Mehrfach brachte er sich in Lebensgefahr, 26 Mal wurde er überfallen, einmal landete er im Gefängnis, doch es nahm immer ein gutes Ende. Jetzt ist Überlebensexperte Rüdiger Nehberg im Alter von 84 Jahren verstorben.
Das DB MOBIL-Magazin führte mit dem Menschenrechtsaktivisten das letzte Interview vor seinem Tod. Darin erzählt er, was ihn zu immer neuen Reisen antrieb, wie er sich gegen Gefahren wappnete und welcher seiner Lebensträume noch immer unerfüllt ist.
Rüdiger Nehberg: "Gegen alles hatte ich ein Ass im Ärmel. Oder mehrere"
"Das Risiko war immer mein Hobby", sagte Nehberg. Der Extremabenteurer wanderte zu Fuß durch die Wüste und ohne Ausrüstung durch den Regenwald. Dreimal überquerte er den Atlantik, obwohl er Angst vor Wasser hatte: einmal auf einem Tretboot, dann auf einem Floß und zuletzt auf einem Baumstamm. Kampfschwimmer in Eckernförde hätten ihm die Angst in einem Lehrgang ausgetrieben. "Die haben mich an Händen und Füßen gefesselt ins Wasser geworfen und mir gezeigt, wie man sich rettet: in Rückenlage bringen und die Unterschenkel nutzen – wie ein Fisch seine Schwanzflosse."
Nehberg war ein Profi darin, seine eigenen Ängste und äußerliche Hindernisse zu überwinden. "Wenn ich etwas erleben will, überlege ich, welche Probleme mich erwarten, und bereite mich entsprechend vor. Gegen alles hatte ich ein Ass im Ärmel. Oder mehrere." Hätte Nehberg nicht diesen inneren Drang verspürt, wäre er möglicherweise für immer Bäcker geblieben. Nach einer Lehre zum Bäcker und Konditor führte er eine eigene Konditorei mit 50 Mitarbeitern in Hamburg. Für seine Reisen gab er sie auf.

Ursprünglich sollte Nehberg Banker werden, wie sein Vater. "Ich habe es probiert, aber gemerkt, dass ich nie und nimmer einen Beruf haben möchte, bei dem ich auf dem Stuhl sitze und den Reichtum anderer Leute beobachte. Ich brauche Bewegung, Action", sagte er.
Aus anfänglicher Abenteuerlust wurde eine Lebensaufgabe
Zunächst war es vor allem die Abenteuerlust, die Nehberg antrieb. Doch als er auf seinen Reisen immer wieder auf gesellschaftliche Probleme stieß, entwickelten sich daraus Herzensprojekte, die für Nehberg zur Lebensaufgabe wurden. So widmete er sich vor allem dem Schutz der Yanomami, einem indigenen Volk, die von Goldsuchern bedroht wurden, und setzte sich gegen Genitalverstümmelung ein.
Auch sein eigens gegründeter Verein Target hat es sich zum Ziel gesetzt, die Genitalverstümmelung zu beenden. Gemeinsam kämpften sie darum, die Aufmerksamkeit des saudischen Königs auf das Unrecht zu lenken. "In seinem Land wird zum Glück nicht verstümmelt. Aber als oberster Gebieter über Mekka könnte er die Verurteilung als Sünde auf einem großen Transparent über dem Heiligen Platz verkünden lassen", erklärte Nehberg. "Dort würde man jeden Pilger in seinem tiefsten Herzen erreichen, und das Drama wäre sehr schnell beendet. Das ist mein größter Lebenswunsch! Leider bisher unerfüllt."
Zu seinen Lebzeiten ging Nehbergs Wunsch nicht mehr in Erfüllung. Er selbst sagte im Interview, das Gefährlichste auf seinen Reisen sei schon immer der Mensch gewesen. "Man kann sich auf alles andere einstellen – stürmisches Wetter, gefährliche Tiere, giftige Pflanzen. Nur den Menschen kann man nicht kalkulieren."
Das gesamte Interview gibt es in der neuen Ausgabe von DB MOBIL und hier auch online.