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Gérard Depardieu Der russische Pass ist nicht genug

Seit dem Wochenende ist Gérard Depardieu offiziell Russe. Dennoch möchte er noch einen weiteren Pass haben. Ein Gerichtstermin in der alten Heimat Frankreich muss da warten.

Pass-Chaos bei Filmstar Gérard Depardieu: Der Schauspieler sieht sich trotz seines neuen russischen Passes weiterhin als Franzose - will nun aber offenbar auch die belgische Staatsbürgerschaft erwerben. "Ich habe einen russischen Pass, aber ich bin Franzose und ich werde sicherlich auch die doppelte belgische Staatsbürgerschaft haben", sagte der 64-Jährige am Montagabend dem Sportsender L'Equipe 21 am Rande der Gala zur Auszeichnung des Weltfußballers 2012 in Zürich.

Depardieu hatte am Samstag in Russland seinen neuen russischen Pass in Empfang genommen, nachdem ihm Staatschef Wladimir Putin am Donnerstag die russische Staatsbürgerschaft verliehen hatte. Seinen französischen Pass könnte der 64-Jährige damit theoretisch ablegen - seine Äußerung vom Montagabend legt aber nahe, dass er dies nicht vor hat. Sollte er nun auch belgischer Staatsbürger werden, hätte er drei Nationalitäten. Im Dezember war bekannt geworden, dass Depardieu sich in einem belgischen Dorf ein Haus gekauft hat, um den hohen Steuern für Gutverdiener in Frankreich zu entgehen.

Die Annahme des russischen Passes habe nichts mit einer Steuerflucht zu tun, beteuerte Depardieu am Montagabend. "Wenn ich vor dem [französischen] Fiskus hätte fliehen wollen, hätte ich es schon vor langer Zeit getan", sagte der Obelix-Darsteller zu L'Equipe 21. In Russland gilt ein einheitlicher Steuersatz auf alle Einkommen von 13 Prozent.

Nach dem Rausch in Russland, kommt der französische Kater

In seiner Heimat steht allerdings noch ganz anderer Ärger an: Depardieu sträubt sich gegen einen Gerichtstermin wegen einer Trunkenheitsfahrt in Paris. Der Schauspieler beantragte eine Verschiebung der für Dienstag angesetzten Anhörung, was die Staatsanwaltschaft aber ablehnte.

Depardieus Anwalt sagte der Nachrichtenagentur AFP, er könne nicht garantieren, dass der wegen seiner Steuerflucht aus Frankreich unter Beschuss stehende Schauspieler bei dem Termin im Pariser Justizpalast erscheinen werde. Der 64-Jährige sei "aus beruflichen Gründen nicht verfügbar".

Depardieu war Ende November in Paris betrunken mit seinem Motorroller gestürzt. Bei dem Weinliebhaber wurde ein Alkoholwert von 1,8 Promille festgestellt, erlaubt sind in Frankreich höchstens 0,5 Promille. Am Dienstag soll geprüft werden, ob im Zuge eines Schuldeingeständnisses ein längeres Verfahren vermieden werden kann. Dabei schlägt die Staatsanwaltschaft dem Beschuldigten ein milderes Strafmaß vor, wenn sich dieser zu den ihm gemachten Vorwürfen bekennt. Ein Richter müsste eine Einigung zwischen Depardieu und der Staatsanwaltschaft noch absegnen.

Werbung für die neue Heimat

Bei beiden Terminen muss Depardieu anwesend sein, wie die Staatsanwaltschaft klarstellte. Ansonsten kommt es zu keinem Deal und der Fall wird direkt an ein Strafgericht weitergeleitet. Ursprünglich hätte die Anhörung bereits im Dezember stattfinden sollen; sie war aber auf Antrag Depardieus auf Januar verschoben worden. Großes Ungemach droht eigentlich nicht: Weil er niemanden verletzte, dürfte er mit einer Geldstrafe von höchstens 4500 Euro und einigen Punkten im französischen Verkehrsregister davonkommen.

Einen genauen Grund dafür, warum Depardieu bei dem Gerichtstermin angeblich nicht anwesend sein kann, nannte sein Anwalt nicht. Depardieu wollte am Montagabend als Gast der Kür des Weltfußballers 2012 in Zürich beiwohnen. Bei seiner Ankunft am Kongresshaus in Zürich, wo die Gala-Veranstaltung stattfand, scherzte er mit dem Chef des Weltfußballverbands FIFA, Sepp Blatter, der ihn zu der Preisverleihung eingeladen hatte.

Bei der Gala dürfte Depardieu auch Werbung für die Fußballweltmeisterschaft 2018 machen, die in seiner neuen Wahlheimat Russland ausgetragen wird.

ono/AFP AFP

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