteitag nach Dortmund fahren musste.

Schröder und Merkel blieben fern

Zwei Protagonisten der politischen Bühne fehlten allerdings. Bundeskanzler Gerhard Schröder und seine Frau Doris hatten aus familiären Gründen die Teilnahme abgesagt. Und auch CDU-Chefin Angela Merkel blieb dem Ball fern. Regierungssprecher Bela Anda sagte, der Kanzler hoffe bald wieder teilnehmen zu können, wenn die familiäre Situation mit Adoptivtochter Victoria es zulasse. Auch Benneter meinte, Victoria müsse erst noch älter werden, bevor Schröder als Babysitter nicht mehr gebraucht werde.

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Trotziges Motto "Glanzlichter"

Der Bundespresseball stand in diesem Jahr unter einem trotzigen Motto. "Glanzlichter" wollte er setzen "in Zeiten, in denen es für sehr viele Menschen nicht so glänzt, sei es politisch, wirtschaftlich oder auch privat". Es müsse aber auch einen Abend im Jahr geben, an dem Journalisten mit Politikern und Führungskräften aus Industrie und Wirtschaft fröhlich feiern dürften, betonte Veranstalter Alfred Gertler. Arbeitgeberpräsident Dieter Hundt räumte ein, dass es in der Wirtschaft momentan wenige Glanzlichter gebe. DGB-Chef Michael Sommer bestätigte: "Viele Leute haben das Bedürfnis, mal wieder richtig zu feiern."

Viele der 2.500 Gäste suchten den Glanz in persönlichen Momenten. So bezeichnete es die Schriftstellerin Alice Schwarzer als ihr Glanzlicht, dass sie in diesem Jahr einen Bambi bekommen habe. Für Claudia Roth bringt die Tatsache Glanz, dass sie wieder zur Parteichefin gewählt wurde. Für Benneter bedeutet Glanz, dass der SPD-Trend bei Umfragen wieder "steil nach oben" zeigt.

Kein Sparzwang

Rein optisch wurde mit Glanz beim Presseball nicht gespart. Das Eingangsportal war mit einem Vorhang aus tausenden Swarovski-Kristallen geschmückt. Die Wand am roten Teppich war mit unzähligen roten Rosen bestückt, und die Fassade der Rezeptionshalle strahlte im Schimmer von 1.000 Lampen.

Auch kulinarisch wurde einiges geboten. 150 internationale Spitzenköche stellten die Büffets in den Flanierhallen zusammen; Sterne-Koch Thomas Kammeier bekochte die 1.000 platzierten Gäste im Saal Potsdam. Während diese kanadischen Hummer, Gelbschwanz-Makrele, Kalbstafelspitz und Ananas-Kokos-Törtchen verspeisten, hatte die flanierende Menge die Qual der Wahl zwischen der Austernbar, dem Seafood-Buffet, den österreichischen Spezialitäten, dem Pasta-Buffet, den Tapas und der asiatischen Küche. Für die durstigen Kehlen standen 1.700 Flaschen Champagner und 3.600 Flaschen Rot- und Weißwein bereit.

Ein weiteres Glanzlicht war kurz nach Mitternacht der Galaauftritt der Ten Tenors aus Australien. Sie brachten unter anderem ein Medley mit Liedern des deutschen Komponisten Ralph Siegel.

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