Nach Trunkenheitsfahrt Depardieu schwänzt Gerichtstermin

Gérard Depardieu, frisch gebackener Besitzer eines russischen Passes, hat in seinem Heimatland Frankreich einen Gerichtstermin geschwänzt. Der Grund für die Verhandlung: Alkohol am Steuer.

Der 64-Jährige Gérard Depardieu erschien nicht zu einem von der Staatsanwaltschaft anberaumten Treffen im Pariser Justizpalast, weil er nach Angaben seines Anwalts "aus beruflichen Gründen im Ausland" weilte. Der Fall, bei dem es um Lenken eines Motorrollers im betrunkenen Zustand geht, wird nun in einem Strafprozess verhandelt.

"Er wird nicht anwesend sein", sagte Depardieus Anwalt Eric de Caumont, der allein im Pariser Justizpalast erschien, wo dutzende Journalisten warteten. Der Obelix-Darsteller, der Frankreich wegen der Steuererhöhungen den Rücken kehrt und inzwischen einen russischen Pass hat, habe "unbedingt" die Produzenten eines Films treffen müssen, der ab Januar in New York gedreht werde. "Er müsste sich für diese Verhandlung in einer Balkanrepublik aufhalten", sagte Anwalt Caumont. Laut dem Fernsehsender BFMTV war Depardieu für ein Filmfestival in Montenegro.

Depardieu war Ende November in Paris betrunken mit seinem Motorroller gestürzt. Ein Alkoholwert von 1,8 Promille wurde gemessen, erlaubt sind höchstens 0,5 Promille. Vor Gericht sollte eigentlich geprüft werden, ob im Zuge eines Schuldeingeständnisses ein längeres Verfahren vermieden werden könne. Dabei schlägt die Staatsanwaltschaft dem Beschuldigten ein milderes Strafmaß vor, wenn sich dieser zu den ihm gemachten Vorwürfen bekennt. Ein Richter müsste eine Einigung absegnen.

Vergebliche Versuche des Anwalts

Allerdings wäre für einen solchen Deal ein persönliches Erscheinen Depardieus notwendig gewesen. Anwalt Caumont versuchte vergeblich, die Staatsanwaltschaft von einer Verschiebung des Termins zu überzeugen - die Anhörung war bereits auf Bitten Depardieus von Dezember auf Januar verlegt worden. Nun wird der Fall an ein Strafgericht weitergeleitet, vor dem sich Depardieu nach Angaben seines Anwalts "in den kommenden Monaten" verantworten wird müssen. Der Schauspieler wolle sich nicht "vor seiner Verantwortung drücken", beteuerte Caumont. Er werde bei dem Strafprozess erscheinen.

Großes Ungemach droht dem 64-Jährigen wohl nicht: Weil er bei seiner Trunkenheitsfahrt niemanden verletzte, dürfte er mit einer Geldstrafe von höchstens 4500 Euro und einigen Punkten im französischen Verkehrsregister davonkommen. Theoretisch wäre indes auch eine Haftstrafe von bis zu zwei Jahren möglich.

Französischer, russischer und belgischer Pass

Der Gerichtstermin hätte inmitten des Trubels um Depardieus Steuerflucht aus Frankreich stattfinden sollen. Der Schauspieler, der sich mit Filmen wie "Die letzte Metro", "Cyrano de Bergerac" und "Green Card" Weltruhm erspielte und als Obelix-Darsteller in mehreren "Asterix"-Filmen buchstäblich die Leinwand ausfüllte, hat sich mit der sozialistischen Regierung überworfen und sogar damit gedroht, die französische Staatsbürgerschaft abzugeben. Am Samstag holte er sich in Russland seinen neuen russischen Pass ab, nachdem ihm Staatschef Wladimir Putin per Dekret zum Bürger seines Landes erklärt hatte.

Am Montagabend beteuerte Depardieu am Rande der Gala zur Auszeichnung des Weltfußballers 2012 in Zürich, er fühlte sich trotz seines neuen russischen Passes weiter als Franzose - kündigte zugleich aber an, auch die Staatsbürgerschaft Belgiens erlangen zu wollen, wo er ein Haus besitzt.

AFP
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